Wenn die Turmuhr 13 schlägt
nervös. Die Stimme kam nämlich aus einem Lautsprecher, der auf dem Dach eines Kleinbusses befestigt war. Und dieser Bus rollte ausgerechnet vor ihrem Wagen im Schrittempo dahin. Da die Gasse zum Überholen zu schmal war, blieb ihr nichts anderes übrig, als hinter ihm herzuzockeln.
Endlich kamen sie zu einer Hauptstraße. Poppis Mutter nützte die erste Gelegenheit, um den Lautsprecherwagen zu überholen. Ihre Tochter warf zufällig einen Blick durch die Rückscheibe zu dem Kleinbus.
„Axel“, zischte sie aufgeregt und stieß ihn mit dem Ellbogen in die Rippen. „Dreh dich um! Schau, wer in dem Auto sitzt...“ Ihr Knickerbocker-Kumpel schaute über die Schulter und zuckte zusammen. Hinter dem Lenkrad hockte der Muskelprotz von heute vormittag. Gar kein Zweifel. Er trug nun Sonnenbrillen, hatte aber noch immer das gleiche enge T-Shirt an. Er war es. Da gab es keinen Zweifel.
„Kein Wort zu meiner Mutter, sonst dreht sie durch“, raunte ihm Poppi zu.
„Wenigstens wissen wir jetzt, wo die Tierdiebe wahrscheinlich zu finden sind“, schoß es Axel durch den Kopf. Er war sich aber nicht sicher, ob er die Polizei davon unterrichten sollte. Beweise hatten sie ja keine...
Lilo ging an diesem Sonntag zeitig ins Bett. Die Ereignisse am Nachmittag hatten sie völlig geschafft.
Axel und Dominik halfen Poppi, ihre Haustiere zu versorgen. Zuerst fütterten sie die vier Katzen und säuberten die Kistchen. Danach bekamen die Goldfische, die Kaninchen im Stall hinter dem Haus, der Ara-Papagei Leopold und die Ratten Esmeralda und Klarabella ihr Futter.
Ein Gedanke spukte allen drei Knickerbocker-Freunden durch den Kopf: Was war nur in Lieselotte gefahren?
„Trotzdem dürfen wir nicht auf Karl-Heinz vergessen“, sagte Axel, als sie etwas später in Poppis Zimmer zusammensaßen.
„Hat er in den vergangenen beiden Nächten irgend etwas unternommen?“ fragte ihn Poppi.
Axel verneinte. „Ich schlafe ja im Zimmer neben ihm. Gleich nachdem er sich zurückgezogen hat, habe ich einen Faden an seiner Türklinke befestigt und in mein Zimmer gezogen. Dort habe ich ihn an einer Sessellehne befestigt. Der Sessel ist aber leicht nach hinten gekippt, weil ich unter die Vorderbeine Bücher gelegt habe.“
Dominik verstand nicht ganz, wozu das gut sein sollte. „Ganz einfach“, erklärte Axel. „Ich lasse meine Tür die ganze Nacht offen. Wenn Karl-Heinz sein Zimmer verlassen will und dazu seine Tür öffnet, wird der Faden angezogen, und der Sessel fällt um. Vom Poltern wache ich bestimmt auf.“
Axel hatte sich da einen schlauen Trick ausgedacht. Aber insgeheim hoffte er, daß Karl-Heinz auch in dieser Nacht schlafen würde.
Verzweifelt kämpfte Axel mit der Bettdecke. Die Tuchent war zu kurz für ihn. Und das wollte was heißen. Schließlich war er nicht der Größte. Als er gegen halb zwei in der Früh wieder einmal frierend erwachte, stand er auf, um das Fenster zu schließen. Normalerweise konnte er nur schlafen, wenn er genügend Frischluft-Nachschub erhielt. Doch in dieser Nacht lautete das Motto: Besser weniger frische Luft und dafür mehr Behaglichkeit.
Als er wieder ins Bett schlüpfte, bemerkte er, wie das Seil am Sessel zuckte.
„Bin wahrscheinlich nur angestreift“, dachte er und wollte sich zur Wand drehen. Da polterte es hinter ihm. Der Stuhl lag auf dem Boden.
Nun war der Junge hellwach. Er schlüpfte aus dem Bett und spähte auf den dunklen Gang. Karl-Heinz war gerade unterwegs in Richtung Garten. Das Haustor war allerdings versperrt, und der junge Mann begann umständlich in seinen Taschen nach dem Schlüssel zu kramen. Er schien ihn nicht zu finden und marschierte deshalb zu seinem Zimmer zurück. Axel nützte die Gelegenheit, zog sich hastig an und setzte seine grüne Schirmkappe auf. Er bildete sich ein, daß sie ihm besonders viel Kraft und Mut verlieh. Es blieb keine Zeit mehr, um die anderen zu wecken, die im ersten Stock untergebracht waren. Axel wußte, daß er den Studenten unter keinen Umständen aus den Augen verlieren durfte.
Axel heftete sich an seine Fersen. Er hatte dabei aber ein mulmiges Gefühl in der Magengrube...
Karl-Heinz holte sein Fahrrad aus der Garage und radelte los. Ungefähr 50 Meter hinter ihm fuhr Axel. Die Luft war sehr kühl. In den Straßen und Gassen war um diese Zeit kein Mensch mehr unterwegs.
„Wo will Karl-Heinz denn nur hin?“ fragte sich der Junge ständig während der Fahrt. Der Student trat kräftig in die Pedale, fuhr bei Rot über
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