Wenn Die Seele Verletzt Ist
schnell zu atmen, woraus eine Verschiebung im Blutgasgemisch entsteht, durch die es zu vorübergehenden leichten Krämpfen (Pfötchenstellung der Hände, Ringmuskelkrampf der Lippen) kommt, die sich sofort wieder lösen,wenn der Betroffene in die vor der Nase zusammengelegten Hände atmet und damit das Blutgasgemisch wieder normalisiert. Das Hyperventilationssyndrom ist völlig ungefährlich, wird aber als sehr erschreckend erlebt.
• F 45.4 anhaltende somatoforme Schmerzstörung - Die vorherrschende Beschwerde ist ein andauernder schwerer und quälender Schmerz, der durch einen physiologischen Prozeß oder eine körperliche Störung nicht vollständig erklärt werden kann.
Eine besondere Rolle nehmen die chronischen Unterbauchschmerzen – Pelipathie – der Frauen ein. Viele Studien stellten fest, daß über 50% der daran leidenden Frauen über einen sexuellen Mißbrauch und/oder körperliche Mißhandlung in der Kindheit berichten konnten (Lampe und Söllner in Egle, S. 248). Diese Symptomatik erlaubt den betroffenen Frauen, den Geschlechtsverkehr mit ihren Partnern abzulehnen und sich vor einer Erinnerung an ihr Trauma zu schützen.
Eine meiner Klientinnen entwickelte die Störung gut 15 Jahre nach dem sexuellen Mißbrauch durch den Vater. Sie hatte diese schrecklichen Erfahrungen vollkommen abgespalten und lebte symptomfrei. Als sie mit 16 Jahren die erste längere Beziehung zu einem, wie sie selbst sagt, väterlichen, um 10 Jahre älteren Freund hatte, begannen die Kopfschmerzen. Obwohl der Freund liebevoll war und sie die Beziehung als harmonisch beschreibt, genügte der Zusammenhang – väterlicher Mann – Sexualität –, um das Trauma anzutriggern. Die Klientin entwickelte eine Schmerzstörung.
Ein sexueller Mißbrauch allein genügt meist nicht, um eine so schwerwiegende Störung auszubilden. Die Familiensituation ist meist von Brüchen und Trennungen geprägt. Häufig herrscht Gewalt in Form von psychischer und körperlicher Mißhandlung. Die Mutter ist als Beziehungsperson nicht verfügbar, sei es durch eine berufsmäßige Abwesenheit oder durch psychisch bedingte Faktoren. Im Falle meiner Klientin ließen sich die Eltern scheiden, als die Klientin zwei Jahre alt war. Der Vater rächte sich für diese Kränkung durch den sexuellen Mißbrauch am Kleinkind. Der Mutter sind Episoden in Erinnerung, wonach sich das kleine Mädchen weigerte, denVater zu besuchen. Es erbrach sich und versteckte sich unter dem Bett. Für die Klientin war besonders schlimm, daß die Mutter sie trotzdem dem Vater auslieferte. Beendet wurde das Martyrium erst, als der zweite Ehemann der Mutter das Jugendamt vom heftigen Abwehrverhalten des Mädchens unterrichtete und der Kontakt daraufhin abgebrochen wurde. Diese Ehe wurde ebenfalls geschieden.
Der dritte Ehemann brachte einen eigenen Sohn mit in die Ehe. Der gleichaltrige Junge tyrannisierte die inzwischen Achtjährige und mißhandelte sie, indem er sie zum Beispiel mit dem Kopf gegen die Wand schlug, wenn sie sich ihm widersetzte. Außerdem versuchte er, sie unter Decken zu ersticken, Taten, für die er nie zur Rechenschaft gezogen wurde. Im Gegenteil wurde dafür immer die Klientin verprügelt.
Mit 12 Jahren äußerte die Klientin den Wunsch, in ein Heim zu kommen. Das Heim war leider äußerst schlecht geführt. Die Betreuer taten nichts, um die Mädchen vor den nächtlichen Übergriffen der Jungen zu schützen. Die Klientin flüchtete aus dem Heim, wurde auf einem Bahnhof aufgegriffen und in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie eingeliefert, wo sie einige Wochen verbrachte.
Trotz des schrecklichen Bruders zog es die Klientin vor, in die Familie zurückzukehren. Der dritte Mann der Mutter behandelte das Mädchen freundlich. Sie war inzwischen vollkommen angepaßt und sehr bemüht, möglichst keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Als sie 17 Jahre alt war, entstanden mit dem ersten Freund ihre schweren Kopfschmerzen, die sie jetzt, 17 Jahre später, immer noch hat. Die Klientin hat nie Menschen kennengelernt, die sie vorbehaltlos unterstützen und schätzen. Sie fühlt sich nie wirklich sicher und lebt in einem Zustand ständiger Spannung. Besonders schlimm ist für sie, daß sie von vielen Ärzten entweder als Simulantin hingestellt wird oder aber ihr unterstellt wird, sie wolle in Wirklichkeit nicht gesund werden.
Angststörungen
Eine Angst- oder Panikstörung wird im ICD 10 im Kapitel F41 folgendermaßen beschrieben: „Das wesentliche
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