Wenn Die Wahrheit Stirbt
eingestanden hatte. »Letztes Wochenende habe ich Duncan gesagt, dass mir vor der Hochzeit graut. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass es nichts mit uns beiden zu tun hat. Ich dachte, er hätte verstanden, aber jetzt will er gar nicht mehr darüber reden. Ich habe Angst - Ich habe Angst, dass ich alles total vermasselt habe.« Sie kippte den letzten Schluck ihres Prosecco hinunter. Als ihr die Kohlensäure in die Nase stieg, hatte sie wenigstens eine Ausrede für die Tränen, die ihr in die Augen traten.
»Gemma.« Hazel beugte sich vor und drückte einen Moment
lang Gemmas Hand. Ihre Berührung war warm und tröstlich. »Du kannst nun einmal nicht im Alleingang die Welt retten, sosehr du dir das vielleicht wünschst. Ich wüsste nicht, was du in diesem Fall noch ausrichten könntest. Überlass es Duncan, noch weitere Beweise gegen diesen Tierarzt aufzutreiben.
Und was Charlotte betrifft - versuch einfach, ein wenig Vertrauen in das System zu haben. Ich weiß, es ist nicht perfekt, aber das Jugendamt kann mehr bewirken, als dir vielleicht bewusst ist. Lass das Thema für ein, zwei Tage los und warte ab, was am Montag passiert.
Und ich bin ganz sicher, dass Duncan das mit der Hochzeit versteht. Wahrscheinlich ist er sogar erleichtert. Welcher Mann hat schon Lust, sich in einen Frack zu schmeißen und so eine Show abzuziehen? Vertrau ihm einfach, und hör auf, dir Sorgen zu machen.« Sie schob ihr Glas weg und lächelte. »Und jetzt gehen wir erst mal ein bisschen shoppen.«
»Shoppen?« Gemma dachte an die Kinder, an die Arbeit, die liegengeblieben war, und all das, was im Haus noch zu erledigen war. »Aber das war doch nicht geplant - Ich habe - Ich sollte nicht -«
»O doch, du solltest.« Hazel gab dem Ober ein Zeichen, dass er ihr die Rechnung bringen sollte. »Komm jetzt. Wir gehen zu Peter Jones.«
»Nach Schottland brauche ich dringend neue Sachen«, erklärte Hazel Gemma, als sie ihre Freundin durch die Damenabteilung des Kaufhauses am Sloane Square führte. »Ich bin gar nicht mehr auf den Londoner Sommer vorbereitet.«
Gleichwohl schob sie die Kleider mit eher flüchtigem Interesse auf den Stangen hin und her und nahm nichts zur Anprobe mit. Gemma folgte Hazel, die sich zwischen den Ständern hindurchschlängelte. Dann blieb Hazel plötzlich stehen,
griff nach einem Kleid und hielt es hoch, um es zu bewundern. »Oh, das ist perfekt.«
Es war ein tailliertes Baumwollkleid in hellem Apfelgrün mit überschnittenen Schultern und ausgestelltem knielangem Rock.
»Es ist wirklich wunderschön.« Gemma befühlte den seidenfeinen Stoff. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich deine Farbe ist. Dir stehen eher kräftige Töne.«
»Ja, da hast du wohl recht. Schade eigentlich. Allerdings -« Hazel hielt Gemma das Kleid an. »Dir würde es gut stehen.« Sie warf einen Blick auf das Etikett. »Und ich glaube, es ist genau deine Größe. Na los, probier’s an.«
»Aber ich brauche gar kein Kleid«, erwiderte Gemma. »Wo sollte ich es denn tragen? Das ist doch eher was für Gartenpartys und so -«
»Natürlich brauchst du ein Kleid.« Hazel sah sie streng an. »Wann gönnst du dir schon mal was, Gemma? Und was die Gelegenheiten betrifft, da musst du dir eben was einfallen lassen. Lass dich meinetwegen von Duncan zum Candlelight-Dinner ausführen.« Mit dem Kleid in der Hand steuerte Hazel die Umkleidekabinen an und ließ Gemma so keine Chance zu weiteren Protesten.
Eine Verkäuferin geleitete sie in eine verspiegelte Kabine und fragte, ob sie sonst noch irgendetwas brauchten.
»Schuhe«, antwortete Hazel mit einem kritischen Blick auf Gemma, die Jeans und Ballerinas trug. »Mit denen da kannst du dieses Kleid unmöglich anprobieren. Und dazu noch einen sexy BH und einen passenden Slip.«
»Hazel, hast du vollkommen den Verstand verloren?«, protestierte Gemma. »Ich kann doch nicht -«
»Sag der Dame einfach nur deine Größen.«
Gemma, der schon ein wenig schwindlig war, fügte sich. Es musste der Prosecco sein, den sie zum Essen getrunken hatten. Sie waren beide ein bisschen verrückt.
Hazel tuschelte noch ein wenig mit der Verkäuferin, und nach erstaunlich kurzer Zeit kam die Frau mit ein paar hauchdünnen Spitzendessous und einem Schuhkarton zurück.
Der BH und der Slip waren im gleichen Zartgrün wie das Kleid, und die cremefarbenen, zehenfreien Schuhe waren mit gefüllten Rosenblüten aus Stoff in der gleichen Farbe besetzt.
»Ich kann unmöglich -«
»Zieh einfach nur alles
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