Wenn die Sinne erwachen - Teil 3
hatte keinerlei Augen für das nächtliche Schauspiel. Ihre Augen verfolgten neidisch die tanzenden Pärchen auf der Tanzfläche. Einige von ihnen flirteten völlig ungeniert in aller Öffentlichkeit. Die Fiesta de los Espiritus war nicht nur ein wichtiges, religiöses Fest, sondern vor allem auch ein Heiratsmarkt für junge Leute.
Immer öfters folgten Caras Augen neidvoll den Frauen und Männern, die ausgelassen miteinander tanzten. Hin und wieder verschwand ein Pärchen für kurze Zeit in den Büschen, um ein paar Küsse zu tauschen. Jeder wusste das und Cara seufzte sehnsüchtig.
Sie wußte selbst nicht was mit ihr los war. Die überraschende Begegnung mit Edan vor wenigen Stunden hatte sie vollkommen aus der Bahn geworfen. Seine Worte und seine Nähe hatten all die Gefühle, die sie für ihn hegte und seit Wochen gewaltsam unterdrückte, wie einen Vulkan explodieren lassen. Sie verspürte eine schreckliche Sehnsucht nach ihm und ihr Herz fühlte sich wie eine schmerzende Wunde an.
Insgeheim hatte sie gehofft, dass Edan vielleicht zur Fiesta kommen würde. Verstohlen hatte sie ihre Augen immer wieder über den Platz gleiten lassen. Jedes Mal, wenn sie in der Menge eine hohe, dunkelhaarige Gestalt entdeckte, war sie vor Freude zusammengezuckt, um nur wenige Sekunden später enttäuscht festzustellen, dass es nicht Edan war.
„ Geh doch auch ein bißchen tanzen, Cara! Der junge Luther Livingworth starrt schon seit Stunden voller Sehnsucht zu dir herüber!“ Die tiefe Stimme ihrer Mutter riss Cara aus ihren trüben Gedanken. „Gib ihm doch eine Chance!“
Caras Blicke glitten zu dem gegenüberliegenden Stand, an dem ein kräftiger, großer Schwarzer Steaks grillte. Natürlich hatte Cara längst bemerkt, dass er immer wieder zu ihr herüberstarrte und ihr zulächelte, wenn sich ihre Blicke trafen. Doch Cara hatte kein Interesse den jungen, attraktiven Farbigen näher kennen zu lernen. Sie hatte nur Sehnsucht nach einem ganz bestimmten Mann ...
„ Wozu? Du weißt doch, ich will keinen Mann! Was soll ich ihm falsche Hoffnungen machen!“, wich Cara geschickt aus.
„ Du sollst ihn ja nicht gleich heiraten, sondern dich nur ein bißchen beim Tanzen amüsieren!“ Maré Riordan schaute nachdenklich auf ihre Tochter. „Kind, glaub mir, die Zeit der Jugend währt nicht ewig … nutze die Chance und hab ein wenig Spaß. Es ist doch nur ein Tanz!“
Als ob der junge Schwarze gespürt hätte, dass die beiden Frauen sich über ihn unterhielten, richtete er sich plötzlich auf, band seine Schürze ab und kam dann im Eilschritt und mit einem breiten Grinsen auf die beiden Frauen zugelaufen.
„ Guten Abend, Mrs. Riordan!“, begrüßte er höflich Caras Mutter, bevor er sich mit einem freundlichen Kopfnicken an Cara wandte und sie auffordernd angrinste: „Hallo Cara! Hättest du Lust mit mir zu tanzen!“
Cara wollte schon höflich abwiegeln, als sie das spitze Knie ihrer Mutter im Rücken spürte.
„ Was für ein Zufall, Luther! Gerade sprachen wir davon, wie gerne Cara tanzen würde!“, rief Maré Riordan und schubste Cara auffordernd in die Richtung von Luther Livingworth.
Cara blieb nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Sie warf ihrer Mutter noch einen giftigen Blick zu, bevor sie Luther widerwillig zur Tanzfläche folgte.
Wenige Minuten später tanzte sie mit dem hübschen und gutgelaunten Luther Line- und Square Dance. Anfangs widerwillig, doch bereits nach kurzer Zeit amüsierte sie sich wider Erwarten prächtig. Der junge, kräftige Schwarze war ein ausgezeichneter Tänzer und obendrein sehr unterhaltsam.
Er brachte Cara zum Lachen und das gefiel ihr. Er schwang sie gerade übermütig im Kreis, als Cara mit einem Mal spürte, wie sich ihre Nackenhaare senkrecht stellten.
Ihr Herz begann zu rasen und ihr Atem beschleunigte sich rapide. Auch wenn sie ihn nicht sehen konnte, mit jeder Faser ihres Herzens spürte sie seine Anwesenheit - und auch seine Blicke! Es kostete sie alle Willenskraft, sich nicht suchend nach ihm umzudrehen.
„ Gestatten, dass ich ablöse! Diesen Tanz hat die Dame mir versprochen!“ Beim Klang von Edans tiefer und unverwechselbarer Stimme liefen Cara wohlige Schauer über den Rücken. Er stand unmittelbar hinter ihr und seiner Stimme war anzuhören, dass er keinen Widerspruch duldete.
Luther schaute eingeschüchtert auf den großen Mann hinter Cara, dessen furchteinflößendes Narbengesicht nichts Gutes verhieß. Der junge Farbige spürte
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