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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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Satz nicht zu Ende.
    Er zog sie zärtlich an sich heran und strich ihr über den Rücken. »Oh, Schatz, das weiß ich doch«, sagte er, und seine Stimme war rau. »Aber versuch, dir nicht so viele Sorgen zu machen. Bist du sicher, dass dir nichts fehlt?«
    Gemma lachte erstickt auf. »Ich glaube, diese blöde Gehirnerschütterung hat meinen Verstand beeinträchtigt. Ich heule doch sonst nicht so.« Sie löste sich aus seiner Umarmung, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Und das Schlimmste ist, dass es nicht nur ist, weil ich mir Sorgen um Winnie mache. Es ist auch eine gehörige Portion Egoismus dabei. Ich habe mir so gewünscht, dass Winnie und Jack zur Hochzeit kommen, und jetzt geht plötzlich alles schief …«
    Er wandte sich ab, und seine Miene war unbewegt. Als er sprach, war seine Stimme tonlos und matt. »Ich kann es verstehen, wenn du die Sache lieber nicht durchziehen willst, Gemma.«
    »Nein, nein«, sagte sie. Sie nahm seine Hand und strich ihm
mit dem Daumen über die zarte Haut zwischen Daumen und Zeigefinger. »Das ist es überhaupt nicht.« Jetzt sah er sie an, aber sie war sich nicht sicher, ob sie den Ausdruck seiner grauen Augen richtig deuten konnte. »Es ist nur …« Sie rang nach Worten. »Ich will einfach, dass mit uns alles so bleibt, wie es ist. Ich will nicht heiraten. Ich will verheiratet sein . Es ist die Hochzeit , mit der ich solche Probleme habe, und meine blöde Familie. Aber ich bringe es nicht über mich, meine Mutter zu enttäuschen, und ich habe solche Angst … ich habe solche Angst, dass sie es nicht -«
    »Oh, Gemma.« Diesmal drückte er sie so fest an sich, dass ihr der Kopf wehtat, doch sie protestierte nicht. Sein Herz pochte an ihrem Ohr, und sie glaubte zu spüren, wie er zitterte.
    »Es tut mir so leid, Schatz«, flüsterte sie. »Ich wollte nicht -«
    »Nein, nein. Mach dir bitte keine Gedanken.Wir werden das irgendwie hinkriegen - und um deine Schwester kümmere ich mich persönlich.« Sein Ton war so, dass sie froh war, nicht in Cyns Haut zu stecken. »Wenn es sein muss, nehmen wir deine Mutter mit und brennen nach Gretna Green durch.«
    »Das wäre sehr romantisch«, sagte sie und brachte ein schniefendes Lachen zustande.
    »Es wäre doch gelacht, wenn so geniale Detektive wie wir zwei nicht eine Lösung finden könnten, die dich und deine Mutter glücklich macht.« Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Und was mich betrifft - von mir aus können wir auch auf dem Mars heiraten. Ich will einfach nur mit dir zusammen sein.«
     
    Kincaid stand in der Küche und versuchte sich so weit zu sammeln, dass er Gemma noch eine Tasse Tee und etwas zu essen machen konnte - eigentlich sehr einfache Aufgaben, aber er ertappte sich dabei, wie er den Kühlschrank und den Wasserkocher anstarrte, als seien es futuristische Erfindungen.
    Das Haus schien unnatürlich ruhig - Betty hatte die Jungs
für ein paar Stunden mitgenommen und erklärt, sie brauche Hilfe bei den Rahmen für die Kostüme, die sie nähte, doch sie hatte ihm ins Ohr geflüstert, dass sie Gemma nur ein bisschen Ruhe gönnen wollte.
    Aber er selbst war es, dem die Abwesenheit der Kinder eine Atempause verschaffte, eine Gelegenheit, in Ruhe nachzudenken - und zum ersten Mal auch sich selbst einzugestehen, welch panische Angst er gehabt hatte, Gemma zu verlieren, und wie sehr er gefürchtet hatte, dass sie ihren spontanen Heiratsantrag inzwischen bereute. Es war ihm vorgekommen, als ob sie sich immer mehr von ihm entfernte, und er hatte nicht gewusst, wie er es verhindern sollte.
    Als er nach oben gegangen war, um Charlotte zu holen, hatte er lange am Bett gestanden und die schlafende Gemma mit dem Kind an ihrer Seite betrachtet, und da war ihm bewusst geworden, dass er sich ein Leben ohne ihre kleine Patchworkfamilie einfach nicht mehr vorstellen konnte. Und dann hatten ihn Zweifel bestürmt - er hatte sich gefragt, ob Gemma je uneingeschränkt bereit sein würde, sich an ihn und die Kinder zu binden, oder ob irgendetwas tief in ihrem Innern sich immer noch dagegen sträubte.
    Und dann - endlich - hatte sie zugegeben, wie sehr sie immer noch um das Kind trauerte, das sie verloren hatten. Und sie hatte geweint. Das bedeutete vielleicht, dass ihre Wunden heilen konnten, dass ihrer beider Wunden heilen konnten, und dass ihr Verlust sie nicht trennen, sondern noch enger aneinander binden würde.
    Aber dieser Gedanke führte ihn zu ihrem nächsten Problem zurück. Was in drei Teufels Namen sollte er bloß wegen

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