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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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mich niederdrückte und ich darin erstickte.
    Und als ich dann nach Hause kam und mir klar wurde, dass ich nichts getan hatte, um dieses kleine Mädchen zu trösten … und dass ich so tief im Sumpf meiner eigenen widerlichen Verbitterung steckte, dass ich nicht einmal Rücksicht auf die Gefühle meiner Tochter genommen hatte … da -« Hazel brach ab, trank noch einen Schluck Saft und sah den Skatern zu, während Gemma wartete.
    Nach einigen Minuten fuhr Hazel fort. »Und da habe ich dann das Handy ausgeschaltet. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, mit irgendjemandem reden zu müssen. Ich konnte nicht erklären, was mit mir los war. Eine ganze Weile saß ich einfach nur da, im Dunkeln. Und allmählich schien es mir das Beste für alle zu sein, wenn ich … plötzlich nicht mehr da wäre. Wie Sandra Gilles. Ich wollte einfach aus dem Haus gehen und verschwinden. Ich habe mir nur noch überlegt, wie …«
    Gemma überlief es kalt. »Hazel, ich - ich hätte etwas merken müssen. Ich hätte nie zulassen dürfen, dass du -«
    »Es ist schon in Ordnung.« Hazel nahm Gemmas Hand und drückte sie. »Ich glaube nicht, dass du mir hättest helfen können. Du stehst mir zu nahe, bist zu dicht dran an den ganzen Ereignissen.«
    Gemma schüttelte den Kopf. »Nein, ich hätte dich anrufen sollen - Ich hätte nach dir sehen -«
    »Nein. Hör mir zu - es hätte nicht geholfen.Was ich brauchte, war die Güte von Fremden.«
    »Was?«, fragte Gemma, die jetzt gar nichts mehr verstand.

    Als Hazel Gemmas verdutzte Miene sah, lachte sie mit brüchiger Stimme. »Meine Nachbarin hat mich umsorgt, hat mich mit Gemüsereis und Dal gefüttert. Du erinnerst dich doch an die Jungen, die du in meiner Straße gesehen hast? Zwei von ihnen sind Brüder,Tariq und Jamil. Sie wohnen in einer der Sozialwohnungen am Ende der Straße. Ich hab dir sicher erzählt, dass sie ein bisschen auf mich aufpassen. Sie haben beobachtet, wie ich den zweiten Abend in Folge nach Hause kam und im Dunkeln saß - sie können den Bungalow von ihrem Schlafzimmerfenster aus sehen. Da haben sie ihrer Mutter gesagt, dass sie sich Sorgen machten. Sie machte sich auch Sorgen, und nach einer Weile kam sie mit dem Essen, das sie gekocht hatte, und klopfte an mein Tor. Sie ist sehr schüchtern und spricht nicht viel Englisch, aber sie hat so lange geklopft, bis ich aufmachte.
    Als sie mich sah, legte sie den Arm um mich und führte mich ins Haus. Sie schaltete das Licht ein, gab mir zu essen und ließ mir ein Bad ein. Und dann hat sie die ganze Nacht in meinem Wohnzimmer gewacht, während ich schlief.« Inzwischen liefen Hazel die Tränen über die Wangen. »Und als ich gestern Morgen aufwachte, wusste ich, dass ich sie nicht enttäuschen durfte, wo sie sich doch so rührend um mich gekümmert hatte. Und so versuche ich seitdem, mich zusammenzureißen, alles gründlich zu durchdenken und Wiedergutmachung zu leisten, weil ich mich so habe gehen lassen. Und ich wollte mit Charlotte anfangen … Irgendwie schien mir meine - meine Herzlosigkeit … der endgültige Beweis meines Versagens zu sein.Verstehst du das?«
    Gemma suchte in ihrer Tasche nach einer Packung Taschentücher. Sie erinnerte sich, wie schockiert sie selbst über Hazels Verhalten gewesen war, und überlegte, was sie erwidern sollte. »Ich glaube, ich verstehe dich. Aber Hazel, du hast nichts getan, was du nicht wiedergutmachen könntest. Du bist auch nur ein Mensch, und Menschen machen Fehler. Das Wichtigste ist, dass du nicht vergisst, dass Tim und Holly dich lieben - wir alle lieben
dich. Schließ uns nicht aus deinem Leben aus. Schließ mich nicht aus.« Sie reichte Hazel ein Taschentuch und wartete, bis sie sich die Nase geputzt hatte. »Ich bin deine beste Freundin, und wenn ich mich dabei in letzter Zeit nicht besonders geschickt angestellt habe, werde ich es in Zukunft besser machen.
    Und jetzt«, sagte sie entschlossen, während sie den Reißverschluss ihrer Tasche zuzog, »rufst du Tim an, und dann kommst du mit mir nach Hause.Wesley hat einen Kuchen für Charlotte gebacken, aber er hat versprochen, dass er uns etwas übrig lässt.«
    »Ach, Gemma«, sagte Hazel und nahm dankbar die Hand, die Gemma ihr darbot. »Du hättest Wes mit Charlotte erleben müssen. Sie ist ihm nachgelaufen wie ein kleines Entenküken. Meinst du, dass er sie besuchen darf, wenn sie zu ihrer Großmutter kommt?«
    »Was?« Gemma starrte sie an und zog die Stirn in Falten. »Wovon redest du? Was soll das heißen, ›wenn sie zu

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