Wenn die Sinne erwachen - (Teil 1), erotischer, historischer Roman (German Edition)
seine
Kapitänsmütze in den Händen.
„Vielleicht möchtet
Ihr Euch setzen? Ich habe bedauerliche Nachrichten - Euren Mann
betreffend!“
Irritiert schaute Cara
ihn an. Bedauerliche Nachrichten? Sie hatte gehofft er würde ihr
berichten, dass Devalier verhaftet worden wäre! Himmel was war mit
Devalier? Sie schluckte trocken, setzte sich jedoch gehorsam auf das
schmuddelige Bett und wartete nervös ab, was der Kapitän ihr
mitteilen würde.
„Ich muss Euch
mitteilen, dass Euer Mann aller Wahrscheinlichkeit nach ein … ähm
... ein Betrüger ist!“ Cara schaute den Kapitän mit großen Augen
an. Natürlich war Devalier ein Betrüger! Viel schlimmer noch - er
war ein Mörder! Das stand doch ganz klar auf dem Steckbrief, den sie
ihm gestern Nacht zugesteckt hatte. Verständnislos schaute sie den
älteren Mann an. Hatte der Kapitän den Steckbrief nicht gelesen?
„Ihr Mann hat versucht,
den Zigarrenfabrikanten Derham, um eine sehr große Summe zu
prellen“, fuhr der Kapitän verlegen fort. „Derham hat
erdrückende Beweise gegen Euren Mann!“ Cara schaute den Kapitän
mit riesigen Augen an und brachte kein Wort hervor.
„Es tut mir leid, dass
ich Euch diese Nachricht, so kurz nach Eurer Trauung, nicht ersparen
kann!“ Der graubärtige Mann legte Caras Sprachlosigkeit und
Entsetzen zu ihren Gunsten aus. Vermutlich hielt er sie für zu jung
oder auch für zu dumm, um in Devaliers Machenschaften mit verstrickt
zu sein. Ihr entsetztes Gesicht war ihm offenbar Beweis genug. Dabei
war Cara weniger über seine Botschaft entsetzt, als viel mehr
darüber, dass das Schwein Devalier nicht wegen Mordes, sondern nur wegen Betrugs an einem fetten, weißen Zigarrenfabrikanten
verhaftet worden war! Ihre Botschaft hatte der Kapitän überhaupt
nicht verstanden und selbst wenn, hätte er vermutlich nichts
unternommen! Aber wenn ein fetter, reicher Weißer … ! Cara schloss
die Augen. Tränen der Wut brannten darin. Eigentlich sollte es ihr
egal sein, weswegen dieser verfluchte Scheißkerl verhaftet worden
war. Aber wenn sie an die vergangenen Wochen dachte, die unendliche
Schande und Erniedrigungen, die sie über sich ergehen lassen hatte,
weil sie darin ihren einzigen Fluchtweg gesehen hatte… ! Alles
umsonst! Die Anzeige eines betuchten Weißen hatte ausgereicht, um
Devalier hinter Gitter zu bringen! Alles was sie mit Devalier getan
hatte, war völlig umsonst gewesen! Aller Erniedrigungen, alle
Schmach! Sie hätte einfach nur abwarten müssen! Tränen voller
Bitterkeit rannen ihr die Wangen herunter.
„Bitte, Mrs. Devalier!
Nicht weinen! Wenn Ihr wollt, lasse ich Euch gerne eine Kutsche
kommen, die Euch zum Sheriff bringt. Ihr wollt Eurem Mann vermutlich
ein paar Dinge bringen!“
Cara schniefte und nahm
dankbar das Taschentuch an, das der Kapitän ihr reichte. In ihrem
Kopf rasten die Gedanken. Nie im Leben würde sie diesem Schwein
irgendetwas bringen, geschweige denn ihm helfen! Was ist zu tun? ,
überlegte sie fieberhaft. Sie entschloss sich, zunächst einmal die
Rolle zu spielen, die der Kapitän ihr offenbar zugedacht hatte: die
ahnungslose, junge Ehefrau, die überrascht war, dass ihr junger,
hübscher Ehemann ein Betrüger war.
„Ist unser Gepäck noch
an Bord?“, fragte sie den Kapitän und versuchte sich die Freude
nicht anmerken zu lassen, als dieser nickte. Sie dachte frohlockend
an die rund fünfhundert Dollar, die in einer der Taschen steckten. Wenn ich dann noch die tausend Dollar dazurechne, die auf den Kopf
dieses Schweins ausgesetzt sind … ! , dachte Cara voller Hass.
„Habt Ihr den Zettel
noch, den ich Euch gestern Abend gegeben habe?“, fragte sie den
Kapitän. Dieser wirkte für einen Moment etwas verwirrt, schien sich
dann aber zu erinnern, kramte kurz in seiner Jackentasche und gab ihr
dann lächelnd das vergilbte Stück Papier zurück.
Mit zitternden Händen
nahm Cara es entgegen. Damit er nicht auf die Idee kam, sie zu
fragen, was es mit dem Stück Papier auf sich hatte, bat sie ihn mit
großen Augen: „Ich glaube ich nehme Euer freundliches Angebot an,
Kapitän! Es wäre schön, wenn Ihr mir eine Kutsche rufen könntet!“
Eine halbe Stunde später
saß Cara in der Kutsche und ließ sich zu einem Gästehaus fahren.
Ihre Freude über die wiedergewonnene Freiheit kannte keine Grenzen.
Sie weinte, schrie und schluchzte gleichermaßen vor Freude und
Schmerz. Es kümmerte sie nicht, dass der Kutscher vor ihr immer
wieder besorgt nach hinten schaute. Sengend heiße Tränen liefen
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