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Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)

Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)

Titel: Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Winter
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erbärmliches Gewinsel gehört haben!“
    William
verstand sofort: „ Schämst
du dich nicht, das Personal schon wieder für dich lügen zu lassen!“
    „ Der
Einzige, der hier Lügen verbreiten will, bist du, Speichellecker!“
    „ Das
zahl ich dir irgendwann heim, Edan! Meine Zeit wird kommen, verlass
dich drauf!“
    Edan
grinste nur achselzuckend und ging gutgelaunt pfeifend zur Tür
hinaus. Derlei Drohungen des kleinen Mistkerls war er gewöhnt und
oft genug hatte dieser kleine, miese Intrigant sie auch wahr gemacht.
Der Hass seines Vaters kam nicht von ungefähr. William war der
geborene Intrigant. Er zettelte oft einen Streit mit spitzer Zunge
an, und reizte Edan dann so lange, bis dieser sich zu wehren begann.
Dummerweise immer mit den Fäusten. William stand danach als Opfer
und Edan wieder einmal als Täter da. So war es immer. William
provozierte – Edan bekam die Strafe. Irgendwann fragte schon gar
keiner mehr nach dem Grund des Streits. Edan wurde in das schwarze
Loch gesteckt – und sei es nur vorsorglich.
    Das
erste Mal wanderte Edan mit acht Jahren in den dunklen Bau und wäre
darin wahrscheinlich vor Angst gestorben, wenn der alte O'Shea nicht
Erbarmen mit ihm und seinem jämmerlichen Geschrei gehabt hätte. Der
alte Sattelmeister hatte die Tür geöffnet, Edan eine Lampe
hineingestellt und dem kleinen, verängstigten Jungen Kartentricks
gezeigt, bis er sich wieder beruhigt hatte. Edan war fasziniert von
der Geschicklichkeit des alten Mannes. Wenn dieser die Karten
mischte, flogen sie in einem großen Bogen von einer Hand zur
anderen. Auch die Tricks, mit denen er Edan verblüffte, ließen den
kleinen Jungen nicht mehr los. Der alte Mann schenkte Edan das
Kartenspiel und munterte ihn auf, es selbst zu versuchen und zu üben
– zumindest solange er in der dunklen Kammer gefangen war.
    Jedes
Mal wenn Edan in das schwarze Loch gesperrt wurde, zeigte ihm der
alte Mann ein bisschen mehr von seiner Kartenkunst. Er zeigte ihm
alle Tricks, die er kannte – und das waren einige! Die beiden
spielten manchmal stundenlang Karten und doch gelang es Edan nur
selten, den alten Fuchs zu besiegen. Frustriert warf er eines Tages
die Karten hin und wollte nicht mehr spielen.
    „ Ich
weiß nicht wie du das machst, O'Shea! Ich befolge alle Regeln, und
manchmal schummele ich sogar und trotzdem gewinnst immer nur du!“
Der alte O'Shea grinste ihn mit seinen vielen Zahnlücken an.
    „ Das
stimmt, Edan! Du hältst die Regeln ein, du beobachtest hervorragend,
beherzigst sogar die Kniffe, die ich dir beigebracht habe und dennoch
verlierst du!“
    „ Ja,
weil du noch besser schummelst als ich!“
    O'Shea
lachte wieder. „Das stimmt!“ Edan machte ein beleidigtes Gesicht.
    „ Aber
das ist nicht das Entscheidende, Junge!“
    „ So
– was denn dann?“
    „ Dein
Verstand ...!“
    „ Aber
den benutze ich doch schon die ganze Zeit! Mehr denn je!“
    „ Eben,
Junge! Das ist es ja! - Wirf deinen Verstand weg!“
    Edan
schaute den alten Iren nur verständnislos an.
    „ Schau
Edan! Dein Verstand glaubt was deine Augen sehen, was deine Ohren
hören, oder deine Nase riecht … Und danach triffst du dann deine
Entscheidung!“ Edan schaute O'Shea an und nickte. „Aber dein
Verstand lässt sich sehr leicht täuschen! Es ist nämlich nicht
immer alles so, wie es scheint! Wie beim Hütchenspiel – deine
Augen beobachten, aber die Kugel liegt nie da, wo deine Augen sie
vermuten!“, fuhr der alte Ire lächelnd fort.
    Edan
zuckte nur verständnislos mit den Schultern. Er verstand nicht was
O'Shea meinte.
    „ Hör
nicht auf deinen Verstand, Edan! Hör auf dein Gefühl – hier, tief
drin!“ O'Shea klopfte sich auf die Bauch- und die Herzgegend. „Hier
drin, wohnen deine beiden besten Berater! Die besten, die du nur
finden kannst! Hör auf deinen Bauch, Edan! – Und manchmal auch auf
dein Herz!“
    „ Wie
geht das?“
    „ Du
musst mit deinem Bauch reden! Wenn du eine Entscheidung treffen
musst, dann frage: Verstand, soll ich das oder das tun? Dein Verstand
wird dir antworten. Dann fragst du deinen Bauch. Auch er wird dir
antworten – mit einem ganz bestimmten Gefühl. Und dann schaust du,
mit welcher Lösung du dich besser fühlst – mit der deines
Verstandes, oder der deines Bauches!“
    „Ich
glaube, mit der meines Bauches bekomme ich bestimmt
Ärger!“
    „ Am
Anfang ganz sicher. Aber je älter du wirst, umso besser lernst du zu
unterscheiden!“
    „ Und
wie soll mir das beim Kartenspiel helfen?“ O'Shea

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