Wenn die Seele nicht mehr leiden kann - Gewalt in der Ehe (German Edition)
jeden Abend dafür, dass ich hatte nach Hause kommen dürfen. Auch war ich dankbar dafür, dass ich mit meiner Arbeit David und mich versorgen konnte, Wertschätzung erfuhr und mich gleichzeitig vor Mati geschützt fühlte. Doch mehr als einmal dachte ich daran, dass ich einer misshandelten Frau von einer Flucht nur abraten konnte. Stattdessen würde ich ihr vermutlich sagen: „Bring ihn lieber um, denn wenn du fliehst, wirst du dich umso betrogener und einsamer fühlen. Die Polizei wird dir die kalte Schulter zeigen, das Sozialamt wird dir nur widerwillig etwas Geld zur Verfügung stellen, du wirst in ständiger Angst leben, entdeckt zu werden, und nachts werden dich Albträume verfolgen. Und wirst du irgendwann nach Hause zurückkehren können, wird dein Leben trotzdem ruiniert sein, weil du bis über beide Ohren verschuldet bist. Dein tyrannischer Mann hingegen sitzt nur eine kurze Haftstrafe als Freigänger ab. Er hat es nicht nötig, zu fliehen, weil er auch hinter Gefängnismauern trainieren, sich weiterbilden und für ihn nützliche Menschen kennenlernen kann. Darüber hinaus kann er sich noch vom Gefängniszahnarzt gratis die Zähne richten lassen. Nachdem er ein Drittel seiner Strafe verbüßt hat, wird ihm natürlich geholfen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Zu diesem Zweck besorgt man ihm eine Wohnung und gewährt ihm eine großzügige Finanzhilfe. Das nennt sich dann Rechtsstaat.
Dennoch rate ich davon ab, ihm den Schädel wegzublasen, obwohl deine Zukunft dann im Grunde vielversprechender aussähe - inklusive der kostenlosen Zahnbehandlung ...“
In manchen Wochen ging ich mit Dorle und ihrer Band auf Tournee. Aber David war immer die Nummer eins für mich. Wenn ich auf Reisen oder längere Zeit fort gewesen war, bemühte ich mich danach immer, mich besonders intensiv um ihn zu kümmern. Was Mati anging, so waren es weiterhin meine Eltern, die den Kontakt zu ihm pflegten. Doch war ich mutiger geworden. Ich wollte ihm wirklich zeigen, wie viel Geld ich inzwischen verdiente. Ich wollte ihm zeigen, dass ich etwas wert war und von anderen Menschen als schön empfunden wurde. Er, der mich stets als unfähig bezeichnet hatte, sollte mit eigenen Augen sehen, was ich mir aufgebaut hatte! Er verwandelte sich immer mehr in einen Papiertiger, der keine Macht mehr über mich hatte.
Von vielen wurden wir geliebt und bejubelt - von anderen gehasst und verhöhnt. Was mich in dieser Zeit rettete, war das dicke Fell, das ich mir bereits zugelegt hatte. Während der jahrelangen Gehirnwäsche durch Mati war mir immer wieder eingetrichtert worden, wie dämlich und nutzlos ich sei. Wenn ich jetzt also boshafte Kritiken las, die uns als hirnlose Schnulzensänger hinstellten, konnte mich das nicht brechen, denn ich war bereits gebrochen. Ich sagte mir immer wieder, dass mir gleichgültig war, was die Zeitungen schrieben. Denn ich tat das alles für mich selbst, nicht für sie. Gleichzeitig schwor ich mir, nie einen anderen Menschen nur nach seinem Aussehen zu beurteilen. Ich würde mich stets bemühen herauszufinden, was sich hinter dem Äußeren verbirgt. Es ist ja nicht auszuschließen, dass jemand trotz Silikonbrüste über ein Herz und eine Seele verfügt und auch über eine individuelle Geschichte, die das jetzige Leben verständlich macht. Was mich am meisten verletzte, waren die kalten und zynischen Angriffe der deutschen Medien. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie viel Ignoranz und Vorurteile dort existieren.
An einem Tag im Frühling rief unser Manager an und machte uns einen verlockenden Vorschlag. Aus mehr oder minder interessanten Anlässen waren wir in letzter Zeit viel in der Presse gewesen. Dorle und ich spürten beide, dass es an der Zeit war, etwas Neues auszuprobieren. Ein Filmproduzent wollte einen Musikfilm drehen und Dorle und ich sollten die Hauptrolle übernehmen. Wir sollten ein Zwillingspaar spielen, das sich hasst und liebt.
Wir überlegten gerade noch, ob wir das Angebot annehmen sollten, als Ari anrief. Er teilte mir mit, dass Mati wegen guter Führung aus dem Gefängnis entlassen werden sollte.
Ich war schockiert. Mati würde bestimmt in unserer Wohnung auftauchen und nach dem Geld suchen.
Dorle merkte, dass irgendetwas passiert sein musste und ich vertraute mich ihr an.
Dorle hörte ernst zu, dann sagte sie: „Dieses Schwein hat mehr als den Tod verdient, Luisa. Niemals im Leben hätte ich gedacht, dass er zu so etwas fähig ist.“
Wir kamen überein, dass ich in der
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