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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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nicht so frech mit deiner Mutter, Fräulein.« Ihr Vater starrte sie finster an, und sein Gesicht lief rot an. »Du hast deine Mutter und all ihre Freunde enttäuscht, die eine richtige Feier erwartet hatten. Was sollen wir denn den Leuten erzählen?«
    Sie sah ihre Eltern an und dann die letzten Nachzügler, die auf dem Weg in den Garten waren. Duncan wartete an der Terrassentür. Die Musik von Bach verwob sich mit dem munteren Stimmengewirr, und mit der warmen Luft wehte ihr der Duft von Lilien entgegen. Ihr Zorn verflog.
    »Es interessiert mich nicht, was irgendjemand erwartet hat«, sagte sie mit fester Stimme. »Heute ist mein Tag, und den lasse ich mir von niemandem verderben. Ich würde mir wünschen, dass ihr bleibt und mit mir feiert, aber das ist eure Entscheidung.
    Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich werde erwartet.« Sie bückte sich und küsste ihre Mutter auf die Wange, und dann, nach kurzem Zögern, auch ihren Vater. Dann ging sie auf Duncan zu, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    An der Tür übergab ihr Wesley ihren Strauß, und Duncan nahm ihren Arm. »Die Ringe!« In einem letzten Aufflackern von Panik wich sie zurück. »Wir haben keine Ringe.«
    »Doch«, versicherte Duncan ihr. »Toby hat sie. Jedenfalls hoffe ich, dass Toby sie hat.«
    »Du bist ja sehr mutig«, sagte sie und fand ihr Lächeln wieder. Ein Glücksgefühl stieg in ihr auf wie eine sprudelnde Quelle.
    »Sehr mutig oder sehr verrückt.« Er sah sie an, und seine Miene wurde plötzlich ernst. »Oder beides. Bist du dir sicher, Gemma? Bist du sicher, dass es das ist, was du willst?«
    Sie blickte in die Runde, in die erwartungsvollen Gesichter ihrer versammelten Freunde, und sie sah die Kinder, die vor Stolz und Aufregung schier zu platzen schienen. »Ihr habt
das für mich gemacht. Das alles hier. Es könnte nicht vollkommener sein. Und du« - sie berührte seine Wange und strich ihm eine widerspenstige Locke aus der Stirn - » du bist genau das, was ich will.«
    Duncan nahm ihre Hand und führte sie hinaus in den Garten.

29
    Viele Häuser standen damals leer und verlassen, nachdem alle Bewohner tot hinausgetragen worden waren …
    Daniel Defoe, Die Pest zu London
     
     
    Irgendwann zwischen dem zweiten und dritten Glas Champagner schleuderte Gemma ihre Schuhe in die Ecke.
    Der Segen war kurz, schlicht und wunderschön gewesen, eine Hymne auf ihre Partnerschaft und ihren gemeinsamen Weg durchs Leben, und Gemma hätte sich nichts Perfekteres vorstellen können. Die Kinder hatten sich erstaunlich brav verhalten - sogar Toby -, und die meisten Gäste hatten ein wenig feuchte Augen bekommen, genau wie Duncan und Gemma selbst.
    Nach der Zeremonie musste Bach Reggaeklängen weichen, gefolgt von Achtzigerjahre-Pop und Soul aus den Sechzigern. Man hatte auf das glückliche Paar angestoßen, getrunken und getanzt, und schließlich hatten Gemma und Duncan mit großem Zeremoniell ihre Vanille- und Schoko-Muffins angeschnitten.
    Gemmas Eltern waren geblieben, und sie schienen sich sogar zu amüsieren, wenngleich sie in Bettys köstlichem karibischen Essen nur herumgestochert hatten. Aber als der Kuchen serviert wurde, merkte Gemma, dass ihre Mutter allmählich müde wurde, und die beiden brachen kurz danach auf.
    Die meisten anderen Gäste machten sich bei Einbruch der
Dunkelheit ebenfalls auf den Heimweg, auch Hazel, Tim und Holly. Gemma ging mit Hazel zur Tür und umarmte sie zum Abschied.
    »Danke für alles. Ich bin froh, dass du wieder da bist. Und du bist eindeutig die durchtriebenste Person, die ich kenne - nach Duncan.«
    »Danke für das Kompliment.« Hazel lachte. »Vielleicht sollte ich auf Hochzeitsplanerin umschulen. Oder Spionin.«
    Jetzt saß Gemma in der Küche und massierte ihre schmerzenden Füße. Duncan und Betty spülten ab, während Wesley, Melody und Doug, die am längsten ausgehalten hatten, sich um eine Riesenkanne Tee scharten, den Wesley gekocht hatte. Die Kinder spielten mit den Hunden im Garten, und Gemma war einfach nur überglücklich. Zum hundertsten Mal hielt sie ihre linke Hand hoch und bewunderte ihren Ring.
    Es war ein Art-déco-Modell aus Platin, besetzt mit Brillanten. Henri und Erika hatten Duncan geholfen, ihn bei einem Juwelier in der Antiquitäten-Passage an der King’s Road auszusuchen.
    »Du kannst ihn noch umtauschen«, neckte Duncan sie von der Spüle aus.
    »Kommt nicht in Frage.« Sie schlang die rechte Hand schützend um die linke. »Den gebe ich um nichts auf der Welt wieder her.« Für

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