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Wenn die Sinne erwachen - Teil 3

Wenn die Sinne erwachen - Teil 3

Titel: Wenn die Sinne erwachen - Teil 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Winter
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und hörten schließlich ganz auf. Eine gespenstische Stille lag über dem Platz.
    Jeder wusste, was dies bedeutete. Dale Gordon und seine Männer waren tot. Aber auch einige von Prieurs Männern hatten den Schußwechsel nicht überlebt.

    „ Wer lebt noch?“, hörte Cara Bürgermeister Prieur in die Todesstille rufen. Zögernd riefen die Männer, die überlebt hatten, nacheinander ihre Namen.
    Cara wandte den Kopf und wartete darauf, dass auch Edan endlich seinen Namen rufen würde. Doch er blieb stumm. Im nächsten Moment zuckte sie erschrocken zusammen. Sie war so mit ihren eigenen Gedanken und ihrem Ekel beschäftigt gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass Edan sich nicht mehr bewegte. Zusammengesunken lehnte er an der Wand.
    Cara rappelte sich auf und kroch zu ihm hinüber.
    „ Edan!“ rief sie, während sie ihn an der Schulter packte und zu schütteln begann.
    Im nächsten Moment erschrak sie zu Tode. Sein Kopf fiel leblos zur Seite und die Vorderseite seines Hemdes glänzte nass vor Blut. Ein walnußgrosses Loch klaffte in seiner Brust und Cara konnte regelrecht zusehen, wie das Blut und damit auch Edans Leben aus ihm heraus sickerten.
    Cara merkte gar nicht wie sie laut und schrill nach Hilfe zu schreien begann. Sie beugte sich nach unten und nahm Edan in ihre Arme. Währenddessen schrie sie ununterbrochen hysterisch weiter nach Hilfe. In ihrem Gehirn hämmerte nur ein einziger, wilder Gedanke:
    Er durfte jetzt nicht sterben! Um Himmels Willen! Er durfte ihr auf keinen Fall sterben! Auch wenn er sie ganz offensichtlich nicht so liebte, wie sie ihn … Er durfte sie nicht verlassen!

Kapitel 49

    Lillian Chandler sass kerzengerade in ihrer Kutsche und starrte auf das große, elegante Londoner Stadthaus, mit den prächtigen, schmiedeisernen Flügeltoren.
    Ihre Hände waren eiskalt, aber ihr Herz raste wie verrückt. Sie wusste, sie musste es tun. Sie hatte keine andere Wahl, wenn sie wollte, dass Edan als freier Mann nach England zurückkehren konnte.
    Wieder musterten ihre violettfarbenen Augen die beeindruckende Fensterfront des vornehmen Londoner Stadthauses, im teuren Stadtteil Mayfair.
    Egal wie unbehaglich sie sich fühlte, egal ob ihr Herz zu versagen drohte, sie musste es tun und sich ihrer Vergangenheit stellen und dieser unheimlichen Sehnsucht, die sie seit über vierzig Jahren erfolgreich verdrängte.
    Zweimal nur hatte sie ihn in den letzten vierzig Jahren wiedergesehen. Jedes Mal war es ein kaum auszuhaltender Angriff auf ihre Nerven und ihre eiserne Beherrschung gewesen. All die vielen einsamen Jahre hatten nichts an der verheerenden Anziehung, die zwischen ihnen war, geändert! Im Gegenteil. Die Faszination war stärker denn je. Deswegen hatte sie auch alles Menschenmögliche getan, um ihm aus dem Weg zu gehen.
    Über dreißig Jahre hatte dies funktioniert. Doch jetzt zwang sie das Schicksal, ihm wieder in die Augen zu sehen. Es war schon schwer die Höhle des Löwen betreten zu müssen, noch schwerer war es jedoch, ihn auch noch um einen Gefallen bitten zu müssen! Und was für einen!
    Lillian brach ihre Gedanken ab. Sie wollte sich nicht noch nervöser machen, als sie es ohnehin schon war.
    Sie klopfte an die Kutschwand und bedeutete ihrem treuen Diener James, dass er ihr beim Aussteigen behilflich sein sollte. Gemessenen Schrittes und hoch erhobenen Hauptes ging sie durch das riesige, schmiedeiserne Tor, die Steinstufen mit den Löwensäulen hinauf. Entschlossen bediente sie den Türklopfer.

    „ Mylord, eine Lady wünscht Euch zu sprechen!“
    Hinter dem großen, prächtigen Eichenschreibtisch schaute ein stattlicher, grauhaariger Mann erstaunt auf und musterte seinen unterwürfigen Butler mit fragend nach oben gezogenen Augenbrauen.
    „ Eine Lady?“ Seine Stimme klang tief und sonor, ein Hauch von Überraschung schwang darin mit. „Welche Lady, Davidson?“
    Der Butler zuckte ergeben mit den Schultern und sagte etwas kleinlaut: „Ihren Namen wollte sie mir nicht nennen, Mylord. Aber sie sagte, Ihr würdet sie ganz sicher empfangen wollen. Ich solle Euch nur folgendes Stichwort sagen: „Jäger Fowley“!“
    Der Butler hatte kaum ausgesprochen, da kam augenblicklich Bewegung in den grauhaarigen Mann hinter dem großen Schreibtisch. Nachdenklich nahm er sein Binokel ab, mit dem er den „Londoner Chronicle“ studiert hatte.
    Er stand auf und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. Dabei stützte er sich etwas schwerfällig auf einen Stock mit einem silbernen Löwenknauf.

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