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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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berichtete ihr, was Alia ihnen über Sandras und Donnas Brüder erzählt hatte.
    »Ich werde Donnas Betreuerin informieren. Ihre Jungen haben vielleicht gar keinen regelmäßigen Kontakt mit ihren Onkeln, aber die Information sollte in die Akte aufgenommen werden. Vielen Dank. Und danke auch, dass Sie uns Mrs. Howard empfohlen haben«, fügte Silverman hinzu. »Eine nette Frau, und Charlotte scheint es bei ihr wirklich gut zu haben. Ich finde es auch schön, dass Sie sie besucht haben. In unserem Beruf gilt: Je mehr Menschen Anteil nehmen, umso besser.«
    Gemma sagte noch, dass Sie so bald wie möglich wieder bei Charlotte vorbeischauen würde, und als sie auflegte, wurde ihr ganz warm ums Herz bei dem Gedanken, dass sie vielleicht tatsächlich etwas zum Positiven verändert hatte.

    Aber das Gefühl ließ bald nach, als sie verschiedene Szenarios im Kopf durchspielte, in denen es hauptsächlich um Sandras Brüder und um Drogen ging. Falls die Brüder mit Heroin handelten, war auch die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie Zugang zu Drogen wie Valium und Ketamin hatten, mit denen Naz Malik betäubt worden war.
    Aber welchen Grund hätten sie gehabt, Naz zu töten? Und wie sollten sie ihm die Drogen verabreicht haben, wenn er jeden Kontakt mit ihnen verweigert hatte?
    Sie gab sich alle Mühe, diese Fragen beiseitezuschieben, während sie eine Stunde am Bett ihrer Mutter im Krankenhaus verbrachte. Doch als sie sah, dass Vi allmählich müde wurde, gab sie ihr zum Abschied einen Kuss und fuhr nach Islington.
    Als sie vor dem Haus anhielt, sah sie Tim auf den Eingangsstufen sitzen. Er hatte einen Becher Tee in der Hand und sah Holly zu, die im Vorgarten des Nachbarhauses spielte. Die Sonne stand schon so tief, dass die Baumwipfel ihre Strahlen filterten. Gemma war froh um die leichte Abkühlung, als sie sich neben Tim setzte und beobachtete, wie ein leichter Wind das Laub erzittern ließ.
    »Im Haus ist es einfach zu heiß«, sagte Tim. »Und es ist eigentlich auch zu heiß für Tee«, fügte er mit einem kritischen Blick auf seinen Becher hinzu. Es war einer von Hazels Lieblings-Teebechern, wie Gemma sich erinnerte, mit einem Muster aus Blättern und Kirschen auf cremefarbenem Grund und der Aufschrift Time for Tea. In Tims Hand wirkte er unpassend feminin. »Aber es ist nun mal die entsprechende Tageszeit, und für Bier ist es noch zu früh«, fuhr er fort. »Möchtest du auch einen Schluck?«
    »Was - Bier oder Tee?«, scherzte Gemma. Sie fand, dass er erschöpft aussah. »Nein, danke, für mich nicht. Ich habe gerade erst im Krankenhaus ein paar Liter von einem extrem starken Gebräu getrunken.«

    »Wie geht es deiner Mutter?«
    »Besser. Sie wird morgen entlassen. Sie ist ganz stolz auf ihren Chemo-Port - nennt sich ›die Cyborg-Frau‹ und zeigt ihn jedem, der ihn sehen will.« Sie verschwieg, dass Vi erschreckend hinfällig gewirkt hatte. Gemma machte es sich auf den Stufen bequemer und beobachtete die Kinder. Hollys Spielgefährte war ein dunkelhäutiger kleiner Junge, vielleicht ein oder zwei Jahre jünger als sie, und Holly erteilte ihm irgendwelche komplizierten Anweisungen, die Gemma nicht genau verstehen konnte. »Sie gibt gern den Ton an, nicht wahr?«
    »Eine angehende Diktatorin«, pflichtete Tim ihr kichernd bei. Dann wurde er ernst. »Aber unter diesem dominanten Äußeren ist sie eigentlich total sensibel. Sie war ganz betroffen, als sie hörte, dass Charlottes Vater gestorben ist, und die Trennung von Hazel nimmt sie auch sehr mit.«
    Gemma hätte die friedliche, entspannte Plauderei gerne noch länger ausgedehnt, aber nun hatte Tim das Thema selbst angesprochen, und sie konnte es nicht länger aufschieben. »Tim, wegen der Sache mit Naz - wir haben jetzt den Toxikologiebericht bekommen. Es wurden hohe Konzentrationen von Valium und einem veterinärmedizinischen Beruhigungsmittel namens Ketamin gefunden. Er -«
    »Aber das ist nicht möglich.« Tim setzte seinen Becher mit einer heftigen Bewegung ab, und das Kratzen von Porzellan auf Beton ließ Gemma zusammenzucken. »Ich hab’s dir doch gesagt - Naz hätte dieses Zeug niemals ange-«
    »Sie sagen ja auch nicht, dass er das getan hat.« Gemma legte Tim beschwichtigend die Hand aufs Knie. »Der Rechtsmediziner glaubt, dass jemand anderes ihm die Drogen verabreicht hat.«
    »Aber wie -«
    »Das wissen wir nicht. Tim, hat Naz jemals davon gesprochen, dass Sandras Brüder etwas mit Drogen zu tun hätten?«

    »Sandras Brüder? Könnten sie das getan

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