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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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werde mir den Termin notieren, danke.«
    »Sie können Charlotte am meisten nutzen, indem Sie ihr helfen, sich an ihr neues Zuhause zu gewöhnen.« Silvermans Stimme klang schon nicht mehr ganz so eisig, aber inzwischen wollte Gemma nur noch das Gespräch beenden und in Ruhe nachdenken.
    »Ich werde tun, was ich kann, um Charlotte zu helfen - und Betty auch«, sagte sie und setzte noch hinzu: »Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Mrs. Silverman.«
    Melody kam ins Büro, als Gemma gerade auflegte. »Ich war Kaffee holen«, sagte sie und reichte Gemma einen Starbucks-Becher mit Deckel. »Wie ist es gelaufen?«
    »Sie glaubt, dass ich grundsätzlich etwas gegen Omas habe.« Gemma nippte an ihrem Kaffee und zuckte zusammen, als sie sich an dem noch kochend heißen Milchkaffee den Gaumen verbrannte.
    »Und stimmt das?« Melody setzte sich auf die Kante eines Stuhls und trank von ihrem Kaffee, ohne mit der Wimper zu zucken, als ob ihr Mund mit Asbest ausgekleidet wäre.
    »Sie meinen, dass ich wegen Eugenia überreagiere?« Gemma zog den Deckel von ihrem Becher ab und sah zu, wie der Dampf in einer kleinen Wolke aufstieg. Die psychischen Probleme von Kits Großmutter hatten sich anscheinend noch verschlimmert, und inzwischen erschien nur noch sein Großvater
Bob zu den festgelegten allmonatlichen Besuchen. Beim letzten Mal hatte er ihnen anvertraut, dass er nicht wisse, wie lange er noch in der Lage sein würde, allein für Eugenia zu sorgen.
    »Nein, es war ja nicht zu übersehen, dass sie nicht ganz richtig im Kopf ist«, antwortete Melody. »Aber was ist mit Ihrer eigenen Familie? Verstehen Sie sich mit Ihren Großeltern?«
    »An die Eltern meiner Mutter habe ich kaum Erinnerungen. Sie starben im Abstand von wenigen Monaten, als Cyn und ich noch klein waren. Meine Mutter sagte immer, dass sie sich nie wirklich vom Krieg erholt hätten. Und mein Vater … mein Vater redet überhaupt nie über seine Familie. Er ist mit dreizehn von zu Hause weggegangen und nie wieder zurückgekehrt.«
    »Da muss ja einiges im Argen gewesen sein. Aber Duncans Eltern sind in Ordnung?«
    »Ganz liebenswürdige Menschen. Und Sie, Melody, hören sich allmählich auch schon an wie eine Sozialarbeiterin«, fügte Gemma mit einer gewissen Schärfe hinzu. Sie war ein wenig verwundert, da Melody es sonst eher vermied, über persönliche Dinge zu sprechen. »Und wie ist das bei Ihnen?«, fragte sie und dachte bei sich: Wie du mir, so ich dir.
    »Oh, ich stamme von Aliens ab«, erwiderte Melody grinsend, wurde aber gleich wieder ernst. »Also, was wollen Sie denn nun wegen der kleinen Charlotte unternehmen?«
    Durch ihre Erfahrung mit Kit wusste Gemma zwar bestens Bescheid über egoistische Großmütter, doch sie wusste auch, dass das Jugendamt potenzielle Pflegefamilien sorgfältig und verantwortungsbewusst überprüfte. Aber sie stellte fest, dass ihre Beunruhigung in den letzten paar Minuten einem festen Entschluss Platz gemacht hatte. Sie war nicht bereit, Charlotte Maliks Schicksal dem bürokratischen Apparat zu überlassen.
    »Ich denke«, sagte sie, »ich werde mich mal in aller Ruhe mit Gail Gilles unterhalten.«

    Kincaid flüchtete aus der Hektik der Einsatzzentrale von Bethnal Green auf den Flur, um Gemmas Anruf entgegenzunehmen. Während er ihr zuhörte, nickte er den Vorübergehenden zu, unter denen er inzwischen mehr und mehr Gesichter wiedererkannte.
    »Nein, ich will noch nicht mit Gail Gilles sprechen«, sagte er, als er endlich auch einmal zu Wort kam. »Und ich will auch nicht, dass du mit ihr sprichst. Nicht, solange ich nicht Kevin und Terry Gilles vernommen habe.Wir haben ziemliche Mühe, sie zu fassen zu kriegen, und es fehlte nur noch, dass ihre Mutter sie vorwarnt.«
    Am Morgen hatte er einen Beamten zu den angeblichen Arbeitsstellen der beiden Brüder geschickt, einem Wettbüro in der Bethnal Green Road und einem Taxiunternehmen nicht weit von dort. In beiden Firmen schien man nicht so genau zu wissen, was die Brüder dort eigentlich machten oder wo sie sich im Moment aufhielten. Kincaid hatte vor jedem der beiden Häuser einen Beamten in Zivil postiert und einen dritten vor Gail Gilles’ Wohnung.
    »Wenn das Jugendamt sie aufgefordert hat, aus der Wohnung der Mutter auszuziehen, dann müssen sie ja irgendwo unterkommen«, meinte Gemma. »Ich würde es bei der Schwester versuchen.«
    »Gute Idee. Ich werde ihre Adresse ermitteln.« Er hatte die Enttäuschung in ihrer Stimme gehört, als er sagte, er wolle nicht,

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