Wenn die Sinne erwachen - Teil 3
enttäuscht. Bei seinem derzeitigen Verhalten war sie gezwungen den ersten Schritt zu tun!
Himmel! War es vielleicht das, was er wollte? Dass sie den ersten Schritt tat? Dass sie auf ihn zu ging? Erwartete er womöglich noch, dass sie ihn umwarb, umgarnte, verführte? Wollte er etwa einen Rollentausch?
Je länger sie darüber nachdachte, umso reizvoller wurde dieser Gedanke! Cara wusste, sie hatte Macht über Edan! Aber sie wusste nicht wieviel!
Bei der Vorstellung dies herauszufinden, überzog eine Gänsehaut ihren gesamten Körper. Ihr Herz begann wild und aufgeregt zu hämmern.
Aufgeregt leckte sich Cara über die trockenen Lippen. Sie schloss die Augen und atmete den süßen Duft der blühenden Magnolien-Bäume ein. Verzückt lauschte sie dem Zirpen der Grillen und dem leisen, entfernten Rauschen des Mississippis. Die Luft war wunderbar weich und warm und umschmeichelte ihre bloßen Arme wie eine Umarmung. Diese Nacht war wie geschaffen für die Liebe. Cara seufzte wehmütig, als sie das verheißungsvolle Ziehen in ihrem Schoß und den bittersüssen Schmerz in ihrem Herzen fühlte.
Ihre Entscheidung war längst gefallen. Sie würde dem übermächtigen Ruf ihres Herzens folgen.
Sie würde nicht mehr länger darüber nachdenken, ob etwas richtig oder falsch war. Sie war eine erwachsene Frau! Sie würde ihren Gefühlen und ihrem Verlangen freien Lauf lassen. Alles in ihr sehnte sich nach Edan, drängte zu ihm. Ein einziges Mal noch wollte sie diesen unglaublichen Rausch der Sinne spüren. Ein einziges Mal noch eine leidenschaftliche Nacht mit ihm verbringen. Und falls dies ein Fehler sein sollte, dann war sie bereit, den Preis dafür zu bezahlen …
Kapitel 43
„ Wenn sie sagt, dass es möglich ist, dann ist dem so, Edan. Deine Mutter hat bislang noch immer erreicht, was sie sich in den Kopf gesetzt hat!“
Thomas Slade saß im kleinen Salon des Crystal Palace und musterte nachdenklich den abweisenden Rücken seines langjährigen Freundes, der durch das kleine Salonfenster starrte und schweigend den regen Verkehr auf der staubigen Royal Street beobachtete.
„ Deine Mutter wird nicht eher aufgeben, als bis sie ihr Ziel erreicht hat, Edan! Sie will, dass du nach Hause kommst. Seit dem Tod deines Vaters geht es mit Falmouth Castle rapide bergab. Dein Bruder kümmert sich um nichts. Er gibt Geld aus, das er nicht hat, kauft abstruse Apparaturen um irgendwelche Sterne zu beobachten und schreibt Abhandlungen, die keiner braucht oder liest. Seine Frau ist nicht minder verschwenderisch und obendrein putzsüchtig. Dein Bruder ist nicht mal mehr in der Lage, deiner Mutter die ihr zustehende Apanage zu bezahlen. Aus Geldnot will er jetzt sogar ihr Haus in London verkaufen!“
Edan drehte sich vom Fenster weg und schaute seinem Freund, dem ehemaligen Steuermann der Royal Sun, nachdenklich in die Augen.
„ Ich werde nicht mehr nach England zurückkehren, Thomas!“ Edan nahm einen Zigarillo aus einem silbernen Eui, zündete ihn in aller Ruhe an und nahm genußvoll einen Zug, bevor er sich erneut an Thomas Slade wandte. „New Orleans ist jetzt mein Zuhause und es gefällt mir hier ausnehmend gut!“
„ Edan, das kannst du deiner Mutter nicht antun! Du würdest alles zerstören, wofür sie all die Jahre gekämpft hat. Dein Vater ist tot! Du bist der einzig wahre und legitime Erbe. Dir stehen der Titel und die Ländereien von Falmouth Castle zu. Selbst dein Vater hatte zum Schluß einsehen müssen, dass William nicht zum Earl taugt. Dein Bruder hat keinerlei Verantwortungsgefühl, nicht für seine Familie und noch weniger für die Traditionen des Hauses Falmouth! Er interessiert sich nur für seine verdammten Sterne. Wenn du Famouth Castle heute sehen würdest, wärst du entsetzt und betrübt!“
Thomas Slade tupfte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn. Die hohe Luftfeuchtigkeit und die heißen Temperaturen von New Orleans war er nicht gewöhnt. Er holte tief Luft, nahm einen kleinen Schluck aus seinem Whiskey-Glas und genoss für einen Moment das heiße Brennen in seinem Hals. Er trank nur noch selten Alkohol. Als Kapitän eines wertvollen Frachtschiffes, das regelmäßig zwischen New Orleans und England verkehrte, brauchte er immer einen klaren Kopf.
„ Ich werde dir genügend Geld für meine Mutter und ihren Unterhalt mitgeben. Daran soll es ihr nicht mangeln!“, sagte Edan mit ausdrucksloser Stimme.
„ Deine Mutter will nicht dein Geld, Edan. Sie will ihren Sohn zurück! Sie hat dich seit
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