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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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stinklangweilig.«
    »Na, das ist ja auch eher unwahrscheinlich, du Dödel«, sagte Kit. »Und hör auf, so rumzuwibbeln. Davon kriegt Gemma Kopfweh.«
    »Sprich nicht so mit deinem Bruder«, ermahnte ihn Gemma, die gleichwohl von Kits Fürsorglichkeit gerührt war.
    Doch Toby ließ sich von Kits Spötteleien nicht beirren. »Aber Charlotte könnte Königin sein, nicht wahr?«
    »Ja, das stimmt«, sagte Gemma und zog Charlotte ein wenig näher zu sich. »Aber der Job wird arg überschätzt. Sie könnte bestimmt etwas viel Interessanteres machen.«
    »Was heißt ›überschätzt‹?«, fragte Toby.
    Gemma seufzte. »Ist nicht so wichtig.« Es überraschte sie, wie schnell sie müde wurde. »Lasst uns doch eine Geschichte lesen. Etwas für Charlotte.«
    »Nee - ich will Piratengeschichten«, forderte Toby.

    Kit verdrehte die Augen. »Wie wär’s, wenn ich aus dem Graf von Monte Christo vorlese? Da kommen auch Piraten vor - oder so was Ähnliches.« Er hatte in Duncans Bücherregal eine alte Ausgabe des Romans entdeckt. Die dünnen Seiten waren fast durchscheinend, und der Schimmelgeruch, den das Buch ausströmte, kitzelte Gemma in der Nase. Aber Kit hatte den alten Schinken ins Herz geschlossen, und Toby liebte die Geschichte, auch wenn Gemma bezweifelte, dass er allzu viel davon verstand.
    »Gut, dann will ich die Schiffe.«
    Kit eilte hinaus und kam gleich darauf mit dem Buch in der Hand wieder hereingestürmt, mit einer unbändigen Begeisterung, wie sie sonst nur Toby zeigte. Er machte es sich wieder am Fußende des Betts bequem und blätterte in dem Buch. »Okay, hier ist eine gute Stelle. › Heda, aufgepasst! Fertigmachen zum Ankern! ‹ «, las er mit dramatischer Intonation und blickte kurz auf, um sich zu vergewissern, dass alle aufmerksam lauschten. Befriedigt fuhr er fort. »› Alle Mann gehorchten.Von den acht oder zehn Matrosen, aus denen die Mannschaft bestand, sprangen einige an die Großschot, andere an die Brassen, wieder andere an die Gaff - « Kit kämpfte ein wenig mit dem Wort. »›- die Gaffelfallen - ‹«
    »Was sind denn Gaffelfallen?«, rief Toby dazwischen.
    »Keine Ahnung«, sagte Kit.
    Gemmas Lider wurden allmählich schwer, und die Diskussion über Segel und Klüver ging an ihr vorbei. Charlottes Kopf lehnte an ihrer Schulter; sie summte Bob, dem Stoffelefanten, etwas ins Ohr, während sie mit kuchenverklebten Fingern an seinen schwarzen Knopfaugen herumpulte.
    Dann fragte Toby, der von der anderen Seite aufs Bett geklettert war, unvermittelt: »Wer ist denn der Freund von Charlotte?«
    Gemma schlug die Augen auf. »Welcher Freund?«
    »Der, der ihr den Muffin geschickt hat.«

    »Ach so. Er heißt Roy, und er hat einen Blumenstand auf dem Columbia-Road-Markt.«
    »Wieso ist er ein Freund von Charlotte? Könnte er auch mein Freund sein?«
    Gemma staunte manchmal über die verschlungenen Gedankengänge ihres Sohnes, tat aber dennoch ihr Bestes, ihm eine befriedigende Antwort zu geben. »Er war ein Freund von Charlottes Mama, aber ich bin sicher, dass er auch dein Freund wäre, wenn du ihn kennen würdest.«
    Toby aber ließ nicht locker. »Und wo ist Charlottes Mama eigentlich?«
    Gemma, die jetzt hellwach war, sah kurz auf Charlotte hinunter und sagte rasch: »Toby, das haben wir doch schon -«
    Da hob Charlotte den Kopf und sagte laut und deutlich: »Meine Mami ist weggegangen, und mein Papi ist sie suchen gegangen.«
    »Hat er - Aua!«
    Kit hatte Toby gekniffen, und schon war eine Rauferei im Gange. Kit gelang es,Tobys Arm einzuklemmen, ohne das Buch loszulassen, das er in der anderen Hand hielt. »Ich glaube, du musst jetzt dringend nach unten, Sportsfreund. Ich kann hören, wie die Hunde dich rufen.«
    »Die können doch gar nicht sprechen.«
    »Doch, das können sie. Ich werd’s dir beweisen.« Kit legte das Buch hin, schlang den Arm um Toby und bugsierte ihn aus dem Zimmer, nachdem er Gemma noch einen verschwörerischen Blick zugeworfen hatte. Gemma ließ sich in die Kissen sinken. Sie hoffte nur, dass die Erwähnung ihrer Eltern Charlotte nicht zu sehr aufgeregt hatte. Doch Charlotte spielte schon wieder mit Bob, anscheinend nicht im Geringsten beunruhigt durch Tobys Fragen.
    Gemma wickelte sich eine von Charlottes Locken um den Finger und runzelte die Stirn, als sie sich an etwas erinnerte.
Charlotte hatte schon einmal genau das Gleiche gesagt, an dem Tag, als sie bei Tim gewesen waren und Janice Silverman ihr gesagt hatte, dass ihr Vater tot sei. Damals hatte Gemma gedacht,

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