Wenn die Wahrheit nicht ruht
Fahrverhalten zu schliessen, mit Skiern auf die Welt gekommen sind. Dann entdeckte sie am Hang hinter der Bergstation einen Skifahrer, der alle anderen in den Schatten stellte. In perfekter Körperhaltung, die auf eine unvorstellbare Körperbeherrschung schliessen liess, lenkte er seine Ski in kurzen Schwüngen den Berg hinunter. Eine Kurve wirkte eleganter als die vorhergehende . Der Skifahrer kam immer näher. So nahe, dass sie einen kurzen Blick auf seine Mundpartie erhaschen konnte, die ihr ziemlich attraktiv erschien. Sie dachte noch an volle Lippen, ein kräftiges Kinn und sexy Dreitagebart, als sie mit Schrecken feststellte, dass der Mann direkt auf sie zufuhr, bevor er stäubend vor ihr zum Stehen kam. Das Resultat dieser Aktion war eine von Kopf bis Fuss mit S chnee bedeckte Leonie. Die s erzeugte in ihr ein flüchtiges Gefühl, so etwas Ähnliches schon einmal erlebt zu haben. Doch bevor sie diesen Gedanken fassen konnte, war er auch schon wieder weg. Sei es, weil er zu schnell durch sie hindurchgehuscht war oder weil sich ihr Gegenüber soeben die Skibrille über den Helm geschoben hatte und sie sich mit einem schiefen Grinsen, das gerade erlosch, und zwei honigbraunen Augen konfrontiert sah.
„Das darf doch wohl nicht wahr sein!“
Die sonore Stimme riss Leonie abrupt aus ihren Tagträumen. „Oh! Das ist ja einen Überraschung! Dich hätte ich hier nicht erwartet!“
„Ja, geht mir genauso.“ Leonies freudiges Lächeln vermochte er nicht mehr zu erwidern.
„Bist du hier verabredet?“
„Das hat man mir zumindest gesagt, ja.“
„Gehst du jeden Tag auf die Piste?“
„Schätze schon. Bist du fertig?“
„Was? Wieso?“ Leonie musterte den Menschen vor sich und blieb an der Jacke haften. Das unverwechselbare Rot brachte schliesslich die nötige Erkenntnis. „Ist nicht wahr! Du bist mein Skilehrer?“
„Tja, ist das Schicksal nicht zu gütig?“ Der Sarkasmus in seiner Stimme war kaum zu überhören, aber Leonie war zu beschäftigt mit dem Verarbeiten des Wiedererkennens , um es zu bemerken.
„Ja, wirklich! Und was machen wir jetzt?“
Er hätte beinahe mit ‚Skifahren’ geantwortet, hielt sich aber zurück. Stattdessen atmete er tief durch, kratzte den Rest seiner verbliebenen Professionalität und Beherrschung zusammen und deutete auf den Anfängerhügel. „Wie gut bist du auf Skiern?“
„Ehrliche Antwort? Nicht besonders gut . Meine Mutter hat ab und an mal etwas in die Richtung verlauten lassen, dass ich als kleines Mädchen mal auf den Latten unterwegs war, aber wissen tu ich das nicht mehr. Wenn ich die Wintersaison jeweils in den Bergen verbracht habe, habe ich mir ab und an mal eine Skistunde gegönnt. Eben so, wie es sich gerade ergeben hat . Aber eine zweite Vreni Schneider bin ich damit wohl nicht geworden. “
Grundgütiger, dachte Sebastian bei sich und verfluchte den Tag, an dem Sascha seine Vorliebe für dümmlich willige Bardamen entdeckt hatte.
Anfangs war er überzeugt davon, dass sie keine zwei Meter weit kommen würde , ohne zu stürzen und schliesslich alles hinzuschmeissen. Aber er irrte sich. Sie stellte sich besser an, als er angenommen hatte. „ Schätze , deine Skilehrer haben gute Arbeit geleistet. V erplempern wir unsere Zeit nicht weiter an diesem Idiotenhügel! Wie schätzt du dein Können bezüglich Bügellift ein?“
Erstaunt riss Leonie ihre Augen weit auf und begann unsicher etwas zusammenzustottern. „Nun …, ich … , naja … , keine Ahnung … , könnte eine kurze Fahrt werden…“
„Das Risiko muss ich wohl eingehen. Los geht’s!“
Etwas wackelig rutschte Leonie auf den Abh ang zu. Zuerst hielt sie sich in Sachen Kurven zurück. Vorsichtig formte sie mit ihren Skispitzen ein V und bewegte sich die ersten Meter auf diese Weise vorwärts. Wieder bekam Leonie das seltsame Gefühl, genau das an diesem Ort nicht zum erste n Mal zu tun . Aber auch jetzt war der Eindruck zu schnell, um fassbar zu sein.
Sebastian beobac htete das Geschehen und wartete auf die weiteren Ereignisse. Langsam aber sicher wurde Leonie mutiger. Sie fuhr eine erste und eine zweite Kurve im Stemmbogen, begann sich an die bereits gelernten Dinge zu erinnern und setzte sie schliesslich in die Tat um. Die nächsten Kurven vollführte sie dann bereits ganz ordentlich , indem sie den Bergski parallel zum Talski nachzog. Unten am Skilift angekommen, kam Sebastian nicht umhin, sie zu loben.
Leonie grinste über beide Ohren. „Ha! Warts ’ ab, bis wir erst den
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