Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)
Etikette, noch dem blasierten
Small-Talk und schon gar nicht an den Heucheleien und der
glattzüngigen Häme, mit der sich die bessere Gesellschaft die
müßige Zeit vertrieb. Das Einzige, was diese gesellschaftlichen
Ereignisse einigermaßen erträglich machte, waren die hübschen
Mädchen. Diese reizten Edan schon. Allerdings weniger die Töchter
aus gutem, sondern eher die Töchter aus schlechtem Hause.
So
eine wie Elly MacDonald. Die Tochter des Schmieds war eine
hochgewachsene Blondine mit wunderbar üppigen Brüsten, runden
Hüften und schmaler Taille. Ihre himmelblauen Augen versprachen Edan
das Paradies auf Erden. Sie war zwei Jahre älter als Edan und hatte
ihm an seinem dreizehnten Geburtstag gezeigt, wieso Mann und Frau
füreinander geschaffen waren. Seitdem wickelte sie Edan um den
Finger. Im Heu tat sie die unglaublichsten Dinge mit ihm und machte
ihm zum glücklichsten jungen Mann der Welt. Er war unsterblich
verliebt in sie, bis sie eines Tages zu ihm kam und sagte, dass sie
schwanger sei. Edan fiel aus allen Wolken. An so etwas hatte er nie
auch nur einen einzigen Gedanken verschwendet! Ihr
unmissverständlicher Blick verriet ihm allerdings, dass sie jetzt
erwartete, dass er sich wie ein Mann von Ehre verhielt.
Aber
Edan fühlte sich mit seinen vierzehn Jahren nicht wirklich wie ein
ganzer Mann – außer eben im Heu! Er ging zu dem einzigen Menschen,
dem er sich in dieser heiklen Angelegenheit anzuvertrauen wagte. Zu
Ian O'Shea, seinem väterlichen Freund.
Als
er ihm sein Dilemma erzählte, begann der alte Ire meckernd zu
lachen. Edan sah ihn nur verwundert an und verstand nicht, was der
Alte denn nun so komisch daran fand, dass er mit vierzehn Jahren
Vater werden würde.
„ Hat
sie wirklich gesagt, du seist der Vater?“ O'Sheas ganzer Körper
bebte wie Espenlaub vor unterdrücktem Lachen.
„ Glaubst
du etwa nicht, dass ich Manns genug dafür bin?“ Edan richtete sich
empört auf, er fühlte sich in seinem noch jungen Mannsein zutiefst
gekränkt.
„Manns
genug schon , aber bestimmt nicht
der Einzige bei Elly MacDonald!“ Wütend fuhr Edan auf und ging dem
alten Mann an die Gurgel. Aber der lachte nur noch umso lauter.
„ Was
willst du damit sagen, alter Mann?“, fragte Edan geifernd.
„ Verdammt
Junge. Sie wärmt doch auch das Bett deines Vaters – und das weit
häufiger, als dein Lager im Stroh!“ Edan ließ den alten Mann
abrupt los, und starrte ihn an, als ob er einen Geist gesehen hätte.
„ Sag
das nochmal!“, krächzte er tonlos und spürte wie sich sein Magen
schmerzhaft zusammenzuziehen begann.
„ Verdammt
Junge! Was glaubst du, woher sie immer diese schönen Kleider hat?
Bestimmt nicht von ihrem prügelnden Vater, der ...!“ Der alte Mann
brach abrupt ab und brachte sich mit einem großen Satz in
Sicherheit. Im nächsten Moment platschte Edans Mageninhalt auf genau
jene Stelle, an der er eben noch gestanden hatte.
„ Junge,
Junge! Das nimmt dich ja richtig mit!“, sagte der alte Mann
mitfühlend. „Ich dachte, du wüsstest es!“
In
Edans Kopf begann sich alles zu drehen. Elly und sein Vater?! Das
konnte doch niemals sein! Sein Vater war alt und fett und Elly so
jung und süß! Sich vorzustellen, wie sich sein alter, böser Vater
auf Ellys Körper wälzte …! Dass er die gleichen Lippen geküsst
hatte, die zuvor sein widerwärtiger Vater geküsst hatte! Wenn er
sich dann noch darin erinnerte, wie gerne Ellys Lippen seine
Körpermitte liebkosten, dann würde sie dasselbe auch bei seinem …!
Erneut
begann es ihn heftig zu würgen und wenig später spuckte er auch
noch den letzten Rest seines Mageninhalts vor O'Sheas Füsse.
„ Setz
dich Junge! Hier – trink erst mal 'nen Schluck!“ O'Shea gönnte
sich selbst einen großen Schluck, bevor er die Whiskey-Flasche an
Edan weiterreichte. Dieser griff blindlings danach und hätte sich
vermutlich die halbe Flasche hinter die Binde gegossen, wenn O'Shea
ihn nicht daran gehindert hätte.
„ So
ist das nun mal mit den Weibern, Edan! Hübsche Weiber gehören dir
nie alleine! Denk an meine Worte!“ Diese alte Weisheit machte den
alten Iren erst so richtig durstig und er gönnte sich nochmal einen
großen Schluck aus der Whiskey-Flasche. „Merk dir eines, Edan!
Wenn du ein Weib brauchst – und das brauchen wir Männer alle mal
von Zeit zu Zeit - dann such dir eine Hässliche, eine, die keiner
will. Dann kannst du sicher sein, dass du der Einzige bist. Hat auch
den verdammten Vorteil, dass du dir keine Krankheiten
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