Wenn die Sinne erwachen - Teil 3
erhob Einspruch gegen das ungewöhnliche Ansinnen des Dukes und so verbrachte John Scott die letzten Tage vor Lillians großem Ball größtenteils allein auf der Jagd oder in seiner Waldhütte.
Abends lag er einsam vor dem lodernden Kaminfeuer und versuchte diese höllisch schmerzende Sehnsucht nach diesen violettfarbenen Augen und dieser alabasterfarbenen Haut irgendwie unter Kontrolle zu bringen.
Der Gedanke an Lillians Debüt machte ihn schier wahnsinnig. Er wusste längst, dass sich genügend reiche Männer um sie rissen. Juliette hatte ihm freudig die Namen der Interessenten genannt, darunter auch zwei sehr einflussreiche Londoner Adelshäuser.
Ein unglaublicher Schmerz breitete sich in Johns Brust aus, wenn er daran dachte, dass sich diese Adelshäuser nicht wirklich für seine schöne Lillian interessierten, sondern vielmehr für seine, John Scotts direkte Verbindungen zum Königshaus. Lillian Fowley war für die meisten Interessenten nur Mittel zum Zweck.
Verbittert bis John die Zähne zusammen. Er liebte diese wunderschöne, junge Frau von ganzem Herzen, alles an ihm verzehrte sich nach ihr. Für ihn war Lillian das Wertvollste auf der Welt! Während er sie noch nicht einmal anfassen durfte, sahen andere in ihr nicht mehr, als eine wertvolle Kuh, um die es sich zu schachern lohnte.
Diese quälenden Gedanken, diese Ungerechtigkeit und Aussichtslosigkeit seiner Situation waren die Hölle für John. Er kannte nur einen Weg diesen unerträglichen Schmerz zu lindern: Er betrank sich jeden Abend bis zur Besinnungslosigkeit.
Kapitel 54
Irgendwie überstand er Lillians großen Ball. Seine Augen verfolgten sie auf Schritt und Tritt und saugten ihre unglaubliche Schönheit dürstend in sich auf. Er war ein furchtbarer Gastgeber. Die vielen durchzechten Nächte hatten ihn grantig und bösartig werden lassen.
Er musste mit aller Kraft an sich halten, dass er nicht wie ein gereizter Löwe auf die vielen jungen Männer losging, die Lillian umschwärmten, wie Motten das Licht.
Sie war die ungekrönte Ballkönigin und bei ihrem Anblick wurde nicht nur John Scotts Hose enger.
Lillian trug ein cremefarbenes, schlichtes Spitzenkleid, das ihre Schultern und den verführerischen Brustansatz freiließen.
Die hochgetürmten Locken brachten ihren Schwanenhals und die madonnenhaften Gesichtszüge perfekt zur Geltung. Sie trug nur ein einziges Schmuckstück. Ein kleines Diamantherz, das den Blick unweigerlich auf ihre kleinen, verführerischen Brüste lenkte.
Gereizt und übellaunig tigerte John Scott durch den Ballsaal. Seine Augen ließen Lillian dabei so gut wie nie aus den Augen. Auch wenn ihn jemand ansprach und zu nichtiger Konversation zwang, folgten seine Augen der jungen, schönen Ballkönigin auf Schritt und Tritt. Es war ihm egal, dass seine Frau ihm hin und wieder seltsame Blicke zuwarf.
Je höher sein Alkoholpegel stieg, umso dreister ließ er seine Blicke über Lillians Gestalt wandern. Sie flirtete ungeniert mit jungen, eitlen Böcken und schien sehr gut gelaunt zu sein. Ihr helles Lachen zerrte an Johns Nerven und doch wusste er instinktiv, dass auch sie immer wusste, wo er sich gerade befand, dass sie sich seiner Gegenwart absolut bewusst war. Fast hatte er den Eindruck, sie wollte ihn mit ihrer wilden Flirterei absichtlich herausfordern.
Es war, als ob sie ein unsichtbares Band miteinander verband.
Hin und wieder ertappte er Lillian dabei, wie sie ihre Blicke verstohlen über seine hohe Gestalt wandern ließ. Für Sekundenbruchteile konnte er dann die gleiche, starke Sehnsucht in ihren violettfarbenen Augen lesen, die auch er für sie empfand.
Immer wieder verhakten sich ihre Augen ineinander. Dann schien es beiden, als ob die Zeit still stände, Geräusche und Menschen traten in den Hintergrund und es existierten nur noch sie beide.
Nur mit Mühe gelang es ihnen die Blicke von einander zu lösen und sich wieder dem jeweiligen Gesprächspartner zuzuwenden.
Einer von Lillians hartnäckigsten Verehrern war der rotgesichtige und etwas unbeholfen wirkende junge Earl of Falmouth.
Wie eine Klette heftete er sich an Lillian Fowleys Fersen und ließ sich den ganzen Abend nicht mehr abwimmeln. Ganz offensichtlich hatte er bereits sein Herz an die wunderschöne Debütantin verloren.
John Scott hätte ihn am liebsten an den dicken, roten Haaren nach draussen gezerrt, um ihm mit den Fäusten unmißverständlich klar zu machen, dass Lillian ihm gehörte.
Doch Lillian schien nichts gegen den rothaarigen,
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