Wenn die Wahrheit nicht ruht
warst du so sehr vom Schnee bedeckt?“
„Da war eine kleine Tanne im Weg. Die wollte nicht weg. Ich bin drüber gefahren und hingefallen und dann kam von oben ganz viel Schnee.“
Marc blickte nach oben und entdeckte direkt über sich eine riesige Tanne, mit einem komplett grünen Ast, der offensichtlich unter dem Gewicht des Schnees nachgegeben hatte und seine Last dann schlussendlich auf Leonie loswurde. Kopfschüttelnd zog Marc Leonie vor sich, deutete ihr an, nach hinten in die Hocke zu gehen, so dass die Skier aber noch Kontakt zum Schnee behielten . A uf diese Weise schob er sich mit ihr in Richtung Tal, die Zeit nutzend, sich gegen Verenas Donnerwetter zu wappnen.
2010
Nachdem Leonie am Sonntag von Sebastian aus der Skistunde entlassen worden war und ihren freien Abend nach einem ausgiebigen Sonnenbad in der Schneebar bei der Talstation begonnen und schliesslich in aller Ruhe auf dem Balkon ihres Zimmer s ausklingen lassen hatte, stand sie nun wieder in aller Frische hinter dem Tresen. Heute sollte sie als erstes die L etzte im Bunde kennen lernen. Dass sie Angela hiess, hatte sie bereits am Samstag aufgeschnappt, mehr wusste sie allerdings nicht. Das war allgemein ein Problem, wie Leonie feststellen musste. Sie wusste über keinen ihrer Mitarbeiter mehr , als nur den Vornamen. Selbst von Sebastian hatte sie nicht mehr in Erfahrung bringen können, ausser, dass er auch Skilehrer war . Und auch diese Information hatte sie nur zufällig dadurch erhalten , dass sie seine Schülerin war . Über ihre eigenen Gedanken den Kopf schüttelnd, mahnte sie sich selbst zur Geduld. „Mensch Leo, du lässt diesen Leuten aber auch keine Zeit!“
„ Wie bitte ?“
Erschrocken darüber, auf ihr Gemurmel Antwort zu erhalten, obwohl sie dachte, sie wäre alleine, schoss ihr Kopf in die Höhe. „ Was ?“
„Aha, du hast wohl mit dir selbst gesprochen.“
Leicht errötend über die Tatsache ertappt worden zu sein, drehte sich Leonie um. Beim Anblick der ihr gegenüberstehenden Person musste sie zuerst einmal leer schlucken. Es fiel ihr nur ein Wort ein: Bildhübsch. Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie Angela für die Reinkarnation von Kelly aus Charlies Angels gehalten. Lange , braune Haare fielen ihr in weichen Wellen über die schmalen Schultern. Die weisse Bluse war soweit aufgeknöpft, dass ein neckischer Einblick auf den Ansatz der Brüste gewährt wurde. Der Ausschnitt wurde eingerahmt von einer langen , silbernen Halskette, die in Form eines dreieckigen Anhängers auslief. Die Jeans war nur hüfthoch, was das 80er Jahre- Bild ein wenig zerstörte. Darüber hinaus liessen sie einen wünschenswert knackigen Hintern erahnen , der seine Fortsetzung in zwei ewig langen Beinen fand. Dass Angela ähnlich intensiv Leonies Vorzüge registrierte, blieb nicht geheim. „Mensch Mädel, da hat sich Sascha wieder ein Prachtexemplar geholt!“
Nicht sicher, ob sie richtig verstanden hatte, wollte Leonie nachhaken, aber Angela kam ihr zuvor. „Entschuldige. Das muss mich ja wieder in ein Licht stellen…“ Angela streckte Leonie die Hand hin. „Wie du wahrscheinlich schon herausgefunden hast, ich bin Angela. Die Dritte im Bunde. Du musst Leonie sein.“
Leonie nahm Angelas Hand entgegen, dankbar, aber auch etwas skeptisch. Zu Wort kam sie dennoch nicht.
„Dir steht die Skepsis ins Gesicht geschrieben, also lass mich kurz erklären. Ich bin glücklich verheiratet, Mutter von zwei wundervollen Kindern und begeisterte Barkeeperin. Mein kleiner Ausruf von vorhin tut mir leid, aber obwohl ich auch eine Frau bin, kann ich durchaus neidlos anerkennen, wenn jemand von meinem Geschlecht optisch etwas hergibt. Von der Persönlichkeit weiss ich schliesslich noch nichts, das wird sich aber bestimmt bald ändern.“
Alleine die Tatsache, dass Angela innert fünf Minuten mehr von sich preisgegeben hatte, als Sebastian an einem ganzen Tag, machte sie in Leonies Augen sofort unheimlich sympathisch. „Sieh an! Da kann ich wohl offen zugeben, dass mich dein Anblick an eine n TV-Star aus den 80er Jahren erinnert. Aber was mich jetzt natürlich brennend interessiert: Zwei Kinder und noch eine solche Figur? Wie hast du das gemacht?“
„Oh, danke! Veranlagung, schätze ich. Und dafür bin ich dankbar.“ Ein breites Lächeln zeigte zwei perfekte Zahnreihen. „Bist du gestern gut klar gekommen?“
„Ich denke schon.“
In diesem Moment flog die Tür auf und eine ganze Gruppe feierwütiger Gäste betrat das
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