Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
Fernseher ein. »Erkennen Sie dieses Haus?«
Dunkelrot vor Zorn und nach wie vor wütend trotzig wandte Bennett sich zum Bildschirm. Er blinzelte einmal, zweimal. Dann sah er zu Noah. »Das ist das Haus meiner Tochter.«
»Ja, ist es. Sie ist übrigens reizend, kein bisschen wie ihr Abschaum von Vater. Aber sie ist nicht die wahre Freude Ihres Lebens, habe ich recht?«
Bennetts Augen wanderten nervös zurück zum Bildschirm. »Ich weiß nicht, was du da quatschst.«
»Ich rede von Ihrem fünfjährigen Enkel, Christopher. Was würden Sie tun, um ihn zu schützen?«
Bennett zuckte so heftig, als wollte er vom Stuhl aufspringen, und knurrte: »Du Scheißkerl! Halt meine Familie da raus!«
» Du Scheißkerl hast sie zur Zielscheibe gemacht, als du anfingst, unschuldige Kinder zu entführen und zu verkaufen. Gib mir, was ich will, und sie bleiben sicher und glücklich.«
»Nein … du würdest keinem Kind was tun. Das weiß ich. Du rettest Kinder.«
»Du meinst, im Gegensatz zu dir beschütze ich Kinder, während du sie verkaufst. Stimmt’s?«
Bennett funkelte ihn wütend an, blieb jedoch stumm.
Noah seufzte noch einmal. »Das Leben deines Enkels opfern, um Dutzende anderer Kinder zu retten?«, sagte er kopfschüttelnd. »Ich täte es ausgesprochen ungern, aber ich werde es trotzdem tun, wenn es sein muss.«
Ehe Bennett etwas sagen konnte, verstärkte sich die Wirkung des Mittels. Seine Haut verfärbte sich noch dunkler, seine Augen traten noch weiter hervor.
Noah stand auf, beugte sich vor und flüsterte Bennett ins Ohr. »Rede mit mir, Tommy. Ich sorge dafür, dass der Schmerz aufhört. Dein Enkel wäre sicher. Alle wären es. Aber du musst jetzt reden.«
Keuchende Schluchzer entfuhren Bennett, der jetzt hektisch mit dem Kopf nickte. Noah hob die andere Spritze hoch und stach mit der Nadel zu. Binnen Sekunden nahm Bennetts Teint eine gesündere Farbe an, fast normal.
Noah setzte sich wieder Bennett gegenüber hin. »Wo sind die Kinder?«
Bennett pustete zitternd. »Überall. Wir liefern sie an den Käufer und wissen nicht, wo sie hinkommen.«
»Dann verrätst du uns, wo wir den Käufer finden, nicht wahr?«
»Ja, ja, ich erzähle alles.«
»Schön. Und jetzt zu den anderen Geschäften. Ich vermute, über die führst du ebenfalls Buch.«
Bennett nickte und schluckte angestrengt. »Was passiert, wenn ich euch alles verrate?«
»Du wirst zu deinem Wohnsitz in Florida begleitet, wo du uns die Bücher aushändigst.«
»Was ist mit meinen Männern?«
»Die werden auch noch befragt.«
»Und wenn ihr die Informationen habt?«
»Dann wanderst du mit deinen Männern ins Gefängnis. Hattest du etwas anderes erwartet?«
Bennett zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, ihr bringt mich um.«
»Verlockend, aber nein.« Noah sah zu Jordan. »Steht unser Jet bereit?«
»Ja.«
»Gut. Du übernimmst ab hier.« Eiskalte Wut überkam Noah, als er aufstand. Er machte keinen Hehl aus all der Verachtung und dem Hass auf den schweißtriefenden, gefesselten Bennett, als er sich ein letztes Mal zu ihm beugte. »Nur dass du es weißt, du bist für den Tod eines der besten Männer auf dieser Erde verantwortlich. Indem ich dir nicht das Leben nehme, ehre ich seines.«
An den Rand seiner Selbstbeherrschung gelangt, schritt Noah zur Tür, denn er konnte Bennett nicht länger ertragen. Alles holte ihn ein. Er musste möglichst bald möglichst weit weg.
»Geht es dir gut?«, fragte Jordan leise hinter ihm.
»Ja, klar. Übernimmst du alles Weitere?«
»Natürlich.«
Noah ging hinaus.
»Weißt du immer noch nicht, wo du hinwillst?«, rief Jordan ihm nach.
Ohne sich umzudrehen, hob Noah eine Hand, was als Antwort genügen musste. Er könnte jeden Moment zusammenbrechen. Zum Glück wartete ein Flugzeug auf der kleinen Landebahn wenige Meilen von hier, das ihn zu einer abgelegenen Hütte in Minnesota bringen würde. Vereiste Seen, klirrend kalte Luft. Sobald er dort war, allein, würde er loslassen. Aber nicht vorher. Nicht vorher.
Edens Handy klingelte, und Samara musste sehr an sich halten, es ihr nicht direkt aus der Hand zu reißen. Jordan hatte versprochen anzurufen, wenn es vorbei war. Angespannt lauschte Samara der einen Seite des Gesprächs, wobei ihr Adrenalinspiegel in schwindelerregende Höhen schnellte.
»Ist es vorbei?«
»Und er hat euch gegeben, was wir brauchen?«
»Sind alle okay?«
Eden sah zu Samara auf, lächelte und nickte. Ihre Knie wurden gefährlich weich, deshalb setzte Samara sich und lauschte
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