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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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nicht. Er wird an die Decke gehen, aber was die Gilles-Brüder betrifft, sind ihm die Hände gebunden. Ich glaube nicht, dass er sie einkassieren
könnte, selbst wenn er konkrete Beweise hätte.« Sie konnte sehen, dass Melody gerne nachgefragt hätte, aber sie tat es nicht.
    Stattdessen sagte sie: »Na ja, aber Sie sollten es ihm trotzdem besser sagen.«
    »Er wird nicht gerade begeistert sein, aber Sie haben wohl recht.«
    »Oh, fast hätte ich’s vergessen.« Melody griff nach ihrer Handtasche und zog eine kleine Kuchenschachtel heraus. »Roy hat mir das mitgegeben, für Charlotte. Es ist ein Zitronenmuffin aus einem Laden in der Nähe seines Stands, der ›Treacle‹ heißt. Er sagt, die hätte sie immer am liebsten gegessen.«
     
    Melody entschuldigte sich, bevor Duncan und die Jungs aus Leyton zurück waren. »Sonntagslunch bei meinen Eltern in Kensington«, sagte sie und zog eine Grimasse. »Und meine Mutter ist berüchtigt dafür, dass sie zu ihren Sonntags-Soireen vollkommen ungeeignete Blind Dates für mich einlädt.« Ihr Gesicht nahm den Ausdruck an, den Gemma bei ihr am Freitag gesehen hatte. »Ich hoffe nur, dass sie heute niemand sonst eingeladen hat, denn ich sag’s Ihnen, angenehm wird das nicht.«
    Für einen Augenblick empfand Gemma tatsächlich Mitleid mit Ivan Talbot.
     
    Nachdem Melody gegangen war, rief Gemma Betty an und fragte sie, ob Charlotte an diesem Nachmittag zu Besuch kommen dürfe, weil ein alter Freund eine kleine Überraschung für sie geschickt habe. »Und außerdem«, fügte sie hinzu, »fehlt sie mir.«
    Dann musste sie erklären, warum sie nicht einfach selbst vorbeigekommen war, und berichtete widerstrebend von ihrem gestrigen Kurzbesuch im Krankenhaus und der Anweisung der Ärztin, sich nicht zu übernehmen.
    Was sie niemandem anvertraut hatte, war, wie sehr dieser
Besuch im Krankenhaus sie aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Die Erinnerungen an den Schmerz und den Verlust, die sich mit ihrem letzten Aufenthalt dort verbanden, waren noch zu frisch, zu niederschmetternd klar.
    »Oh, jetzt mache ich mir Vorwürfe, weil ich nicht dahinter her war, dass du deinen Kopf anschauen lässt«, sagte Betty missbilligend. »Ich hab doch gemerkt, dass du gestern nicht ganz auf der Höhe warst.«
    »Jetzt geht’s mir aber schon besser, Betty, ehrlich.«
    »Na ja.« Betty schien nicht ganz überzeugt. »Wenn du dir sicher bist, dann komm ich eben mit der Kleinen etwas früher zum Tee vorbei, aber erst wenn Duncan und die Jungs zurück sind und nach dir schauen können.«
     
    Kit hatte darauf bestanden, Gemma den Tee ans Bett zu bringen, womit Toby die Aufgabe zufiel, Charlottes Muffin aufzutragen, der sorgfältig auf einem Teller angerichtet worden war. Was aber weder Roy noch Melody vorhergesehen hatten, war das Missverhältnis von drei Kindern zu nur einem Kuchen.
    »Warum kriegen wir keinen?«, wollte Toby wissen. »Ich und Kit, wir sollten auch einen Muffin kriegen!«
    »Kit und ich«, korrigierte Gemma automatisch. »Und der Muffin ist ein ganz besonderes Geschenk für Charlotte von einem Freund. Ihr bekommt weiß Gott genug Süßigkeiten.«
    »Sei nicht so gierig«, unterstützte Kit Gemma, während er ihr den Tee reichte und sich ans Fußende des Betts setzte.
    Charlotte war zu Gemma hinaufgeklettert. »Will teilen«, sagte sie unvermutet, und als Toby ihr den Teller reichen wollte, stieß sie ihn zurück.
    Toby griff gleich nach dem Muffin, doch Gemma gab ihm einen Klaps auf die Hand. »Na los, geh runter und hol ein Messer. Und dann teilst du ihn gerecht. Und nicht rennen«, rief sie ihm nach.

    Kurz darauf kam Toby mit einem Messer zurück, das er vorschriftsmäßig mit der Spitze nach unten hielt, und da Kit freiwillig verzichtete, wurde der Muffin feierlich in zwei Hälften geteilt.
    »Du bist ein ganz liebes Mädchen«, lobte Gemma. »Toby kann noch was von dir lernen.«
    »Du musst auch davon essen«, sagte Charlotte und hielt Gemma ihre Hälfte hin. Gemma schnitt sich ein winziges Stückchen ab und aß es, um dann einen Schluck von ihrem Tee zu trinken.
    »Ich komme mir vor wie die Queen, die in ihrem Bett bedient wird.«
    »Die Queen liegt nie im Bett rum.« Toby hatte seine Hälfte bereits mit zwei Bissen verputzt. »Die ist doch ständig mit ihren Hunden draußen und winkt den Leuten zu und so.«
    »Ich wette, dass ihr jeden Morgen jemand den Tee ans Bett bringt«, erwiderte Gemma.
    »Ich möchte nicht die Queen sein«, erklärte Toby. »Das wäre bestimmt

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