Wenn die Sinne erwachen - Teil 3
Cara schluckte nervös. Sie wünschte sich mehr als alles auf der Welt, dass er sie endlich berühren würde. Ihr Körper prickelte lustvoll und drängte mit aller Macht zu ihm.
„ Das geht nicht!“, flüsterte sie dennoch tapfer. „Hunderte Menschen wollen das Dillogún, das Orakel, befragen. Meine Mutter zählt auf mich!“
„ Dillogún? Orakel?“ Für einen Moment schien Edan abgelenkt, wich etwas zurück und schaute ihr neugierig in die Augen.
„ Hunderte Santeria-Anhänger versammeln sich heute Nacht unten am Fluss!“, antwortete Cara mechanisch, während ihr Blick wie gebannt an seinen sinnlichen Lippen hing. Wieso küsst er mich nicht endlich?, fragte sie sich irritiert. Sonst lässt er sich doch auch nicht soviel Zeit damit!
„ Es ist das höchste Fest der Santeria. Alle werden kommen! Jeder würde merken, dass ich fehle!“, sagte sie atemlos und starrte weiter wie hypnotisiert auf seine volle Unterlippe mit den feinen Linien.
Seine dunklen Augen wanderten nachdenklich von ihrem Mund zu ihren Augen.
„ Was machst du dort?“, fragte er langsam und nagelte sie mit seinem dunklen Blick fest.
Cara runzelte die Stirn.
„ Ich helfe meiner Mutter!“, sagte sie wahrheitsgemäß.
„ Tanzt du auch Lundu?“, fragte er mit einem seltsamen Glitzern in den Augen.
Für einen Moment war Cara verdutzt. Etwas in seinem Blick, das sie nicht definieren konnte, ließ sie vorsichtig werden.
„ Vielleicht ..!“, entgegnete sie ausweichend.
„ Mit wem?“ Wieder war da dieses gefährliche Funkeln in seinen Augen.
„ Ich weiß nicht …!“ Irgendetwas warnte Cara davor, ihm mehr zu sagen.
„ Wer kommt alles zu diesem Fest?“
„ Halb New Orleans!“ Wieder riet ihr ihr Instinkt, so vage wie möglich zu bleiben.
„ Du meinst, das schwarze New Orleans?“, fragte Edan, während sein dunkler Blick sie immer noch fesselte.
„ Nein, es kommen auch viele Weiße!“, sagte Cara rasch und es gelang ihr endlich, den Blick von ihm zu lösen.
„ Ich muss jetzt wirklich gehen, Edan!“ Mechanisch griff sie nach den Zügeln ihrer Stute und zog sie in Richtung Tor.
„ Gute Nacht, Edan!“, rief sie ihm verunsichert über die Schulter zu. Eigentlich hatte sie fest damit gerechnet, dass er sie aufhalten würde, doch Edan tat nichts dergleichen. Wortlos gab er den Weg frei und sah ihr dabei zu, wie sie langsam in Richtung Hoftor trottete.
Wieso lässt er mich jetzt so einfach gehen? fragte sich Cara enttäuscht. Im nächsten Moment schimpfte sie bereits mit sich selbst. Verdammt! Sei doch froh, dass er dich gehen lässt!
Doch Cara fühlte zur ihrem Erschrecken keine Erleichterung, sondern das Gegenteil: eine riesengroße Enttäuschung.
„ Gute Nacht, Cara!“, hörte sie ihn mit dieser tiefen, wohlklingenden Stimme hinter sich sagen.
Lass mich um Himmels Willen nicht so einfach gehen!, hoffte Cara innerlich. Halt mich auf, verdammt noch mal! Pack mich, wirf mich über deine Schulter und schlepp mich in dein Bett!, schrie es tief in ihr drin. Konnte er denn nicht fühlen, dass sie das wollte?!
Cara unterdrückte ein schmerzhaftes Seufzen und zog ihre müde Stute, gröber als beabsichtigt, hinter sich her.
Was würde sie dafür geben, nur noch einmal eine so wunderbare Nacht mit Edan verbringen zu dürfen!
Als das Hoftor hinter ihr ins Schloss fiel, atmete Cara tief durch und bemerkte erst jetzt, wie stark ihre Muskeln vor Anspannung zitterten ...
Kapitel 42
Etwas lustlos musterte Cara das bunte Treiben auf dem großen Platz am Fluss. Dieser wurde dezent von zahlreichen Öllaternen, Kerzen und Fackeln erleuchtet. Zirpende Grillen, laute Musik und der süße Duft, der für New Orleans so typischen Magnolien-Bäume mit ihren riesigen Blüten, erfüllten die Luft. Obwohl es bereits kurz vor Mitternacht war, war es immer noch ungewöhnlich warm. Auf der Fiesta herrschte eine heitere und ausgelassene Stimmung. Alle schienen sich köstlich zu amüsieren. Außer Cara.
Mißmutig saß sie hinter dem Stand ihrer Mutter und verkaufte seit Stunden kleine Opfergestecke an die Menschen, die das Dillogún befragt hatten.
Auf den kleinen Gestecken wurden – je nach Orakelspruch – Kerzen, Blumengirlanden, Räucherstäbe, aber auch Lebensmittel befestigt und anschließend als Opferschiffchen auf dem Mississippi ausgesetzt, um die Orishas gnädig zu stimmen. Zu Hunderten tanzten die kleinen, beleuchteten Schiffchen stromabwärts und boten dabei ein beeindruckendes und romantisches Lichterspektakel.
Doch Cara
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