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Wenn Die Seele Verletzt Ist

Wenn Die Seele Verletzt Ist

Titel: Wenn Die Seele Verletzt Ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Sautter
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„small-t-trauma“ ist meiner Überzeugung nach unpassend, da er suggeriert, das Leid der Menschen mit dem „small-t-trauma“ sei weniger schlimm. Das ist jedoch nicht der Fall, denn die Symptomatik unterscheidet sich nicht! Im Gegensatz zu denjenigen, die ein schlimmes traumatisches Einzelereignis benennen können, glauben die Klienten, die an einem „small-t“ leiden, eigentlich keinen Grund dafür zu haben, daß es ihnen schlecht geht. Körperliche, sexuelle und verbale Gewalt und/oder mehrdeutige Kommunikation waren in ihren Familien ganz normal. Mit der Zeit verinnerlichten sie die Meinung ihrer Familien, es liege ausschließlich an ihnen selbst, daß es ihnen so schlecht gehe, und sie sind von ihren Defiziten überzeugt. Aus diesem Grund kann die Heilung der seelischen Wunden durch ein „small-t-trauma“ länger dauern als die eines „Big T-Traumas“.
     
    Abschließend noch einmal alle Ursachen von Traumata in der Übersicht:
     
    1 Naturkatastrophen:
    • Erdbeben, Vulkanausbrüche, schwere Stürme, Überschwemmungen
     
    2 Durch Menschen direkt oder indirekt verursachte Katastrophen; Gewalttaten:
    • Verkehrsunfälle, Großbrände, Verseuchung der Umwelt, Kernkraftunfälle;
    •Mobbing, Mißhandlung durch Jugendbanden
    •Katastrophen als Folge menschlicher Aggressivität und Grausamkeit wie Geiselnahme, Kidnapping, Terrorismus, Folter, Vergewaltigung, Krieg, Völkermord;
     
    3 Sexuelle Gewalt und ihre Vermarktung:
    • Sadismus und sexuelle Ausbeutung und deren Darstellung und Vermarktung im Internet wie zum Beispiel Kinderpornographie;
    •Erzwungene Prostitution;
    •Rituelle sexuelle Gewalt durch Satanisten.
     
    4 Katastrophen innerhalb der Familie:
    • Emotionale und körperliche Mißhandlung, sexueller Mißbrauch und/oder massive Vernachlässigung;
    •Erleben schwerer Gewalttätigkeit an anderen;
    •Schwere Trennungserlebnisse;
    •Alkohol- oder Drogensucht der Eltern;
    •Schwere eigene und familiäre Erkrankungen, Tod der Eltern oder eines Partners.
     
    Nicht alle Menschen, die ein Trauma erleben, entwickeln Symptome. Es scheint durchaus Möglichkeiten zu geben, Traumata zu verarbeiten. Durch die Arbeit der Entwicklungspsychologin Emmy Werner, auf deren Lebenswerk wir im nächsten Kapitel eingehen, kennen wir heute die Schutzfaktoren die bei einer glücklichen Verarbeitung helfen, aber auch die Risikofaktoren die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, daß ein Mensch das Trauma eben nicht gut verarbeitet und danach Symptome oder Verhaltensweisen zurückbehält, die ihn selbst stören und behindern.
    Einer der wichtigsten Faktoren ist Armut, die zum Beispiel dadurch entsteht, daß Menschen arbeitslos sind oder in einer Gegend leben, wo es keine Arbeit gibt. Daraus resultieren beengte bis völlig unzureichende Wohnmöglichkeiten. Familie und Freunde leben meist in ähnlichen Verhältnissen und können nicht wirklich helfen. Nicht nur in der Dritten Welt finden wir in den Slums großer Städte oder in Palästina solche Zustände; auch in den USA und in Europa, vor allem in den ehemaligen Staaten der Sowjetunion gibt es genügend Menschen, die unter solchen armseligen Bedingungen leben müssen. Daß die Gewaltbereitschaft in solchen Gegenden wächst, können wir täglich aus den Nachrichten entnehmen. Dysfunktionale Familienstrukturen, die durch Streit, Aggression und Gewalt geprägt sind und in denen die Mißhandlung von Kindern zum Alltag gehört, stellen ebenfalls einen Risikofaktor dar. Hier ist auch der Suizid (Selbstmord) eines Elternteils zu nennen, der tiefe Spuren in der Seele jedes betroffenen Kindes hinterläßt. Aber auch die Scheidungskriege von Paaren, die vergessen, daß sie in erster Linie Eltern für ihre Kinder sind und diese als Druckmittel gegenüber dem Expartner mißbrauchen, können den Nachwuchs traumatisieren.
    Wenn Vater oder Mutter oder beide Eltern an einer Sucht erkranken, sind die Auswirkungen bei den Kindern meist deutlich zu erkennen. Selbst wenn der Alkohol-, Drogen- oder Tablettensüchtige nicht gewalttätig ist, wird die Sucht vor der Außenwelt meist geheim gehalten – mit allen Folgen für die Kinder. In unsere Praxis kamen einige Familien wegen eines Kindes, das sich in Kindergarten oder Schule in eisernes Schweigen hüllte. Häufig waren Familiengeheimnisse wie zum Beispiel die Alkoholsucht eines Elternteils die Ursache. Da dem Kind unter Strafandrohung verboten wird, darüber zu sprechen, sagt es lieber gar nichts, um nur ja keinen Fehler zu

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