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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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Flamme und schliesslich konnte man in der Dunkelheit das Glimmen einer Zigarette erkennen. Ambros jedoch konnte nur den Rauch riechen. Die Tränen blieben ihm sprichwörtlich im Hals stecken .
    „Ich frage dich ein letztes Mal. Wo ist das Geld?“
    Die Antwort war nicht mehr als ein verängstig tes Wimmern . „Josef hat es.“
    „Josef wer?“ Aber die Person kannte die Antwort bereits.
    „Josef Gasser.“
    „Erzähl“ , befahl sie.
    „Er hat mir einen Ant eil versprochen, wenn ich von den Bareinnahmen einige Kassenbelege verschwinden lasse, Stornos eintippe und gerade soviel aus der Kasse herausnehme, dass es eben nicht auffällt. Anfangs war er mit den kleineren Beträgen zufrieden, aber er wollte immer mehr. Ich habe ihm gesagt, dass das nicht ginge, denn es wäre nur eine Frage der Zeit, bis das auffliegen würde. A ber er wollte nicht auf mich hören.“
    „Tatsächlich.“ D ie Person wirkte nachdenklich.
    „Endgültig?“ Obwohl Ambros wusste, dass jemand hinter ihm stand, war er erstaunt, dessen Stimme zu hören. Einen Reim auf seine Frage konnte er sich aber nicht machen.
    „Nein, der plaudert schon nicht .“
    Dann gingen die Lichter aus. Alle Lichter.
     
     

2010
     
    Mit einem leichten Kribbeln der Aufregung im Magen stiess Leonie die Tür zu der Bar auf. „Hallo?“ Keine Antwort. „Ist hier jemand?“ Noch immer keine Antwort. Etwas zögerlich wagte sie sich einige Schritte in den dunklen Korridor, während sie sich überlegte, ob sie nicht besser zuerst hinter dem Haus nach der passenden Ansprechperson suchen sollte. Schliesslich war es Nachmittag und im Normalfall waren die Barbetreiber zu dieser Tageszeit hinter dem Haus und trafen die nötige n Vorbereitungen für den Abend.
    Dennoch drang sie weiter in das Gebäudeinnere vor, bis sie zu ihrer Linken sowie zu ihrer Rechten je eine grosse Tür entdeckte. Die R echte stand einen Spaltbreit offen, weshalb sie sich für diese entschied. Vorsichtig schob sie die Tür weiter auf und trat in einen grossen , ansprechend dekoriert en und eingerichteten Raum, dessen Blickfang eine lange Theke bildete. Die Annahme drängte sich auf, dass es sich hierbei um ihren zukünftigen Arbeitsplatz handelte. Neugierig schlüpfte sie hinter den Tresen und musste bald feststellen, dass es weit Schlimmeres gab. Die Bar war gut ausgerüstet, mit Getränken wie auch mit Geräten. Die Zapfhähne schienen neueren Datums und gepflegt, die Kühlschränke waren sauber und hervorragend positioniert. Überhaupt war für den Angestellten alles gut sichtbar und bestens griffbereit aufgestellt, jedoch für den Gast raffiniert verborgen. „Könnte mir gefallen.“ Gedankenverloren über das Barblatt streichend , merkte Leonie nicht, wie sich die Tür erneut öffnete.
    Mit zwei Harrassen in den Armen manövrierte sich Sascha rückwärts in den Raum. Den Kopf gesenkt holte er Schwung , um die schweren Kisten auf die Theke zu stellen. Doch als er den Kopf hob , zuckte er derart zusammen, dass ihm die Kisten, gefüllt mit ungeöffneten Cola-Flaschen , aus der Hand rutschten und krachend zum Teil auf dem Boden, zum Teil auf seinem Fuss landeten. Laut aufschreiend machte Sascha gleichermassen seinem Schmerz wie auch seinem Schrecken Luft. „Was zum…“
    Leonie sprang quiekend zurück, stiess dabei mit dem Ellbogen gegen eine Wodkaflasche und musste prompt zusehen, wie sie am Boden zerschellte. Entsetzt starrte sie auf die Scherben. Dann hob sie langsam ihren Kopf. „Es tut mir leid, Sie haben mich völlig überrascht! Ich… Es tut mir leid.“
    „ Sie waren überrascht? Irgendwie sind Sie bis hierhin gekommen, also mussten Sie doch damit rechnen, jemanden anzutreffen!“
    „Ein guter Einwand.“ Leonie hatte sich wieder einigermassen gefangen, weshalb sie nun über die Scherben stieg und um die Bar herum zu Sascha trat. „Lassen Sie mal sehen.“ Sie drückte ihn kurzerhand auf den nächstbesten Barhocker und kniete sich nieder. Sascha glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als diese fremde Frau i h m flink den Snea ker öffnete, die Socke auszog und den darunterliegenden Fuss in Augenschein nahm. „Scheint nichts gebrochen. Höchstens geprellt. Aber einige blaue Flecke n wird’s auf jeden Fall geben.“
    „Sagen Sie, sind Sie Krankenschwester?“
    „Nein, die neue Bardame.“
    Das wurde ja immer besser. „Aha. Leonie , nehme ich an?“
    „Ganz recht.“
    „Möchtest du mir nur den Fuss schütteln oder ginge auch die Hand?“
    Verdutzt sah Leonie zu Sascha hoch.

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