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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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auch wenn es ein kleiner Dämpfer fürs Ego war. Aber je mehr ich von ihm sah -«
    »Hat er irgendetwas Bestimmtes gesagt oder getan?«, ermunterte Gemma sie zum Weiterreden.
    Anna zuckte mit den Achseln. »Nein. Er war einfach nur unfreundlich, selbst für einen Londoner. Und … irgendwie komisch. Ich schreibe fürs Fernsehen, deswegen arbeite ich viel von zu Hause aus. Er ist immer zu den unterschiedlichsten Zeiten gekommen und gleich wieder gegangen, manchmal schon nach ein paar Minuten. Ich weiß, dass er Arzt ist, aber ich dachte eigentlich, dass die etwas geregeltere Arbeitszeiten hätten, dass er den ganzen Tag Sprechstunde hätte oder Hausbesuche machte.«
    Wenn er ein Mädchen im Haus gefangen gehalten hatte, dachte Gemma, dann war es recht wahrscheinlich, dass er immer wieder Kontrollbesuche gemacht hatte. Es wäre eine gute Methode gewesen, das Kind so einzuschüchtern, dass es das Haus nicht verlassen würde.
    »Wie war das in der Zeit, als Sie das kleine Mädchen nicht mehr gesehen haben - ist er da auch noch ständig gekommen und gegangen?«
    Anna Swinburne zog die Stirn in Falten und hüllte sich enger in ihren Bademantel. »Jetzt, wo Sie es sagen - ich glaube nicht.«
    »Und Sie haben nie mit dem kleinen Mädchen gesprochen?«
    »Nein. Ein- oder zweimal habe ich ihr zugewinkt, wenn ich
sie an einem schönen Tag am Fenster sah. Ein Mal hat sie zurückgewinkt. Aber dann sind drüben ständig die Landschaftsgärtner ein- und ausgegangen, und danach habe ich sie nicht mehr gesehen.«
    »Landschaftsgärtner?«
    »Oh, diese Häuser hier haben ziemlich große Gärten. Das ist ein Grund, weshalb ich hier etwas gekauft habe, damit meine Tochter Platz zum Spielen hat. Ich weiß nicht, was er da in seinem Garten hat machen lassen, aber es muss ein ziemlich großes Projekt gewesen sein.«
    »Wann war das?«, fragte Gemma, doch sie hatte das niederschmetternde Gefühl, dass sie es bereits wusste.
    »So um den Mai herum, da bin ich mir sicher. Wir hatten ein paar Tage recht warmes Wetter, und ich weiß noch, dass ich sie immer nebenan hörte, wenn ich in meinem Garten saß.«
    »Miss Swinburne - wir würden Ihnen später vielleicht ein paar Fotos zeigen wollen.Wir wüssten gerne, ob Sie dieses kleine Mädchen identifizieren können.«
    Die Frau erbleichte. »Aber ich will so etwas nicht - Meine Tochter ist zehn. Ich will nicht darüber nachdenken -«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Sie werden nur die Gesichter der Mädchen sehen.«
    Gemma dankte ihr und ging zu Kincaid zurück. Cullen und Melody waren zu dem Abschleppwagen gegangen, um mit dem Fahrer zu sprechen. »Ich würde gern ins Haus gehen«, sagte sie.
    »Das dachte ich mir.« Kincaid drückte ihr den weißen Schutzanzug in die Hand, den er aus dem Kofferraum des Escort genommen hatte. »Ich komme gleich nach. Ich will nur noch kurz mit den Kollegen von der Spurensicherung reden - sie sollen so schnell wie möglich Kopien von diesen Fotos machen lassen.« Der Leiter des Spurensicherungsteams war gerade aus dem Haus gekommen und trug einige Proben zum Fahrzeug.

    Nachdem Gemma ihren Overall übergezogen hatte, betrat sie das Haus und sah sich um. Sie vermutete, dass die Innenausstattung aus der spätgeorgianischen Epoche stammte; aus der Zeit, als man begonnen hatte, Vergoldungen einzusetzen, um Lichtreflexe zu erzeugen. Und wenngleich die Raumaufteilung schlicht war, wie in den anderen georgianischen Häusern, die sie gesehen hatte, machte das Mobiliar einen authentischen Eindruck und hätte auch in einem Museum stehen können. Die wenigen zeitgenössischen Bilder, die an den steingrauen Wänden hingen, passten zu Gemmas Überraschung recht gut zur Umgebung.
    Die Räume im Erdgeschoss waren prachtvolle Empfangszimmer, und sowohl im Salon wie im Speisezimmer wurde der Blick auf einen eleganten offenen Kamin gelenkt. Doch im Salon war die Wand über dem Kamin kahl - ein störender Anblick in diesem Haus, wo die Möbel und Kunstwerke so sorgfältig arrangiert waren.
    Gemma sah sich in dem Zimmer um, betrachtete die große leere Stelle an der Wand und dachte an die unvollendete Collage auf Sandras Arbeitstisch. War sie für diesen Raum bestimmt gewesen?
    Das würde so vieles erklären. Wenn Sandra im Auftrag von Alexander an einem Bild gearbeitet hatte und ihn zu Hause aufgesucht hatte, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was ihr Kunde wollte und wo das Werk hängen sollte, dann war sie möglicherweise über irgendetwas gestolpert, was sie einen Zusammenhang

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