Wenn die Turmuhr 13 schlägt
Radfahrer steuerte auf ein Hotel zu. „Arabella“ stand auf dem Schild über dem Eingang.
Der Mann lehnte sein Fahrrad an einen Laternenpfahl, drückte den Plastiksack eng an sich und betrat die Hotelhalle. Axel tappte zur großen Glastür und spähte hinein.
Ein etwas verschlafener Portier kam aus einem Zimmer hinter der Rezeption und begrüßte den Mann. Die beiden sprachen kurz miteinander, und der Portier beugte sich dann über das Gästebuch. Er ließ den Finger über die Eintragungen gleiten. Wahrscheinlich suchte er nach einem Namen.
Auf diesen Moment schien der Mann in der kurzen Hose nur gewartet zu haben. Blitzschnell zog er einen länglichen, schwarzen Gegenstand aus der Tasche und schlug dem Portier damit auf den Kopf. Dieser taumelte und sackte hinter dem Pult zusammen.
Der Mann blickte sich um, und als er sicher war, daß niemand etwas bemerkt hatte, huschte er in das Zimmer neben dem Schlüsselbrett.
Eine Minute später war er wieder da und verließ mit großen Schritten das Hotel. Axel preßte sich gegen den Stamm eines Baumes am Straßenrand. Als wäre nichts geschehen, radelte der brutale Gauner weiter. Am liebsten hätte der Junge nun kehrtgemacht und sich in seinem Zimmer verkrochen. Aber jetzt war er schon einmal unterwegs und wollte erfahren, was der Mann noch alles vorhatte. Der schwarze Plastiksack schien genauso voll zu sein wie zuvor.
„Zum Zittern habe ich nach diesem Abenteuer auch noch Zeit“, sprach sich Axel selbst Mut zu.
Die Fahrt dauerte diesmal nicht lange und endete am Rande eines großen Parks. Alle paar Meter standen entlang der Wege Laternen, deren Licht die Bäume gespenstisch groß und geheimnisvoll erscheinen ließ. Der Mann hob sein Fahrrad über den Gehsteigrand und rollte dann in den Park hinein. Axel legte sein Fahrrad ins Gras und folgte ihm nun lieber zu Fuß. So konnte er dichter an dem Dieb bleiben.
Dort, wo sich drei Kieswege kreuzten, herrschte tiefe Finsternis. Die Glühbirnen in den Laternen waren anscheinend alle durchgebrannt.
Das Surren des Gangrades verstummte. Ein Zeichen dafür, daß der Mann stehengeblieben war. Axel hörte ein paar Schritte und einen Plumps. Es war etwas weggeworfen worden. Wahrscheinlich in einen Papierkorb. Gleich darauf fuhr der Fremde davon.
Der Junior-Detektiv nahm allen Mut zusammen und lief zu der Wegkreuzung. Das Knirschen unter seinen Schuhsohlen erschreckte ihn.
Halt! Da war doch etwas gewesen... Ein Motorgeräusch... Eine Wagentür... Axel lauschte in die Nacht. Er hielt den Atem an. Nun herrschte wieder Stille. Nur das Laub in den Baumkronen raschelte leise.
Der Junge seufzte erleichtert, als er in seiner Jackentasche eine Taschenlampe entdeckte. Er schaltete sie ein und leuchtete den Platz ab. Es befand sich tatsächlich ein Papierkorb hier. Mit einem Satz war er dort und griff in den Drahtkorb.
„Wääää...“ stöhnte er. Seine Finger steckten in etwas Schleimigem. Der Junge tastete sich an Papier und Blechdosen vorbei, bis er plötzlich einen Plastiksack in der Hand hielt. Er griff zu und zog ihn heraus.
Kein Zweifel. Das war der schwarze Sack. Axel warf einen Blick hinein und traute seinen Augen nicht.
Ein Knirschen verriet ihm, daß jemand kam. Schnell warf er den Sack zurück und flüchtete ins Gebüsch. Die Äste schlugen vor seinem Gesicht zusammen und verdeckten ihm die Sicht. Er hörte, wie jemand leise vor sich hinpfeifend den Plastiksack aus dem Mülleimer zog und wieder abmarschierte. Wer es war, hatte Axel nicht gesehen. Doch nun reichte es ihm. Sein Vorrat an Mut war restlos erschöpft. Er rannte so schnell er nur konnte zu seinem Fahrrad und strampelte zu Poppis Haus. Da er fremd in der Stadt war, verirrte er sich dabei einige Male. Es war schon kurz nach drei Uhr, als er endlich ins Bett fiel.
Er hatte keine Ahnung, daß der Kastenwagen zu dieser Zeit noch immer durch Graz kurvte.
Im Führerhaus saßen ein Muskelprotz, ein Mann in einem blauen Overall und ein hageres Männchen mit Spitzbart.
„Ich kann mich auch täuschen“, sagte der Muskelprotz, „aber ich bilde mir ein, vorhin den Jungen gesehen zu haben.“
Das hagere, kleine Männchen warf ihm einen erschrockenen Blick zu. „Welchen Jungen?“
„Den von heute vormittag! Ich glaube, er ist uns gefolgt!“
Das Männchen begann zu beben. „Das sagst du erst jetzt, du hirnloses Geschöpf?“ schnauzte er ihn an.
„Ich hätte ihn doch auch gleich behandeln können. Wie seine Freundin...“
Diebe mit Dachschaden
„Und
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