Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn die Sinne erwachen - Teil 3

Wenn die Sinne erwachen - Teil 3

Titel: Wenn die Sinne erwachen - Teil 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Winter
Vom Netzwerk:
über zwanzig Jahren nicht mehr gesehen und ehrlich gesagt …!“ Thomas Slade war nicht ganz wohl bei dem was er gleich sagen würde, aber die Countess hatte ihn ausdrücklich gebeten, nichts unversucht zu lassen, um Edan nach England zurückzuholen.
    „ ... deine Mutter ist nicht mehr die Jüngste, und auch nicht mehr die Gesündeste!“ Thomas Slade war bei dieser Lüge überhaupt nicht wohl, aber zumindest hatte er damit Edans ungeteilte Aufmerksamkeit.
    Edan drehte sich abrupt um und schaute Thomas Slade scharf an. Unter seinem argwöhnischen Blick wurde seinem Freund ungemütlich warm und so nahm er nochmals einen kräftigen Schluck Whiskey. Er spürte wie die Schärfe des Whiskeys seine Wangen erröten ließ.
    „ Das sagst du doch nur, um mich zu ködern!“, entgegnete Edan mit leiser, gefährlicher Stimme.
    Thomas Slade beeilte sich den Kopf zu schütteln, verschluckte sich fast dabei, so dass er für einen Moment husten musste. Das gab ihm Zeit sich zu wappnen.
    „ Denk nach, Edan! Du kennst doch das englische Klima und die zugigen, feuchtkalten Häuser in London. Das Haus deiner Mutter ist in einem katastrophalen Zustand. Sie war all die Jahre sehr hart im Nehmen, aber jetzt wo sie älter ist …!“
    Thomas Slade ließ den Satz bewusst unvollendet. Sollte Edan sich den Rest doch selbst zusammenreimen. Er wollte jedenfalls nicht zu dick auftragen und vor allem nicht mehr lügen als unbedingt notwendig.
    „ Wie schlecht geht es ihr wirklich?“ Edans Augen waren schmale Schlitze.
    Thomas Slade wackelte unschlüssig mit dem Kopf.
    „ Du kennst doch deine Mutter! Sie würde nie jammern. Nicht einmal wenn sie ihren Kopf unterm Arm tragen müsste!“, wich Slade geschickt aus und entzog sich Edans bohrenden Blicken, in dem er vorgab den kolonialen Innenhof zu bewundern.
    „ Sie ist älter geworden und hat sich die letzten Jahre immer mehr zurückgezogen, weil ihr der Trubel um sie und ihren sehr … ähm … erfolgreichen Laden zuviel wurde!“
    Thomas errötete bei dem Gedanken an Lillian Chandlers Unternehmen und den handfesten Skandal, den die schöne Countess von Falmouth vor Jahren damit losgetreten hatte.
    Lillian Chandlers Ruf als Charity-Lady reichte heute weit über die Grenzen Londons hinaus. Nicht nur, weil sie sich im Rahmen ihrer Arbeit so vehement für die Belange der armen Bevölkerung einsetzte, sondern weil sie auch ein unglaubliches Tabu gebrochen hatte!
    Lillian Chandler, die Countess of Falmouth, die Angehörige eines sehr respektablen Fürstenhauses hatte vor über zwanzig Jahren den ersten und einzigen Kondom-Laden Londons eröffnet. Mit diesem Laden hatte sie einen unglaublichen Skandal losgetreten und die Londoner Gesellschaft in zwei Hälften gespalten.
    Edans Mutter, die bis dahin ein äußerst zurückgezogenes Leben geführt hatte, war mit diesem gesellschaftlichen Skandal schlagartig ins Licht der Öffentlichkeit gerückt und seitdem eine der bekanntesten und begehrtesten Personen in London.
    Dabei hatte Lillian Chandler mit ihrer ungewöhnlichen Geschäftsidee nur das Elend und die Armut der vielen Hundert Fischer- und Matrosenfamilien lindern wollen. Nie hätte sie damit gerechnet, dass sie deswegen von der einen Hälfte der Gesellschaft zur persona non grata erklärt und von der anderen Hälfte, als Aufklärerin und Befreierin gefeiert werden würde.
    Ursprünglich hatte sie nur uneigennützig helfen wollen! Alles hatte damit begonnen, dass sie auf Wunsch ihres Sohnes Edan dafür Sorge getragen hatte, dass die Witwe von John Withcomb, dem verstorbenen Segelmacher der Royal Sun, das ihr zustehende Verlustgeld bekam.
    Als Lillian Chandler das Geld überbrachte, erschrak sie über die Armut und die elenden Behausungen, in denen viele Matrosen-Familien ihr Dasein fristeten. Vor allem der ungewollte Kindersegen belastete viele Familien und war die Ursache für den ewig wiederkehrenden Teufelskreis. Die vielen hungrigen Mäuler waren kaum satt zu kriegen. Es fehlte an Geld, Platz, Kleidung und Essen. Elend und Hunger waren die Folge und führten meist zu Krankheit und Tod.
    Als Lillian Chandler die Witwe des verstorbenen Segelmachers fragte, wie man ihr denn am besten helfen könnte, hatte diese nur verbittert gelächelt und gesagt: „Verhindert das Kinderkriegen!“
    Dieser Satz und die Verzweiflung in der Stimme der alten Frau, waren Lillian Chandler nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Wieder und wieder beschäftigte sie sich mit diesem Problem, bis ihr irgendwann eine Lösung

Weitere Kostenlose Bücher