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Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Titel: Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita R. Naumann
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ihm. Sie hatte erkannt, dass Gabriel ein ganzer Mann und ein guter Mensch war.
    Ich war in dieser Zeit oft bei meiner anderen Freundin. Jasmin Wolter war erst vor Kurzem hergezogen. Ihr Vater war Arzt und hatte eine Praxis eröffnet. Jasmin war so sportlich wie ich und sie tanzte bei uns in der Volkstanzgruppe mit. Wir verstanden uns blendend. Anett hatte jetzt wenig Zeit, weil sie zu Hause mithelfen musste.
    Eines Tages rief ich meinen Vater Albert in Österreich an und erzählte, was zu Hause los sei. Er lachte herzhaft und sagte:
    „Was soll’s, Luisa. Lass sie! Komm zu mir! Wir haben viel Platz im Haus und außerdem gibt es hier jede Menge Firmen, wo du arbeiten kannst. Österreich ist ein schönes Land und es wird dir gefallen.“
    Kurz vor Ostern fasste ich einen Entschluss. Ich wollte zu Papa ziehen!
    Mama zuckte nur die Schultern, als ich ihr sagte, dass ich nach Österreich übersiedeln wolle. Ich sei schließlich alt genug und müsse wissen, was ich tun will. Jasmin war sehr traurig, dass ich fortging, aber ich kam mit Gabriel nicht klar. Ich musste von zu Hause raus, um mich richtig entfalten zu können.
    Im Frühjahr zog ich also zu Papa in einen kleinen Ort an den Kalterer See. Es war eine wunderschöne Gegend, sehr reizvoll und die Menschen waren nett und freundlich.
    Ich wohnte mit Papas Familie in einem hübschen Haus und bekam eine Arbeitsstelle bei einem Obst- und Weinbauern. Dort machte ich die Buchhaltung und half auch in der Weinhandlung mit, die die Familie besaß. Das Gehalt war gut, und da ich keine Miete zahlen musste, ging es mir gut.
    Papa hatte sich ein Motorrad gekauft und raste damit durch die Gegend. An manchen Tagen, wenn ich freihatte, nahm er mich mit und wir fuhren quer durch Österreich.
    Papa hatte eine urige Gaststätte mitten im Wald ausgemacht. Dort fuhren wir oft hin und tranken Saft oder aßen Kaiserschmarren. Die Gaststätte stand mitten in einem Wald, ein Wasserfall rauschte in der Nähe und der Waldboden war so elastisch und weich, dass man ihn als Trampolin benutzen konnte. Weiter unten durch den Ort rauschte ein reißender Fluss, schwarz wie die Nacht und wunderschön.
    Jedes zweite Wochenende fuhren wir nun hierher. Erst nach Wochen erfuhr ich, warum Papa so gern zu dieser Gaststätte fuhr. Er hatte sich in die Köchin Ebba, eine schwarzhaarige Schöne aus Italien verliebt und sie in ihn. Eines Tages stellte er uns vor. Und einen Tag später lud sie uns zu sich nach Hause ein.
    Sie wohnte in einem kleinen Häuschen und machte Suppe mit Markklößchen und gekochtes Rindfleisch mit Dillsoße.
    Ebba war vielleicht zehn Jahre älter als ich, aber sie war wie eine Freundin für mich. Mit Papa schien sie sich trotz des großen Altersunterschiedes gut zu verstehen.
    Papa hatte sich wieder seiner Kunst zugewandt und war jetzt öfter unterwegs. Er malte Berglandschaften und verkaufte sie, zu unserem Erstaunen, sehr gut. Wenn Papa nicht da war, war ich bei Ebba. Im Winter fuhren wir Ski und tranken aus großen gläsernen Tassen warmen Kakao, auf dem sich stets eine Haut bildete. Das Brot frisch aus der Bäckerei aßen wir mit viel Butter und Käse. Im Sommer besuchten wir ein großes Strandbad, in dem wir all die hübschen Jungs des Ortes trafen.
    Aber die jungen Burschen gefielen mir nicht. Ich stand mehr auf seriöse Männer, Männer mit Stil, aber komischerweise sah ich hier keinen dieser Männer.

    Zweites Kapitel

    Ich war rundum zufrieden in dieser Zeit, wenn auch mein Traum von der schönen Stadt Hamburg nur ein Traum blieb.
    Onkel Hans und seine Frau Martha mochten mich. Oft tuschelten sie und lachten mich an. Und eines Tages fragte Tante Martha, ob ich mir nicht endlich einen Freund suchen wollte.
    Natürlich wollte ich, aber woher nehmen und nicht stehlen?
    „Warum gehst du nicht mal mit Dorle aus?“, fragte Tante Martha. „Sie fährt jeden Samstag in die Stadt in die Disko. Sie nimmt dich bestimmt mal mit.“
    Ich kannte das Nachbarmädel Dorle vom Sehen. Sie war ein dunkelhaariges, fröhliches Mädchen mit einer Menge Humor. Und sie spielte in einer Mädchenband.
    Dorles Eltern waren ziemlich vermögend. Und Dorle fuhr einen ziemlich teuren Schlitten, der in Südtirol schon auffiel. Dorle liebte es, mit ihrem offenen Sportwagen anzugeben und sie fuhr oft in Gegenden, wo reiche Leute lebten.
    An einem Samstag war es dann so weit. Es war ein wunderschöner warmer Abend. Vor der Nobeldisco drängten sich die jungen Leute, aber die Türsteher ließen nicht alle rein.

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