Wenn die Sinne erwachen - (Teil 1), erotischer, historischer Roman (German Edition)
betrat, verstummte das Stimmengewirr
zwar nicht, aber es wurde schlagartig leiser. Alle Blicke ruhten auf
ihr, der Mulattin und dem hübschen, blonden Mann mit dem gewinnenden
Lächeln.
Die
fein herausgeputzten Damen erfassten die Situation mit einem Blick
und wandten Cara demonstrativ den Rücken zu. Sie war die einzige
farbige Frau im Raum und sie gehörte ganz offensichtlich nicht zum
Personal. Jeder wußte, dass sie Devaliers Mätresse war, - höflich
ausgedrückt! Die Männer ließen ihre Blicke ebenfalls abschätzend
über Caras Körper schweifen und warfen Devalier zum Teil
anerkennende Blicke zu. Cara erkannte sofort, dass keiner der hier
Anwesenden, auch nur einen Finger heben würde, um ihr zu helfen. Ein
dicker Kloß machte sich in ihrem Hals breit. Was um Himmels Willen
sollte sie nur tun?
In
diesem Moment kam ein dicker, großer Herr auf Devalier zu und
begrüßte ihn wie einen alten Freund. Seine kleinen blauen Augen
ruhten dabei neugierig auf Cara. Er stellte sich als James Derham,
Zigarrenfabrikant aus Chesterfield vor, doch Cara schenkte ihm keine
weitere Beachtung. Ihr Gehirn war fieberhaft damit beschäftigt nach
einer Lösung zu suchen. Im nächsten Moment hörte sie, wie Devalier
von dem Dicken zu einem Drink an der Bar eingeladen wurde. Cara war
sich sicher, dass Devalier ablehnen würde, doch zu ihrem großen
Erstaunen, nahm er die Einladung des Zigarrenfabrikanten bereitwillig
an. Wenig später tranken die beiden Männer Whiskey und unterhielten
sich über irgendwelche Geschäfte. Cara witterte ihre Chance.
„ Verzeih
Liebling“, sie schenkte Devalier ein hinreißendes Lächeln und
Derham einen entschuldigenden Blick. „Ich verstehe nichts von euren
Geschäften. Ich gehe solange etwas frische Luft schnappen!“ Ohne
seine Antwort abzuwarten, wandte sie sich ab und schlenderte langsam
zur Tür, wobei sie voller Angst jede Sekunde damit rechnete, dass
Devaliers Stimme sie zurückrufen würde. Doch er ließ sie gehen!
Wohin sollte sie auch schon gehen - oder fliehen?! Immerhin waren sie
auf einem Boot, das sich auf der Mitte des Mississippis befand –
und es waren nur weiße Passagiere an Bord!
Caras
Herz raste, als sie endlich draußen stand und die feuchtwarme
Nachtluft tief in sich einatmete. Unauffällig schaute sie sich um.
Und das erste Mal seit Tagen schien ihr das Glück wieder hold zu
sein. Der Kapitän des Dampfers kletterte gerade die Treppe vom
oberen Deck herunter. Völlig überrumpelt von diesem unerwarteten
Zufall, stand Cara an der Tür - ihre Zunge war wie gelähmt. Sie
starrte den graubärtigen Mann nur mit großen, verzweifelten Augen
an. Als dieser an ihr vorbeiging und sie noch immer nichts sagen
konnte, blieb er verdutzt stehen: „Ist alles in Ordnung, Mrs.
Devalier?“, fragte er höflich und gleichzeitig etwas besorgt. Cara
versuchte zu sprechen, doch es kam nur ein hilfloses Krächzen aus
ihrer trockenen Kehle.
„ Geht
es Euch noch immer nicht besser? Euer Mann sagte, dass Ihr wegen des
Schiffschaukelns, das Bett nicht verlassen könnt!“
Die
junge Frau machte einen seltsam verstörten Eindruck auf ihn. „Soll
ich Euch zu Eurem Ehemann bringen. Er schaut schon ganz besorgt zu
uns herüber!“, versuchte er ihr zu helfen. Seine Worte ließen
Cara nervös erzittern. Sie kramte hastig in ihrem Rock, nahm seine
Hand und drückte hastig etwas hinein. „Helft mir!“, krächzte
Cara hilflos. Am Verhalten des Kapitäns konnte sie erkennen, dass
Devalier offenbar schon auf dem Weg zu ihr war. „Bitte! Helft mir.
Er ist gefährlich!“, konnte sie gerade noch stammeln, bevor sie
die Schritte ihres verhassten Peinigers hinter sich hörte. „Ich
glaube Eure Frau ist noch etwas schwach!“, sagte der Kapitän, als
Devalier hinter Caras Rücken auftauchte.
„ Ja,
ich glaube da hat sie sich tatsächlich etwas zuviel zugemutet,
Kapitän!“, lächelte Devalier. „Ich werde dich wieder nach unten
bringen, Liebes“, tat er verständnisvoll und legte einen Arm um
ihre Taille, wie um sie zu stützen. Cara verstand den unnachgiebigen
Druck seiner Arme sofort, mit der er sie ganz deutlich warnte, nichts
Falsches zu sagen. Es gelang ihr dem Kapitän einen letzten flehenden
Blick zuzuwerfen, bevor Devalier sie nachdrücklich mit sich nach
unten zog. Cara schloss verzweifelt die Augen. Sie konnte nichts mehr
tun, außer zu hoffen, dass der Kapitän ihre Botschaft lesen und ihr
– so Gott will - helfen würde.
Kapitel
13
„Zieh das an!“
Achtlos warf Devalier ein
Weitere Kostenlose Bücher