Wenn die Sinne erwachen - (Teil 1), erotischer, historischer Roman (German Edition)
wieder und wieder ihren Plan durch. Sie würde
warten bis sie auf dem Landungssteg waren. Dieser war schmal und man
ging in der Regel im Gänsemarsch von Bord. Devalier würde bestimmt
dafür sorgen, dass sie hinter ihm lief. Das konnte ihr nur recht
sein, denn dann hätte sie ein paar Sekunden mehr Zeit, um
unbeobachtet von ihm über das Geländer zu klettern und in den Fluss
zu springen.
Bei dem Gedanken begann
sie vor Aufregung zu schwitzen. In ihrem Magen herrschte Aufruhr und
ihr Herz pochte unglaublich schnell. Sie ermahnte sich wieder und
wieder. Sie durfte sich nichts anmerken lassen, bis zur letzten
Sekunde. Es war ihre einzige Chance! Im braunen Mississippi-Wasser
würde sie versuchen unter das Schiff zu tauchen, um auf der anderen
Seite wieder nach oben zu kommen. Dort würde sie sich hoffentlich
unterhalb des schützenden Schiffsbauchs solange versteckt halten
können, bis man die Suchaktion nach ihr aufgeben würde. Die
wenigsten Menschen an Bord würden erwarten, dass eine Sklavin
schwimmen konnte.
Cara saß auf dem Bett,
drückte nervös und verzweifelt ihre feuchten Hände, während sie
auf die Rückkehr Devaliers wartete. Er lässt sich aber verdammt
viel Zeit mit dem Gepäck , murrte sie innerlich. Sie wollte
endlich nach oben und die ganze Sache zu Ende bringen! Der Mut der
Verzweiflung trieb sie an und machte sie stark. Mit jeder Sekunde die
verging, brannte sie mehr und mehr darauf, sich in den Mississippi zu
stürzen! Entweder sie ersoff jämmerlich, oder sie entkam, obwohl
sie dann auch nicht wusste, wie es weitergehen sollte. Darüber
werde ich mir Gedanken machen, wenn es soweit ist.
Nervös ging sie in der
Kabine auf und ab. Das Signal von Bord zu gehen, war bereits dreimal
ertönt und dieser verdammte Kerl ließ sich noch immer nicht
blicken.
Die Freiheit war so
unglaublich nahe! Wo blieb dieses elende Schwein nur?
Cara wurde immer
unruhiger und schaute auf die Kabinentür. Sollte sie es wagen und
jetzt schon versuchen unbemerkt zu entkommen? Der Gedanke war
verlockend. Unwillkürlich machte sie einen Schritt auf die Tür zu.
Wenn er sie allerdings erwischen würde, nachdem sie die Kabine ohne
seine Erlaubnis verlassen hatte, würden sich ihre Chancen eindeutig
verschlechtern. Wenn es ihr aber gelänge zu entfliehen … !
Mutig ging sie zur Tür.
Sie war bereit das Risiko auf sich zu nehmen! Sie drehte den Türknauf
und im selben Moment hörte sie wildes Männergeschrei und polternde
Schritte, die die Treppe herunter eilten. Wenig später fielen
Schüsse. Erschrocken lief Cara in die Kabine zurück und versteckte
sich hinter dem Bett. Vor ihrer Tür hörte sie Devaliers und weitere
Männerstimmen, die alle wild durcheinander schrien.
Angestrengt versuchte
Cara irgendetwas aus dem Fluch- und Wutgebrüll zu verstehen. Immer
wieder hörte sie Devalier schreien: „Ihr habt den Falschen
verdammt nochmal! Lasst mich endlich los, ihr verdammten Hurensöhne!“
„Wenn du der Falsche
bist, dann hör auf zu zappeln und komm einfach mit. Das kann der
Sheriff ja leicht feststellen!“
Cara wollte ihren Ohren
nicht trauen. Hatte sie das eben tatsächlich gehört oder war das
nur verzweifeltes Wunschdenken gewesen? Sie konnte und wollte es
nicht glauben, aus Angst wieder fürchterlich enttäuscht zu werden.
Nach all den schrecklichen Tagen und Wochen hier an Bord, nach all
den Grausamkeiten, Erniedrigungen, Beschimpfungen und schamerfüllten
Momenten, sollte es das Schicksal plötzlich wieder gut mit ihr
meinen?
Angestrengt versuchte sie
weitere Wortfetzen aus dem Kampfgetümmel vor ihrer Tür zu verstehen
– doch außer den langgezogenen Wutschreien von Devalier, heftigen
Flüchen und schweren polternden Schritten, die sich entfernten, war
nichts zu verstehen. Unter Deck wurde es leiser, die Streithähne
befanden sich jetzt offenbar an Deck.
Cara saß da und wußte
nicht was sie tun sollte. Was zur Hölle war da draußen los?
Entschlossen stand sie auf, öffnete die Kabinentür und zuckte
erschrocken zurück. Vor ihr stand der graubärtige Kapitän der
Mississippi Queen und lächelte sie freundlich an. Offenbar wollte er
zu ihr.
„Guten Tag, Mrs.
Devalier. Darf ich kurz hereinkommen?“
Cara brachte kein Wort
hervor und trat stattdessen einen Schritt beiseite. Sie schämte sich
für den schmuddeligen Zustand der Kabine, doch das ließ sich jetzt
nicht ändern. Gespannt wartete sie, was der Kapitän ihr mitzuteilen
hatte. Dieser schaute sie etwas betreten an und drehte verlegen
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