Wenn die Sinne erwachen - Teil 3
Gordon sie ungerührt. „Schätzchen, spätestens wenn er hier aufkreuzt, um dich zu retten, wissen wir wer von uns beiden recht hat. Und er wird kommen! Darauf verwette ich meinen Kopf!“
„ Vermutlich wird er kommen. Aber nicht meinetwegen. Soweit ich weiß, wollt Ihr dem Crystal Palace Konkurrenz machen! Und Bürgermeister Prieur würde Euch gerne hinter Gittern sehen!“, unternahm Cara einen neuen Versuch, Gordon auf die falsche Fährte zu locken.
Wenn sie den verrückten Amerikaner überzeugen konnte, dass sie nichts mit Edan zu schaffen hatte, würde er sie vielleicht gehen lassen.
Doch Gordons Verhalten gab ihr wenig Anlass zur Hoffnung.
„ Für eine Haushälterin bist du verdammt gut informiert! Ich frage mich, woher du das alles weißt? Etwa von Edan Chandler? Solche Dinge erzählt man für gewöhnlich nicht seiner Haushälterin, wohl schon eher seiner Hure ...!“, lachte Gordon heiser.
Cara verfluchte sich selbst, als sie bemerkte welch dummer Fehler ihr unterlaufen war. Äußerlich ließ sie sich jedoch nichts anmerken.
„ Denkt was Ihr wollt. Ich bin jedenfalls nicht Edan Chandlers Hure!“, stellte Cara mit Nachdruck fest. Damit lüge ich noch nicht einmal , dachte sie. Eine Hure wird für ihre Dienste bezahlt. Ich bin wenn überhaupt Edans Geliebte und wenn es nach ihm ginge, sogar seine Ehefrau.
Dieser Gedanke ließ ihr erstarrtes Herz heiß und heftig pochen. Bei dem Wort Ehefrau wurde sie daran erinnert, dass sie Edan noch immer eine Antwort schuldig war. Ihre Wangen begannen zu glühen, und sie erklärte sich selbst für verrückt, wie sie in einer solch heiklen Situation, nur bei dem Gedanken an ihn, heiße Erregung empfinden konnte.
„ Nenn es wie du willst!“ Gordon zuckte gleichgültig mit den Achseln. „Sollte es nicht so sein, dann werden mit Sicherheit meine Männer Gefallen an dir finden!“, lächelte er Cara an, doch sein Lächeln erreicht nicht seine kalten Fischaugen.
Damit war das Gespräch für ihn beendet. Wortlos verließ er den stickigen Verschlag. Erst als die klapprige Holztür hinter ihm ins Schloss fiel, bemerkte Cara, wie angespannt sie war.
„ Oh mein Gott! Das ist alles zuviel für mich. Ich glaube ich werde ohnmächtig!“, hörte Cara Melissa Prieur hinter sich stöhnen. Als sie sich umdrehte, sah sie gerade noch, wie die pummelige, kleine Bürgermeister-Frau langsam an der Wand entlang nach unten rutschte und regungslos auf dem Boden sitzen blieb.
Cara wusste nicht, wie viele Stunden man sie bereits in dem stickigen Holzverschlag gefangen hielt. Mittlerweile war es dunkel geworden. Kurz vor der Dämmerung war die Tür geöffnet worden und einer der Männer hatte ihnen eine kleine Öllaterne, Essen und Trinken gebracht. Anschließend wurden sie mit Fußfesseln nach draußen geführt, damit sie ihre Notdurft verrichten konnten.
Dabei sah Cara, dass sie sich tatsächlich inmitten der Sümpfe befanden. Sie hatte es zuvor schon vermutet. Über allem lag dieser typisch süßlich-modrige Geruch, der von dem brackigen Wasser und der feuchten Erde ausging, die Luft war unglaublich schwül, unzählige Moskitos und Mücken schwirrten in der Abendluft hungrig umher und hatten ihr bereits Arme und Beine zerstochen.
Um sich vor den Plagegeistern zu schützen, hatten sich die beiden Frauen, trotz der Hitze, ihre Schlafdecken umgelegt.
Cara war unglaublich müde, doch sie hatte Angst sich schlafen zu legen. Sie traute keinem der Männer, die Dale Gordon abgestellt hatte, um die armselige Hütte zu bewachen, in der man sie und Melissa Prieur nun schon seit Stunden gefangen hielt.
Sie fragte sich bange, was wohl als Nächstes geschehen würde. Es war keine Frage, dass Edan, ihr Bruder und auch der Bürgermeister alles unternehmen würden, um sie zu befreien. Die Frage war nur, was sie tun würden und vor allem wann.
Die Vorstellung Tage oder gar Wochen in dieser armseligen Hütte zubringen zu müssen, zusammen mit einer Melissa Prieur, die entweder hysterisch jammerte oder inbrünstig betete, war alles andere als verlockend.
Ihre eigenen Fluchtpläne hatte Cara längst begraben. In dieser Sumpfhölle war jeder Fluchtversuch zum Scheitern verurteilt. Sie hatte keine Ahnung wo sie sich befand, und schon gar nicht, wie weit es noch bis New Orleans war.
Selbst wenn es ihr gelänge, eines der scharf bewachten Boote zu kapern, würde sie sich unweigerlich in diesem riesigen Labyrinth aus Wasser und undurchdringlicher Vegetation verirren. In der Luft lauerten Myriaden
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