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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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dabei, hier einfach mitten in der Nacht aufzutauchen? Was glaubst du, wird Marlene für Fragen stellen? Sie wird im Dorf erzählen, dass du hier aufgetaucht bist und ausgesehen hast, als hätte dich ein Bus gestreift!“
    In sich zusammengesunken sass Ambros da. Anstatt es auf sein geschwollenes Auge zu drücken, drehte er das Tuch mit dem Eis abwesend in seinen Händen herum. „Ich weiss nicht. Nachdem ich da wieder draussen war, war mein erster Gedanke , schnellst möglich zu dir zu kommen.“
    „Wo draussen?“
    „Keine Ahnung! Die Lampe hat mich so geblendet! Und das N ächste , d as ich weiss, ist, dass ich in der Gondelstation wieder zu mir kam.“
    „ Eine Lampe hat dich geblendet ? Könnten das Autoscheinwerfer gewesen sein? Hast du dich wieder einmal in Richtung Besinnungslosigkeit gesoffen und bist vor ein Auto gelatscht ?“
    „Nein. Keine Scheinwerfer , kein Schluck Alkohol . Ich war nicht draussen. Ich glaube , es war ein Keller oder etwas Ähnliches. Zwei Menschen waren da. Einer hat mich immer geschlagen und einer hat Fragen gestellt.“
    „Wie bitte? Du ha st doch zuviel gesoffen! Jetzt gib mir die Einnahmen und verschwinde wieder! “ Aber Josef befürchtete bereits, dass es nicht so einfach sein würde. Denn Ambros roch nach vielem, aber nicht nach Alkohol.
    „Genau das ist das Problem. Man hat mich abgepasst, nachdem ich die Tageseinnahmen frisiert hatte und den Überschuss mitgehen lassen wollte.“ Er d rückte das Eis an seine Schläfe, um dem stärker werdenden Kopfschmerz etwas entgegenzuhalten. „Dann war ich wohl eine Weile weggetreten und im nächsten Moment sass ich gefesselt auf einem Stuhl und musste Fragen beantworten.“
    Jetzt wurde Josef langsam unruhig. „ Was für Fragen?“
    „ Wie lange ich schon Geld aus der Kasse klauen würde , wo das Geld jetzt sei und solches Zeug .“
    „Was hast du gesagt?“
    Ambros hob den Kopf und sah Josef ernst aus ruhigen Augen direkt an. „ Absolut a lles.“
    Josef dachte nicht mehr, er zeigte einfach die Reaktion, nach der sein Körper verlangte . Die Faust traf Ambros sauber auf sein Kinn. Ambros konnte etwas knacken hören, aber er ignorierte es. Den stechenden Schmerz niederkämpfend , hob er langsam seine Hand an den Kiefer. Dabei schaute er Josef unverwandt an. Jede Silbe deutlich betonend wiederholte er das Gesagte . „ Absolut a lles.“
     

2010
     
    „Was ist denn mit dir passiert?“ Erstaunt hielt Sebastian in der Zubereitung der drei Whiskey-Cola inne, als Sascha humpelnd den Raum betrat.
    „Hatte ein Date mit den Dingern, die du da gerade so sanft behandelst.“ Sascha rang sich ein gequältes Lächeln ab.
    „Ein Date mit Cola-Fla schen? Warum das denn? Hättest wohl doch besser wieder eine deiner Vorzeigeweiber angestellt, anstelle von einem Mann.“
    „Ein Mann?“
    „Genau das habe ich auch gedacht, als du mir von diesem Leo erzählt hast.“ Seba stian grinste Sascha über die F l a schen hinweg an. „Ich habe mir schon überlegt, ob du schwul geworden bist oder einfach etwas Neues ausprobieren willst. Denn eigentlich hätte ich mir nach der sexy Blondine, der t o ughen Brünetten und der exotischen Schwarzhaarigen eine geheimnisvolle Rothaarige vorgestellt. Aber einen Mann? Darauf war ich nicht vorbereitet.“
    „Tatsächlich?“
    „Tatsächlich.“
    Irgendwie verspürte Sascha keinerlei Bedürfnis, seinen langjährigen Freund auf seine Fehleinschätzung der Situation hinzuweisen. Stattdessen freute er sich bereits diebisch auf Sebastians Blick, wenn ihm Leo vorgestellt würde.
     
     

1986
     
    Draussen brach bereits der Morgen an, als Josef zum Telefon griff. Ungeduldig mit den Fingern auf die Tischplatte trommelnd , wartete er Freizeichen für Freizeichen ab, doch es half alles nichts. Wütend liess er den Telefonhörer zurück auf die Gabel sausen, nur um ihn sogleich wieder ans Ohr zu heben und erneut zu traktieren. Diesmal musste er nicht lange läuten lassen, bis sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung meldete.
    „ Bei Amstutz .“
    „Moritz?“
    „Josef! Welch eine Überraschung! Wie geht es dir? “
    „ Was gedenkst du jetzt zu tun?“ Josefs Lust auf Smalltalk war ihm gründlich vergangen.
    „Womit?“ Moritz schien ernsthaft verblüfft .
    „Tu nicht so, ich weiss ganz genau, dass du das warst.“
    „Was war ich denn? Mensch Josef, ich bin soeben aufgestanden und werde aus deinen Worten nicht ganz schlau. Das überfordert mich ehrlich gesagt ein bisschen . Du musst schon etwas

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