Wenn die Sinne erwachen - Teil 3
von Moskitos und Mücken, im Wasser Hunderte hungriger Alligatoren. Sie hatte keinen Proviant und keine Wasserration. Ohne Trinkwasser wäre ein Fluchtversuch bei dieser Hitze und Schwüle absolut tödlich. Das brackige Sumpfwasser war ungenießbar.
Cara seufzte, die Warterei zerrte an ihren Nerven. Sie warf einen Blick auf Melissa Prieur, die sich unter der Decke zusammengekauert und sich leise in den Schlaf geweint hatte.
Cara war dankbar für die vorübergehende Stille. Sie konnte mit der Frau des Bürgermeisters nichts anfangen. Die Frau war völlig hilflos, ängstlich, unselbstständig – sie war es ganz offensichtlich nicht gewöhnt für sich selbst zu denken und zu sorgen. Ständig rief sie weinerlich nach ihrem Mann.
Cara seufzte erneut. Die Chancen standen verdammt schlecht für sie und Melissa Prieur. Während ihrer Notdurft hatte Cara ihre Augen schweifen lassen und zumindest mitbekommen, dass sie sich auf einer Art Insel befanden, auf der die illegale Schwarzbrennerei von Dale Gordon betrieben wurde.
Die Insel schien relativ groß zu sein, denn sie beherbergte nicht nur die große Destillerie, sondern auch Lagerhäuser, Sklavenunterkünfte und Schuppen sowie eine Art Landungssteg, an dem zahlreiche Flachboote festgemacht waren, mit denen der illegale Fusel, der hier in Massen schwarz gebrannt wurde, abtransportiert werden konnte.
Die nördliche Seite der Insel war frei von Schilf und direkt vom Wasser aus zugänglich. Die gegenüberliegende Seite war mit dichter Vegetation überwuchert und bildete einen nahezu undurchdringlichen Schild. Wer sich von dort der Insel näherte, musste sich erst durch einen morastigen Untergrund und einen Urwald mit dichtem Unterholz kämpfen. Jeder Versuch sich dem Lager von dieser Seite zu nähern, war zum Scheitern verurteilt. Die einzige Angriffsmöglichkeit war die von der Wasserseite aus. Doch dieser schmale Uferstreifen war weithin einsehbar und mit einer Handvoll Männer zu verteidigen.
Cara stellte bange fest, dass eine Befreiungsaktion ohne Feuergefecht kaum möglich war. Wenn, dann mussten sich die Angreifer den Weg brutal freischießen und das hätte unweigerlich ein großes Blutbad zur Folge. Der Kugelhagel wäre immens. Dann war kein Leben mehr sicher … auch nicht ihr eigenes.
Müde und verängstigt lehnte Cara ihren Kopf an die Wand und suchte in Gedanken Trost bei Edan. Ohne es zu wollen, wanderten ihre Gedanken zu diesem geliebten Mann und jener wundervollen Nacht am Fluss.
Seufzer der Sehnsucht stahlen sich über ihre Lippen, als sie an Edans schöne, dunkle Augen dachte, in denen sie das heiße Feuer der Liebe hatte brennen sehen. Sie schloss die Augen und gab sich ganz den herrlichen, warmen Gefühlen hin, die sie durchfluteten, wenn sie nur an ihn dachte.
Sie liebte diesen großen, starken, unbequemen Mann. Sie liebte ihn mehr als ihr Leben. Das war ihr in den vergangenen Tagen klar geworden.
Sie vermisste ihn seit jener Sekunde, als er sie an jenem Morgen nach Hause gebracht hatte. Die letzten sieben Tage waren schrecklich gewesen. Diese wunderbare Nacht am Fluss hatte das lodernde Feuer der Sehnsucht in ihr nicht gelöscht, sondern nur noch stärker angefacht.
Diese sieben Tage hatten ihr eines unmißverständlich klar gemacht: Sie liebte Edan Chandler! Sie liebte ihn mehr als ihr Leben. Er war fürchterlich bestimmend, anmaßend, arrogant, hatte einen unsagbar schlechten Ruf, lebte gefährlich und ungesund und dennoch liebte sie ihn von ganzem Herzen.
Sie brauchte seine Nähe, seine Wärme, seine Liebe. Wenn er bei ihr war, fühlte sie sich auf wunderbare Weise komplett. Nur mit ihm fühlte sie sich ganz und erfüllt. So unterschiedlich sie auch sein mochten, nur in der Summe ergaben sie ein Ganzes. Sie gehörten einfach zusammen: als Mann und als Frau, als Geliebter und Geliebte, als Herz und als Seele.
Cara war überzeugt, dass Edan genauso fühlte.
Längst hatte sie beschlossen sein Angebot anzunehmen. Im Grunde genommen hatte sie nichts zu verlieren. Im Gegenteil. Wenn sie das Spiel gewann, schenkte Edan ihr einen eigenen Drugstore. Wenn sie es verlor ebenso. Allerdings würde sie noch viel, viel mehr von ihm erhalten: Sie würde seine Frau und die Mutter seiner Kinder werden!
Der Gedanke, Kinder mit Edan zu haben, ließ Cara innerlich erbeben und eine seltsame Hitze durchflutete ihren Körper.
Ein Kind von Edan! , sinnierte sie nachdenklich und legte unwillkürlich die Hand auf ihren flachen Bauch.
Er könnte mich längst
Weitere Kostenlose Bücher