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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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tragen? Das ist viel zu schwer! Du hast dieses Zeug zu nehmen, ich brauche freie Hände, damit ich mich um Leonie kümmern kann! Oder hast du etwa schon vergessen, was auf der Autobahn geschehen ist?“ Wut entbrannt funkelt e Verena ihren Mann an. Dieser blickte zuerst zu seiner Frau, wie sie in ihrem weissen Skianzug, mit dem braunen Pelzbes atz am Kragen, den weissen Ski sch uh en, den weissen Handschuhen und der ebenso weissen Sonnenbrille mit den leicht lang gezogenen oberen Ecken und den dort platzierten glitzernden Strasssteinen, mit ihrem Paar Ski und Skistöcke vor der Haustür stand und dann zu Leonie , die mit grossen fragenden Augen zu ihm hochblickte, während er ihre Hand weich in der seinen liegen spürte. Unnützerweise schoss Marc lediglich die Frage durch den Kopf, weshalb er Verena nicht auch noch weisse Ski und Stöcke gekauft hatte, bevor er mit seinen eigenen Skiern, den K leinen von Leonie, dem jeweiligen Paar Stöcke sowie Leonie selbst zurück zu seiner Ehefrau stapfte, um deren Utensilien auch noch zu schultern und ihr die Kleine zu übergeben. Verständnis für die Szene, die ihm seine Frau seiner Meinung nach grundlos machte, hatte er keines, aber das hatte er eigentlich noch nie gehabt. Deshalb reagierte er wie immer. Er fügte sich. Denn solange sie das Gefühl hatte Recht zu behalten, hatte er seine Ruhe.
    Da er alles selber machen musste, gestaltete sich der Einstieg in die Gondel als ziemli ch schwierig. A ber nachdem sich Marc bei allen entschuldigt hatte, denen er einen Ski oder einen Stock um die Beine geschlagen hatte, konnte auch er den Ausblick in luftiger Höhe geniessen. Oben angekommen stieg er ähnlich umständlich wieder aus der Kabine aus. Ein gutaussehender kräftiger Mann, mit breiter Brust und gutmütigen braunen mit grünen Sprenkeln versetzten Augen , bestaunte das Schauspiel erst amüsiert, bevor er Gnade walten liess. „Fred, stell mal ein bisschen langsamer.“
    „Heinz, du hast einfach ein zu weiches Herz.“ Bedauernd reduzierte Fred das Tempo der Gondeln, während Heinz an Marcs Seite trat und ihm half, die Ski aus der Halterung zu ziehen. Und weil er schon dabei war, trug er sie auch gleich nach draussen, wo er sie in den Skiständer stellte . Direkt daneben wartete bereits Verena , ungeduldig mit dem Fuss wippend, während Leonie sich staunend um sich selbst drehte.
    „Ist das ihre Tochter?“ Heinz hatte noch nie ein Mädchen mit so grünen Augen gesehen.
    „Ganz recht.“
    „Ein bezauberndes Mädchen. Kann sie schon Skifahren?“
    „ Noch nicht . Aber d as wollen wir h eute ändern .“
    „Paps! Ich habe im Skirennen gewonnen! Sieh mal!“ Ein aufgeregter Junge mit honigbraunen Augen rannte auf Heinz zu, als trüge er Turnschuhe und nicht Skischuhe. D abei schien er kaum älter als Leonie.
    Marc sah ihm verblüfft zu. „Na , ihr Junge scheint schon etwas länger zu fahren ! Jedenfalls, vielen Dank für die Hilfe.“ Freundschaftlich klopfte er dem vor Stolz fast platzenden Heinz auf die Schulter und wandte sich zum Gehen. Dabei rempelte er eine zierlich Blondine an, die ihn giftig anfuhr. „Haben Sie keine Augen im Kopf?“
    „ Alina !“ Streng und autoritär donnerte die Stimme zu ihnen herüber. Als Marc aufsah, erkannte er den Gemeindepräsidenten Hans Zumbrunn persönlich. Bedrohlich baute er sich vor Alina auf. Er knurrte seine Anweisung mehr, als dass er sie sagte. „Geh zu Jan.“
    Herausfordernd erwiderte Alina seinen Blick. „ Ohne dein Schosshündchen gehst du wohl gar nicht mehr aus dem Haus. Oder ?“ Dann stapfte sie trotzig davon.
    Marc, dem diese Szene äusserst unangenehm war, räusperte sich. „Tut mir leid, ich war es, der sie angerempelt hat. “
    „Nein. Mir tut es leid. Mein Mädchen hat heute offensichtlich schlechte Laune.“
    „Oh, da ist sie in guter Gesellschaft, bei meiner Frau herrscht derzeit ebenfalls Eiszeit.“ Die beiden Männer lachten sich verständnisvoll an, während Verena daneben vor Wut kochte . Aber Marc ignorierte den feindseligen Blick seiner Frau und konzentrierte sich schliesslich auf das, worauf er sich schon den ganzen Morgen freute. Er stellte seine Leonie das erste Mal auf die Ski. Verena schien damit tatsächlich nichts zu tun haben zu wollen. Sie war immer noch sauer, dass er nicht von selbst darauf gekommen war , das Material zu schleppe n . Und jetzt hatte er sie gegenüber einem Fremden auch noch schlecht gemacht. Aber ihm war das egal. An der miesen Laune seiner Frau konnte er sowieso

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