Wenn Die Seele Verletzt Ist
traumatischen Erlebnis in der Kindheit zu tun haben:
Eine Klientin sprach von ihrer Angst, durch Tunnel zu gehen oder zu fahren, was sie, da sie in einer Großstadt lebte, in ihrer Mobilität enorm einschränkte.Als ich genauer nachfragte, präzisierte sie, daß sie nicht der Tunnel, sondern die oft an der Tunneldecke verlegten Röhren in Panik versetzten. Diese Röhren erinnerten sie an Schlangen, von denen sie sich bedroht fühlte. Im Laufe der Therapie erwähnte sie den Geruch der Schlangen und fügte quasi in einem Nebensatz hinzu, daß es doch merkwürdig sei, daß männliche Geschlechtsteile genauso röchen. Allmählich tauchten Erinnerungen an einen häufigen oralen Mißbrauch durch den Vater auf. Als sie sich mit dem eigentlichen Trauma auseinandersetzte, verlor sie die Angst vor Tunneln.
Depressionen
Eine Depression ist eine schwere, häufig lebensgefährliche Erkrankung, da sich die meisten Depressiven mit Gedanken an Selbstmord beschäftigen, und die Gefahr eines Suizides ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen. Der Betroffene hat außer Ängsten keine Gefühle. Er verliert das Interesse an seiner Umwelt und klagt über Freudlosigkeit. Sein Selbstwertgefühl ist am Boden, Selbstvertrauen existiert nicht mehr und von der Zukunft ist nichts Gutes zu erwarten. Alles wird ihm zuviel, so daß ihm selbst Aufgaben, die er früher mit Leichtigkeit verrichtete, schwer fallen. Schon nach kleinen Anstrengungen tritt deutliche Müdigkeit auf. Dazu kommt erschwerend, daß er sich schlecht konzentrieren kann. Der Schlaf ist gestört. Der Depressive wacht meist früh auf und wird dann von seinen Gedanken gequält. Bei Kindern und Jugendlichen äußern sich Depressionen eher untypisch. Hier können motorische Unruhe und Reizbarkeit im Vordergrund stehen.
Die Ursachen von Depressionen sind nicht immer traumatisch, doch ein Trauma steigert das Risiko, depressiv zu werden. Dies wurde erstmals in den 60er Jahren an den Symptomen von Überlebenden der Konzentrationslager festgestellt. Neuere Studien in Neuseeland fanden heraus, daß Frauen nach einem sexuellen Mißbrauch in der Kindheit um 30 bis 40% häufiger an Depressionen litten als nicht traumatisierte (Mullen 1988, 1993 in Egle, S. 195). Je schwerer der sexuelle Mißbrauch, je häufiger er stattfand und je länger er dauerte, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, im Erwachsenenalter eine Depression zu entwickeln. Bei Männern fand sich hingegen kein Zusammenhang.
Frühe Verluste eines Elternteils führen dann zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, an einer Depression zu erkranken, wenn der zurückbleibende Erwachsene schlecht mit der Situation zurechtkommt. Eine britische Studie (National Child Development Study in Egle, S. 199) nannte chronische finanzielle Probleme, familiäre Disharmonie, Scheidung und längere Trennung von den Eltern vor dem siebten Lebensjahr als entscheidende Risikofaktoren, eine Depression zu entwickeln. Eine amerikanische Studie (Kessler 1997 in Egle, S. 200) wies darauf hin, daß die Häufung von Risikofaktoren entscheidend sei. Es wäre falsch, bei jedem depressiv Erkrankten ein Trauma zu vermuten. Häufig treten Depressionen in Folge von Überlastung auf, sei es im Beruf oder durch die Aufgabe, ein krankes oder schwieriges Kind zu betreuen oder schwer kranke oder alte Angehörige zu pflegen. In schweren Fällen sollte man zu Medikamenten, zu Antidepressiva raten. Durch den psychischen Streß, den eine Depression verursacht, gerät der Hormonstoffwechsel völlig durcheinander. Dieses Ungleichgewicht im Körper verursacht wiederum Symptome. Nach unserer wiederholten Erfahrung kann der Klient die therapeutischen Interventionen überhaupt erst dann für sich verwerten, wenn mit Hilfe eines Antidepressivums der Stoffwechsel wieder in geregelten Bahnen läuft. Bis das Mittel wirkt, was ungefähr drei Wochen dauert, dienen die therapeutischen Gespräche vor allem der Unterstützung und Begleitung des Erkrankten.
Zwangserkrankungen
Die Zwangsstörung wird im ICD 10 unter F 42 folgendermaßen charakterisiert: „Wesentliches Kennzeichen dieser Störung sind wiederkehrende Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Zwangsgedanken sind Ideen, Vorstellungen oder Impulse, die den Patienten immer wieder stereotyp beschäftigen. Sie sind fast immer quälend, weil sie als sinnlos erlebt werden;erfolglos versucht die betroffene Person, Widerstand zu leisten.“
Meist drehen sich die Zwänge um folgende Themen: um
Weitere Kostenlose Bücher