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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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ermordet haben. Sie glauben, Sie könnten ungestraft Gott spielen, aber damit werden Sie nicht durchkommen, das verspreche ich Ihnen.«
    »Darauf kann ich nur erwidern, dass Sie offenbar ein ziemlich überhöhtes Selbstbild und eine sehr rege Fantasie haben.« Alexander lächelte wieder, doch sie hatte das Flackern in seinen Augen gesehen, wie das Aufblitzen einer Schlange, die durchs Gras gleitet.
    Da erst wurde ihr bewusst, dass sie immer noch einen winzigen Funken Hoffnung gehegt hatte, Sandra könnte noch am Leben sein. Sie machte kehrt und verließ den Raum.
    Wenige Augenblicke später lehnte sie mit geschlossenen Augen an der Wand des Flurs, als sie Schritte hörte. Sie schlug die Augen auf und sah Kincaid auf sich zukommen. Er war allein.
    »Wo ist Alexanders Anwalt?«, fragte Gemma.
    »Muss wohl seine Strategie neu überdenken, schätze ich. Er sagte, er müsse telefonieren.«

    »Wieso? Was ist passiert?«
    »Gute Neuigkeiten für uns«, antwortete Kincaid, doch seine Miene war düster. »Doug und Melody haben einen Volltreffer gelandet. Mr. Alexanders Nachbarin kam erst spät nach Hause. Eine alleinerziehende Mutter offenbar, und sie war nur zu gerne bereit, über die merkwürdigen Vorgänge im Nachbarhaus zu sprechen.
    Sie erinnert sich nicht, Naz oder Sandra gesehen zu haben. Aber« - er kam ihrer Enttäuschung zuvor - »was sie ihnen erzählte, war, dass sie sich schon Sorgen um das Mädchen gemacht hatte, das sie im Haus gesehen hatte. Manchmal hatte sie sie zu einem Fenster herausschauen sehen, und ein paar Mal hatte sie auch aus der offenen Haustür hinausgelugt, wenn Alexander kam oder ging.
    Einmal hat die Nachbarin Alexander angesprochen und ihn gefragt, ob seine kleine Tochter vielleicht mit ihrer eigenen Tochter spielen wollte. Er sagte ihr, das Mädchen sei die Tochter seiner Haushälterin, und gab ihr mehr oder weniger zu verstehen, sie solle sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.
    Aber die Nachbarin sagt, sie habe nie eine Haushälterin gesehen. Und bald darauf fiel ihr auf, dass sie auch das Mädchen nicht mehr sah.«
    »Wann war das?«, fragte Gemma. »Wann hat sie das Mädchen zuletzt gesehen?«
    »Sie sagt, sie sei sich sicher, dass es im Mai war. Ihre Glyzinien waren gerade verblüht.«
    Gemma starrte ihn bestürzt an. »Und sie sprach von einem Kind ? Nicht von einem Teenager? Nicht das Mädchen, das in der Beratungsstelle war?«
    »Ein kleines Mädchen, nicht älter als zehn oder zwölf, hat sie zu Doug gesagt. Asiatische Züge, traditionelle Kleidung. Ich habe den Untersuchungsrichter angerufen. Bis zum Morgengrauen müssten wir den Durchsuchungsbefehl haben.«

30
    Der Schatten der Christ Church legt sich auf Spitalfields, und im Schatten der Kirche bietet sich mir ein Anblick, wie ich ihm nie im Leben wieder begegnen will.
    Jack London, People of the Abyss , 1903
     
     
    Auf Anraten seines Anwalts hatte Miles Alexander sich geweigert, auch nur eine ihrer Fragen zu beantworten. Nachdem er sich im Flüsterton mit seinem Rechtsvertreter unterhalten hatte, zeigte er keinerlei Reaktion, als sie ihm ihre Absicht eröffneten, sein Haus zu durchsuchen. Sein Anwalt dagegen sah aus, als ob er sich ziemlich unbehaglich dabei fühlte.
    Gemma hatte gedacht, dass Kincaid bei Alexander vielleicht eine Reaktion provozieren würde, als er beiläufig bemerkte, eine Nacht als Gast der Metropolitan Police wäre für ihn doch sicher eine neuartige Erfahrung - und wohl komfortabler als eine Nacht in einem Krankenhaus des Staatlichen Gesundheitsdiensts. Doch Alexander hatte ihn nur angeschaut, als könne er kein Wässerchen trüben.Von der versteckten Boshaftigkeit, die er in dem inoffiziellen Wortwechsel mit Gemma an den Tag gelegt hatte, war nichts mehr zu spüren.
    Kincaid hatte es Doug Cullen überlassen, den Durchsuchungsbeschluss zu beantragen, und war mit Gemma nach Hause gefahren, wo sie sofort ins Bett gefallen waren.
    »Wenn wir nichts finden, haben wir die ganze Sache gründlich verbockt«, meinte Kincaid, als Gemma das Licht ausknipste.

    »Wir finden schon noch was. Er ist ganz einfach ein arroganter Dreckskerl, der glaubt, dass für ihn keine Regeln gelten. Aber er ist nicht ganz so schlau, wie er meint.«
    Duncan drehte sich auf die Seite und schmiegte sich an ihren Rücken. Seine Stimme klang schon schlaftrunken, als er den Arm um sie legte und murmelte: »Mein Ehefrauchen.«
    Gemma, die schon fast eingeschlafen war, wurde noch einmal munter. Sie knuffte ihn mit dem Ellbogen und

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