Wenn die Wahrheit nicht ruht
deutlicher werden.“
„ Kein Problem . Ich hatte einen interessanten Besuch von einem gemeinsamen Bekannten. Er sah etwas, nun, sagen wir , niedergeschlagen aus.“
„Ich habe keine Ahnung , wovon du sprichst.“
„Nein, natürlich nicht. Überleg dir gut, ob du die gesammelten Informationen gegen mich verwenden willst. Ich verspreche dir, lasst ihr mich abstürzen, reiss ich euch mit.“
„Abgesehen davon, dass ich nicht weiss, wovon du sprichst, wie willst du mich denn mit in den Abgrund ziehen? Willst du w ilde Geschichten erzählen?“
„ Vielleicht will ich bei einem der Aktionäre e inen anonymen Tipp deponieren , damit die ein bisschen rumschnüffeln?“
Der soeben noch vorrätige Sarkasmus sank mit einem Schlag auf Null. „ Sei dir deiner Sache bloss nicht so sicher , mein Guter , das könnte nämlich ein böses Ende nehmen.“ Dann legte Moritz auf.
„Liebling, ich muss weg.“ Moritz Amstutz beeilte sich, seine Sachen zusammenzusuchen und stürzte , ohne eine Antwort seiner Frau abzuwarten in die frisch e kühle Morgenluft.
2010
„Entschuldigen Sie, aber Sie dürfen nicht hinter die Theke, das ist nur für Personal.“ Einmal mehr staunte Sebastian darüber, dass manche Menschen offenbar das Gefühl hatten, sie könnten sich alles erlauben. Dennoch, wie immer blieb er geduldig und höflich.
„Genau so ist es. Ich dachte, ich so llte Ihnen etwas zur Hand gehen. S cheint, als hätten Sie einiges zu tun.“ Die Leute standen tatsächlich zahlreich an der B ar, bereitwillig ihr Geld in Drinks umzusetzen.
Verdutzt über die offensichtliche Dreistigkeit dieser Person begann Sebastians Geduldsfaden nun doch etwas zu leiden. Ungeduldig fuhr er sich mit seiner grossen kräftigen Hand durch sein e leicht zerzauste dunkelblonde Mähne . Es konnte doch wohl nicht angehen, dass ein wildfremder Gast einfach hinter seine Theke stand und Getränke ausschenken wollte! Gleichzeitig hatte er aber auch keine Zeit, diese Frau mit langen , freundlichen Erklärungen zum Gehen zu zwingen, denn er hatte einen Job zu erledigen. Also musste er wohl doch etwas deutlicher werden. „Hören Sie, dafür habe ich je tzt echt keine Zeit, also bitte …“
„Ah! Ihr habt euch schon kennen gelernt!“ Sebastian blieb das Ende seines Satzes sprichwörtlich im Hals stecken, als Sascha zu ihnen trat.
„Nun, ich denke, deine Aussage ist etwas zu optimistisch. Ich habe eher das Gefühl, der Herr hier ist entweder nicht ganz auf dem Laufenden oder aber ein sehr egoistischer Barmann.“
Zuerst hatte Sascha keine Ahnung, was Leonie ihm zu sagen versuchte, doch dann dämmerte ihm, wo das Problem lag. „Oh, ich denke, da liegt ein Missverständnis vor.“ Verlegen lächelnd tippte Sascha seinem Freund auf die Schultern . „Sebastian, das ist Leonie, die Neue.“
Ein leeres Glas in der einen Hand, die Eisschaufel in der anderen , schaute Sebastian verdutzt zuerst zu Sascha, dann zu Leonie. „Leo…?“
„…nie.“ beendete Sascha den Satz. „Genau.“ Obwohl er sich bemühte, seine Gesichtsmuskulatur unter Kontrolle zu halten, vermochte er nicht, das sich hartnäckig ausbreitende Grinsen zu verhindern.
„Er ist eine Sie?“
Verständnislos stand Leonie zwischen ihrem neuen Chef, der grinste, als hätte man ihm Lachgas verpasst und ihrem neuen Kollegen , der wirkte, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
„Ich habe nie gesagt, dass es ein Er ist. Du bist einfach davon ausgegangen, weil ich möglicherweise vergessen habe, dir seinen, quatsch, ihren vollständigen Namen zu nennen.“
„Möglicherweise ver gessen? Und wann hattest du vor mich aufzuklären?“
„Jetzt , dachte ich, wäre ein guter Zeitpunkt.“
„Sehr witzig.“
„Ach , komm schon, das ist doch kein Weltuntergang.“
„Scheint so. Aber sieh dich vor, eines Tages wird vor dir der Boden aufgehen und Klauen aus glühenden Flammen werden dich erbarmungslos in die Tiefe reissen. Dann wirst du an mich denken, das verspreche ich dir.“
Skeptisch blickte Leonie vom einen zum anderen und begann sich zu fragen, ob das der richtige Ort war, um die Wintermonate zu verbringen.
„Ganz bestimmt sogar. Aber bis dahin wirst du unserer Leo zeigen, wie der Hase läuft.“ Damit überliess Sascha seinen Freund und Leonie ihrem Schicksal.
Sebastian war nicht wirklich wütend. Diese Spielerei gehörte seit der frühesten Kindheit zu r Freundschaft zwischen ihm und Sascha . „Na , dann wollen wir mal. Ich nehme an, du hast Erfahrung?“ Dass
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