Wenn die Sinne erwachen - Teil 3
und die Zeit unaufhaltsam zurückstellen würde. Die Jahre schmolzen dahin und Lillian erinnerte sich voller Schmerz und Sehnsucht an die Zeit, die sie nach dem tragischen Tod ihres Vaters auf dem Landsitz von John Scott verbracht hatte.
Auf „Rosewood Manor“ erlebte sie zum einen die schönste und zugleich auch die schlimmste Zeit ihres Lebens. Auf Rosewood Manor hatte sie bitter lernen müssen, dass Himmel und Hölle manchmal ein- und dasselbe waren.
Kapitel 51
John Scott hielt Wort und nahm Lillian Fowley mit nach Rosewood Manor. Seine kränkelnde Frau Juliette war hochschwanger und erwartete ihr drittes Kind. Jeder hoffte, es würde endlich der langersehnte Stammhalter werden.
Juliette Scott war froh, als ihr Mann vorschlug Lillian Fowley vorübergehend als Kindermädchen für ihre beiden aufgeweckten acht- und zehnjährigen Töchter, Mary und Luisa, einzustellen.
Damit war zunächst allen Beteiligten geholfen.
Juliette konnte sich stärker schonen und nebenbei Lillians Debüt ausrichten, die fortan als John Scotts Mündel galt.
Lillian war bis zu ihrer Hochzeit mit einer verantwortungsvollen Aufgabe betraut, und die beiden Töchter des Dukes hatten eine junge, aufgeweckte Gesellschafterin an ihrer Seite.
Was niemand bedachte und zunächst auch nicht bemerkte, war die magnetische Anziehungskraft zwischen dem Duke und seinem schönen Mündel. Die beiden taten ihr Möglichstes, diese fatale Tatsache zu ignorieren und begegneten sich mit ausgesucht distanzierter Höflichkeit.
Sowohl Lillian als auch John hielten sich eisern an die strenge, englische Etikette, dass sich ein Mann und eine junge, unverheiratete Frau nicht zusammen alleine in einem Raum aufhalten durften. Immer war jemand zugegen: Entweder die Kinder Mary und Luisa, irgendjemand vom Personal oder Johns Frau Juliette.
Doch je länger Lillian auf Rosewod Manor weilte, umso schwieriger wurde es für die beiden, den anderen zu ignorieren und einen normalen Umgang mit einander zu pflegen.
Bei Tisch ruhten Johns dunkle Augen immer häufiger auf Lillian.
Seine Frau Juliette bemerkte davon nichts. Sie war so mit sich, ihren Schwangerschaftsbeschwerden und Lillians Debütvorbereitung beschäftigt, dass sie mühelos jede Tischunterhaltung alleine bestritt.
Es fiel ihr offenbar nicht einmal auf, dass John Scott plötzlich viel häufiger und länger auf Rosewood Manor verweilte als sonst.
Der Duke of Exeter verbrachte normalerweise viel Zeit in London, wo er nicht nur einen Sitz im House of Lords inne hatte, sondern auch seinen Im- und Exportgeschäften erfolgreich nachging. Obendrein war er ein Jugendfreund von König George, dem Dritten. Die beiden verband eine tiefe Freundschaft von Kindesbeinen an und der König legte sehr großen Wert auf den Rat seines alten Kindheitsfreundes. Aus diesem Grund wurden John Scott große Chancen eingeräumt, der nächste Lord Chancellor zu werden, der zweitmächtigste Mann hinter dem König.
Obwohl John Scott ein vielbeschäftiger Mann war, versuchte er soviel Zeit wie möglich mit seiner Familie zu verbringen und reiste immer öfters nach Rosewood Manor. Anfangs redete er sich ein, dass er es für seine Frau Juliette tat, die mit jedem Tag ihrer Schwangerschaft kränklicher wurde.
Tatsächlich zog es ihn jedoch immer häufiger in den Garten und zu dem kleinen Badesee, wo sich seine beiden munteren Töchter mit ihrer schönen Gouvernante aufhielten.
Er wurde von seinen beiden Mädchen meist überschwenglich begrüsst, doch über ihre Köpfe hinweg trafen sich seine Blicke mit denen von Lillian. Irgendwann wich Lillian seinen Blicken nicht mehr aus, sondern erwiderte sie. Sie hielten stumme Zwiesprache.
Um Lillians Kussmund spielte immer öfters ein kleines, zartes Lächeln, wenn sie den großen, dunklen, stattlichen Mann auf sich zu kommen sah und ihre Augen erstrahlten in einem intensiven dunklen Violett.
John Scott berauschte sich an Lillians Schönheit. Er fühlte wie sein Herz immer häufiger aufgeregt zu pochen begann, wenn er nur von Weitem ihre Stimme oder ihr helles Lachen hörte. Er liebte ihren feinen Lilien-Duft! Wenn sie an ihm vorbeiging, schnupperte er ihr gerne unauffällig nach.
Immer häufiger begann er nachts von ihr zu träumen. Er genoss die feuchten Träume und die damit verbundene köstliche Erregung. Der Drang, in ihr Zimmer zu schleichen, sie wild und hemmungslos zu lieben, wurde immer stärker.
Allein die Vorstellung, wie sie beide nackt nebeneinander im Bett lagen, machte ihn
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