Wenn die Schatten dich finden: Thriller (German Edition)
weiter in der Hoffnung, irgendwann Noahs Namen zu hören.
»Hat er gesagt, wo er hinwill? – Ja, das passt zu ihm. – Ich liebe dich auch. Okay, bis bald.«
Eden klappte ihr Handy zu und lächelte Samara an. »Es ist vorbei, und niemand wurde verletzt. Bennett steht unter Bewachung und ist unterwegs zu seinem Haus, wo er alle Unterlagen über die anderen Kinder und seine sonstigen Geschäfte übergibt.«
Bemüht schluckte Samara den Kloß in ihrem Hals herunter. »Ist Noah dort, bei Bennett?«
»Nein. Jordan sagte, er hat sich mit dem Flieger abgesetzt.«
»Wohin?«
Eden setzte sich neben Samara und nahm ihre Hand. »Das macht er häufiger nach einer Operation. Er sagt keinem, wohin er will. Normalerweise taucht er nach ungefähr einer Woche wieder auf und tut, als wäre er gar nicht weg gewesen.«
Samara konnte ihre Lippen nicht bewegen, um irgendetwas zu sagen. Als sie ihn bat, zu ihr zurückzukommen, hatte er nicht geantwortet. Und sie hatte tief in ihrem Innern gewusst, dass er nicht zurückkommen würde, was sie jedoch nicht davon abhielt, verzweifelt darauf zu hoffen.
Sie holte tief Luft und bedachte ihren nächsten Schritt. Aufgeben war noch nie ihre Sache gewesen. Und Noah McCall war es wert, um ihn zu kämpfen. Sie hatte ihm einmal gesagt, dass sie um den Mann kämpfen würde, den sie liebte. Folglich musste er damit rechnen, dass sie für ihn in die Schlacht zog … und genau das würde sie tun.
Edens leises Lachen riss sie aus ihren Gedanken.
»Was ist so witzig?«
»Ich beobachte nur dein Gesicht. Wenn je eine Frau kampfbereit aussah, dann dürftest du es wohl sein.«
Tatsächlich hob sich Samaras Stimmung ein wenig, und sie brachte sogar ein zaghaftes Lächeln zustande. Eden hatte recht: Sie machte sich für die Schlacht ihres Lebens bereit, die sie unbedingt gewinnen wollte.
15
Tief in seinen Sessel gelehnt, betrachtete Noah die drei Bildschirme vor sich. Er war erst seit ein paar Tagen zu Hause und immer noch dabei, sich auf den neuesten Stand zu bringen.
Mitch, Bennett und seine Handlanger saßen im Gefängnis und warteten auf ihren Prozess. Alle entführten Mädchen waren wieder bei ihren Familien, und die Teenager aus früheren Transporten wurden einer nach dem anderen aufgespürt.
Eigentlich sollte er zufrieden sein. Er hatte mit seiner Vergangenheit abgeschlossen, einige durch und durch schlechte Menschen der Justiz überführt, die sie nie wieder freigäbe. Alles war gut, wasserdicht, sauber und ordentlich.
Nach der üblichen Woche des Zusammenbrechens und Erholens sollte er sich wieder in den Alltag fügen, energiegeladen und erneuert. Normalerweise gehörte auch eine zwei- bis dreitägige Vergnügung mit einer schönen Frau dazu, allerdings war er, was diesen Punkt anging, diesmal vom gewohnten Prozedere abgewichen. Gestern Abend war er sogar automatisch zu Celestes Wohnung gefahren, hatte dann jedoch eine Zeit lang vor ihrem Haus geparkt und war schließlich unverrichteter Dinge wieder weggefahren. Irgendetwas hatte ihn davon abgehalten, aus dem Wagen zu steigen.
Vollkommen bescheuert, denn er schuldete Samara nichts.
Sie war wahrscheinlich inzwischen in ihr Leben zurückgekehrt, genau wie er es sich gewünscht hatte. Eden war ein paar Tage bei ihr geblieben, damit sie auch alle Fürsorge bekam, die sie brauchte, nachdem ihr der verfluchte Peilsender aus dem Arm entfernt worden war. Edens letztem Bericht zufolge schlief Samara gut, aß anständig, und ihre Verletzungen waren fast nicht mehr zu sehen. Sie fand anscheinend den Weg zurück in ihren Alltag. Warum also sollte er nicht verdammt noch mal das Gleiche tun?
Ja, er mochte sie sehr. Samara war die Sorte Frau, die jeder normale Mensch unglaublich gern haben musste. Aber er empfand keine Liebe für sie … nicht die Sorte Liebe, die eine Frau wie Samara verdiente. Er bräuchte sich bloß in die Arbeit zu versenken, und schon würde der brennende, zehrende Schmerz verschwinden.
Die drei Monitore vor ihm zeigten ihm detaillierte Berichte über vermisste Personen überall auf der Welt. Eigentlich schaltete LCR sich nicht in Fälle ein, wenn sie nicht hinzugebeten wurden. Fragte man sie um Hilfe, war Noah trotzdem gern vorbereitet. Dass man es nicht tat, hatte ihn vor Monaten aufmerksam werden lassen, als er begriff, dass Bennett wieder aufgetaucht und aktiv war.
Noah starrte auf das Gesicht eines Mädchens im Kleinkindalter, das vor zwei Wochen aus dem Garten der Familie entführt worden war. Gott, die Unschuld in den
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