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Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)

Titel: Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita R. Naumann
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den ersten Begegnungen hatte ich bemerkt, dass Ari sich für mich interessierte. Und eines Tages sagte er es mir frei heraus. Ich wäre total sein Typ, und wenn Mati nicht wäre, hätte er um mich gekämpft. Aber sich mit Mati anlegen wollte er nicht, zum anderen wäre es gefährlich.
    Ich fragte nicht, wie er das meinte, denn ich maß seinen Worten damals noch keine Bedeutung bei.
    Mati und ich heirateten. Es war eine kleine Feier im kleinen Kreis. Meine Mama und mein Stiefvater Gabriel konnten nicht zur Hochzeit erscheinen, weil sie auf eine Missionsreise in Afrika waren.
    Oma und Opa war die Reise zu anstrengend, außerdem war es mitten in der Erntezeit und sie hatten keine Zeit.
    So waren nur mein Vater Albert, Tante Martha und Onkel Hans, Ari sowie einige Freundinnen, Marita, Stefanie und Carola dabei.
    Wir verbrachten unsere Flitterwochen am Gardasee und machten einen Abstecher nach Florenz. Als wir zurückkamen, richteten wir unser neues Heim ein. Ich machte alles schön und Mati freute sich über meinen Geschmack und mein Geschick.
    Mati war im Grunde sehr altmodisch. Auf der anderen Seite konnte ich ihn nur mit ein paar unreifen Schnöseln vergleichen, die sich nach einem Streit über einen Monat lang nicht meldeten und einen bei der erstbesten Gelegenheit sitzen ließen. Ihnen fehlte es an Anstand und Benehmen beziehungsweise, wie ich es damals in meiner grenzenlosen Naivität nannte, am Respekt vor den Frauen. Ich war also hellauf begeistert davon, dass Mati sich als echter Gentleman zeigte. Ich nahm rasch die Rolle des Heimchens am Herd ein, kochte für uns, während er mit Blumen nach Hause kam. Er überraschte mich mit liebevollen Gedichten, während ich für ein perfektes Zuhause sorgte. Obwohl er in Estland geboren war, sprach er fließend Deutsch, Englisch, Italienisch und Französisch. Oft kamen russische und italienische Geschäftspartner zu Besuch. Es waren meist junge, gutaussehende Männer, die teure Autos fuhren. Ich blieb dann meistens in der Küche, servierte ihnen Kaffee und Gebäck auf einem kleinen Tablett und kam mir ungeheuer erwachsen vor.
    Im Rückblick glaube ich, dass ich damals nur ein orientierungsloses, einsames Mädchen war, das sich nach Aufmerksamkeit sehnte. Ich wollte gebraucht werden, eine eigene Identität haben und als diejenige geliebt werden, die ich zu sein glaubte. Für mich war es kein Problem in die Rolle der Hausfrau zu schlüpfen.
    Papa und Ebba waren nach Kärnten gezogen. Ebba betrieb eine kleine italienische Taverne, die ganz gut lief. Zu Weihnachten waren wir eingeladen. Mati und ich fuhren viel Skier und nachts schlichen wir uns mitten in der Nacht aus dem Haus, um heimlich zu rauchen. Dann standen wir kichernd hinter dem Haus und rauchten, damit mein Vater nichts von unserem Laster erfuhr. Denn wenn es einen Punkt gab, in denen mein Vater keinen Spaß verstand, dann waren es Zigaretten und Drogen. In dieser Hinsicht gehörte er zum alten Schlag. Alkohol und Schlägereien waren in Ordnung, aber von Drogen wollte er nichts wissen. Papa war ein großer, schlanker Mann, und ich glaube, er war enttäuscht darüber, dass ich mir gerade einen Boxer gesucht hatte. Vermutlich bedauerte er, dass ich mich nicht in einen Künstler, Schriftsteller oder Maler verliebt hatte.
    Was meine Mutter zu meiner Wahl sagte? Sie sah wohl, wenn auch widerwillig, ein, dass ich jetzt volljährig war und meine Entscheidungen allein treffen musste. Wenn wir uns sahen, vermied ich es also, über Dinge zu reden, die sie hätten traurig machen können. Einmal fragte sie mich, wie es denn so in unserer Ehe laufe, wie der Sex war und ob er geizig oder großzügig war.
    Ich war erstaunt. Meine prüde Mama redete über Sex? Mir war die Sache peinlich, so wich ich zu einem anderen Thema aus und sprach darüber, dass Mati sehr großzügig sei und mir jeden Wunsch von den Augen ablese.
    Später, als sie wieder gegangen war, dachte ich über Sex nach. Ich glaube, es gibt einen großen Unterschied zwischen Männern und Frauen, wenn es um Sex geht. Wir Frauen müssen emotional beteiligt, wenn nicht gar verliebt sein, um mit jemand ins Bett zu gehen. In gewisser Weise schenken wir demjenigen, mit dem wir Sex haben, einen Teil unserer Seele und Empfindsamkeit. Männer hingegen können bei jeder Gelegenheit ihren Schwanz rausholen, auch wenn sie besoffen und nur darauf aus sind, irgendeine großbusige Blondine flach zu legen.
    Die tiefen Gefühle sind bei Männern nicht so leicht zu finden. Manchmal

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