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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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gestellt und nichts gefunden. Und wenn sie sich mit ihrem Mann treffen wollte, wieso hat sie dann das Kind bei ihrem Bekannten in der Columbia Road abgegeben? Und wieso hat sie ihm nicht gesagt, dass sie mit ihrem Mann verabredet war?« Weller nahm noch einen kräftigen Schluck, und Cullen rutschte schon unruhig auf seinem Stuhl herum, als rechnete er jeden Moment damit, losgeschickt zu werden, um die nächste Runde zu holen.
    »Dann ist sie vielleicht noch einmal nach Hause gegangen,
weil sie etwas vergessen hatte, und hat ihren Mann in flagranti mit einer anderen erwischt«, mutmaßte Cullen.
    Weller schüttelte den Kopf. »Auch dazu war die Zeit zu knapp. Malik ist von dem Restaurant direkt zur Columbia Road gegangen, hat die Kleine nach Hause gebracht, und als seine Frau bei Einbruch der Dunkelheit immer noch nicht aufgetaucht war, hat er die Polizei gerufen. Wann soll er da eine Leiche beseitigt haben? Und im Haus gab es keinerlei Spuren. Genauso wenig wie im Büro - alles blitzsauber. Also, Möglichkeit Nummer zwei.« Er schüttelte noch eine Zigarette aus der Schachtel und steckte sie an.
    »Sandra Gilles war zu dem Schluss gekommen, dass sie das Leben als Ehefrau und Mutter satthatte, und hat sich einfach davongemacht, entweder allein oder mit jemand anderem. So was kommt vor. Vielleicht hat sie sich von einem Autofahrer mitnehmen lassen und arbeitet jetzt als Köchin in einer Autobahnraststätte irgendwo zwischen hier und Schottland. Ich wollte, es wäre so.«
    »Aber Sie glauben es nicht?«, fragte Kincaid, obwohl er die Antwort schon kannte. »Und Möglichkeit Nummer drei?«
    Wellers Blick wurde hart. »Jemand hat sie am helllichten Tag auf der Straße gekidnappt. So einer wie dieser kranke Irre, den sie heute auf freien Fuß gesetzt haben.Vielleicht hat er neben ihr gehalten, sie nach dem Weg gefragt und sie zu sich ins Auto gezerrt. Und vielleicht hatten alle Anwohner gerade in diesem Moment ihre Spitzengardinen zugezogen. Und wenn es so war, dann gnade ihr Gott. Ich hoffe nur, dass es schnell ging.« Er leerte sein Glas in einem langen Zug, und Cullen erhob sich diensteifrig.
    »Chef?« Cullen blickte auf Kincaids Glas, doch der schüttelte den Kopf.
    Als Cullen im Lokal verschwunden war, fragte Kincaid: »Was ist mit ihren Brüdern? Naz Malik glaubte offenbar, dass ihre Alibis fragwürdig wären.«

    »Sie hockten beim Bier in einem Pub in der Nähe der U-Bahn-Station Bethnal Green. Kein sehr feines Lokal, um es mal höflich auszudrücken. Hauptsächlich frequentiert von Säufern und Wettbrüdern. Und ja, ein paar von den Typen waren Kumpels von Kev und Terry. Aber der Wirt konnte die Brüder nicht ausstehen, und er hat trotzdem zu ihren Gunsten ausgesagt. Und selbst wenn ihr Alibi der Überprüfung nicht standgehalten hätte - was hätten sie denn mit ihr machen sollen? Kevs Auto - ein klappriger alter Ford - stand aufgebockt in ihrer Wohnsiedlung, und sie wohnen bei ihrer Mama, was es eher unwahrscheinlich macht, dass sie eine Leiche, noch dazu die ihrer eigenen Schwester, mit nach Hause genommen haben.«
    Cullen erschien mit einem zweiten Bier für Weller und einem Drink für sich selbst, der verdächtig nach Tonic Water aussah. »Wahnsinnsgedränge da drin«, sagte er, während er sich an zwei Männern, die im Stehen tranken, vorbeischlängelte, um zu seinem Stuhl zu gelangen.
    Immer mehr Gäste drängten durch die offenen Türen des Pubs nach draußen. Die meisten trugen Bürokleidung, aber Kincaid entdeckte auch den einen oder anderen Gast in Jeans und T-Shirt - und ein Mädchen in voller Gothic-Montur, einschließlich der schwarz lackierten Fingernägel.
    »Die City rückt näher.« Weller beäugte die Anzugtypen mit offenkundigem Missfallen. »Ist wohl auch gut so - wenigstens senkt es die Kriminalitätsrate, da haben wir weniger Arbeit. Aber die meisten von den Typen sind doch richtige Kotzbrocken. Kaum haben sie einen Job bei einer Bank in der City ergattert und sich eine überteuerte, aufgemotzte Wohnung gekauft, in der kurz vorher noch die Ratten gehaust haben, glauben sie auch schon, sie gehörten hierher.«
    »Und wer gehört hierher?«, fragte Kincaid, der an ihr Gespräch mit Alia Hakim vorhin denken musste. »Die Bangladeschis? Die Somalis? Die Künstler?«

    »Da haben Sie auch wieder recht«, meinte Weller. »Sind nicht mehr allzu viele echte Cockneys übrig - aber was waren die Cockneys denn anderes als arme Einwanderer, die die Einwanderer verdrängt haben, die vor ihnen da

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