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Wenn die Sinne erwachen - Teil 3

Wenn die Sinne erwachen - Teil 3

Titel: Wenn die Sinne erwachen - Teil 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Winter
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dafür einfiel.
    Dabei kam ihr zugute, dass sie als Tochter eines Jägers aufgewachsen war. Sie kannte sowohl die Fortpflanzungsmechanismen bei Tieren, als auch ihre Eingeweide und deren Verwendungsmöglichkeiten.
    Nach Monaten des Experimentierens hielt sie endlich ein Kondom in den Händen, das auch den Praxistest bestanden hatte.
    Lillian Chandler hatte das Kondom Withcombs Tochter und deren Mann zur Probe überlassen. Beide waren fürchterlich beschämt, als sie Lillian Chandler am nächsten Tag den Beweis ihrer heißen Liebesnacht zur Überprüfung überreichten.
    Diese untersuchte nüchtern das Kondom und stellte zufrieden fest, dass es gehalten hatte und vermutlich noch weitere Einsätze bestehen würde. Aber es war viel weicher und angenehmer zu tragen, als das, was sonst auf dem Markt zu finden war. Vieles davon wurde nie benutzt, weil es unhandlich war und das fleischliche Vergnügen der Männer trübte.
    Eigentlich hatte Lillian Chandler nur vorgehabt, die arme Bevölkerung mit dieser Art von Kondomen zu versorgen, um den ungewollten Kindersegen zu verhindern. Doch die Nachricht von ihren Wunderkondomen aus weichen, dünnen Tierdärmen, machte in rasender Geschwindigkeit die Runde. Innerhalb kürzester Zeit lagen Bestellungen aus allen Gesellschaftsschichten vor.
    Matrosenfrauen aus dem Hafenviertel fertigten Tierdarm-Kondome für jeden Geldbeutel an. Es gab sie in den Sorten normal für die ärmeren Bevölkerungsschichten, fein und sehr fein für den Adel.
    Was anfangs noch ein Skandal erster Güte war, entwickelte sich im Laufe der Jahre mehr und mehr zu einer anerkannten Institution, in der sich die feinen Herren mittlerweile sogar am hellichten Tag blicken ließen.
    Irgendwann hatte es sogar einen gewissen Schick dort gesehen zu werden. Selbst die Matronen des Londoner „Tons“, standen dem Laden nicht mehr ablehnend gegenüber, war dieser mittlerweile doch der beste Nährboden für die neuesten Klatsch- und Tratschgeschichten.
    Die Damen beobachteten mit Argusaugen, wer in diesem Kondomladen ein- und ausging. Hinter vorgehaltenen Fächern verbreiteten sich diese Beobachtungen in Windeseile auf dem Londoner Parkett. Kein Klatsch war so begehrt und so interessant, wie der aus dem Londoner Kondomladen. Längst war bekannt, dass nicht mehr nur feine Herren in diesem Etablissement gesichtet wurden … sondern auch die Dienerschaft von so mancher feinen, alleinstehenden Dame!
    Obwohl Lillian Chandler sich schon vor Jahren aus dem Laden zurückgezogen und ihn an einen Zusammenschluß von Matrosenfrauen übergeben hatte, war ihr Name untrennbar mit diesem Laden verbunden.
    Mittlerweile galt sie als eine der begehrtesten Persönlichkeiten von ganz London. Ihre Noblesse, ihre alterslose Schönheit und ihre selbstgewählte Zurückgezogenheit gaben ihr einen geheimnisvollen Nimbus und brachten ihr den Beinamen „Eiskönigin“ ein.
    Auf unnachahmliche Art schaffte sie es sämtliche Standesunterschiede zu überbrücken. Egal ob sie mit einem Bettler, oder mit einem Aristokraten sprach … jedem gab sie das Gefühl mit seinesgleichen zu sprechen.
    Die Ladies der Londoner Gesellschaft scheuten weder Kosten noch Mühen, um Lillian Chandler als Ehrengast für ihre Bälle, Soirées, Wohltätigkeits- oder Konzertabende zu gewinnen. Doch meist blieb ihr Ansinnen ohne Erfolg.
    Lillian Chandler empfing nur sehr selten Gäste und ging noch seltener aus. Tat sie es dennoch, war dies wie ein Ritterschlag für die einladende High-Society-Lady. Kein Gast, mit Ausnahme des Königs und der Königin, verlieh einem Fürstenhaus soviel Glanz und Aufregung, wie Lillian Chandler.
    Eine Veranstaltung mit der charmanten und schönen Eiskönigin war der Höhepunkt einer jeden Londoner Saison. Lillian Chandler war nicht nur begehrt, sondern auch außerordentlich klug.
    Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann bekam sie es auch. Auf ihre ganz eigene Art und Weise schaffte sie es, unmögliche Dinge möglich zu machen. Der Countess of Falmouth schlug man keinen Gefallen ab!
    Aber das, was sich Lillian Chandler dieses Mal in den Kopf gesetzt hatte, war im Grunde genommen so unerreichbar, wie der Himmel.
    Noch nie war in der englischen Rechtsprechung das Todesurteil oder die Verbannung eines verurteilten Meuterers aufgehoben worden. Noch nie!
    Aber nichts Geringeres strebte Lillian Chandler an.
    Mit Gänsehaut dachte Thomas Slade an das letzte Treffen mit Edans Mutter zurück. Nie zuvor war er einer Frau mit solch einer kalten

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