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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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ihrer Großmutter kommt‹?«
    »Hat die Sozialarbeiterin dich nicht angerufen?«
    Gemma spürte, wie die Panik in ihr aufwallte. »Das muss ein Irrtum sein. Ich habe heute Nachmittag noch mit ihr gesprochen. Sandras Schwester hatte das Sorgerecht beantragt, aber Mrs. Silverman sagte, es sei aktenkundig, dass sie ihre eigenen Kinder vernachlässigt habe, also kommt das nicht in Frage.Von der Großmutter war keine Rede. Als sie sie am Sonntag kontaktierten, sagte sie, dass sie Charlotte nicht nehmen wolle.«
    »Na ja …« Hazel sah Gemma ein wenig ängstlich von der Seite an. »Mrs. Silverman rief Betty an, als ich dort war. Es scheint, als hätte Sandras Mutter es sich anders überlegt.«

14
    Spitalfields war das hauptsächliche Wohngebiet der Londoner Hugenotten und später ein Judenviertel. Durch die Nähe zum Hafen war es wie das benachbarte Whitechapel der erste Anlaufpunkt für aufstrebende Einwanderer. Im 16. und 17. Jahrhundert war Bethnal Green Zufluchtsort und Stützpunkt für Hugenotten, die vor der Verfolgung in Frankreich geflohen waren. Sie leisteten einen bedeutenden Beitrag zur architektonischen, wirtschaftlichen und demografischen Entwicklung des Londoner Ostens …
    Geoff Dench, Kate Gavron, Michael Young: The New East End
     
     
    »Sie können doch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen, Charlotte Sandras Mutter zu überlassen.«
    »Inspector James.« Janice Silvermans sonst so muntere und freundliche Stimme hatte einen frostigen Unterton angenommen. »Ich verstehe Ihre Bedenken. Aber gerade Sie sollten doch einsehen, dass Sie uns einfach unsere Arbeit machen lassen müssen.«
    Gemma atmete tief durch und lockerte den Griff, mit dem sie den Hörer umklammert hielt. Am Abend zuvor hatte sie mit Betty gesprochen, die ihr bestätigt hatte, was Hazel ihr über Charlotte erzählt hatte. Und an diesem Morgen im Büro hatte sie den ersten ungestörten Moment genutzt, um Janice Silverman anzurufen. »Natürlich«, sagte sie, bemüht, einen beschwichtigenden Ton anzuschlagen. »Aber nach allem, was ich gehört habe, ist Gail Gilles denkbar ungeeignet -«

    »Gail Gilles ist Charlotte Maliks Großmutter und ihre nächste lebende Verwandte. Als solche müssen wir sie einfach berücksichtigen. Das heißt nicht«, fuhr sie fort, ehe Gemma sie wieder unterbrechen konnte, »dass wir die Probleme, die Sie angesprochen haben, ignorieren werden. Charlotte wird vorläufig bei Mrs. Howard bleiben. Ich habe Ms. Gilles erklärt, dass ihre Söhne aus der Wohnung ausziehen müssen und dass wir auch überprüfen werden, dass die Anweisung befolgt wurde. Wir werden eine Eignungsprüfung veranlassen, und ich werde die Ergebnisse bei der nächsten Anhörung dem Familienrichter vortragen.«
    »Und wann wird das sein?«, fragte Gemma.
    Sie hörte Papier rascheln - offenbar schlug Silverman in einem Kalender nach. »Gestern in zwei Wochen, sofern es keine Verzögerungen gibt. Natürlich sollten Sie bei der Anhörung dabei sein, falls Sie irgendwelche Informationen haben, die für das Gericht nützlich sein könnten - sie sollten aber möglichst konkret sein.«
    Die Begriffe »Eignungsprüfung« und »Anhörung beim Familiengericht« waren Gemma noch auf schmerzliche Weise vertraut. Silvermans Formulierung » gerade Sie sollten das wissen « hatte sie zunächst auf ihre Arbeit bei der Polizei bezogen. Aber jetzt fragte sie sich, ob Silverman in den Unterlagen nachgesehen und herausgefunden hatte, dass Gemma und Kincaid selbst mit Kits Großmutter mütterlicherseits um das Sorgerecht für den Jungen gestritten hatten.
    Und sie hatten gewonnen - zu Recht, wie sie sich jetzt noch einmal sagte. Allerdings hätte jemand, der die streitenden Parteien nicht kannte und die Unterlagen nur flüchtig durchsah, eventuell den Eindruck gewinnen können, dass Gemma ein wenig hysterisch sei.
    Und bin ich das vielleicht wirklich? , dachte sie betroffen.
    Sie und Duncan wussten aus eigener Erfahrung, welchen Schaden Großeltern, die angeblich nur das Beste wollten, bei
einem sensiblen Kind anrichten konnten. Hatte dieses Wissen sie überempfindlich gemacht?
    Vielleicht ja, das musste sie eingestehen - und doch konnten alle vernünftigen Argumente ihre instinktive Ahnung nicht zerstreuen, dass dieses Kind gefährdet war. Und wenn niemand sonst sich für Charlotte einsetzte, dann durfte Gemma es nicht riskieren, die Sozialarbeiterin gegen sich aufzubringen.
    Und so nahm sie ihre ganze Selbstbeherrschung zusammen und sagte zu Mrs. Silverman: »Ich

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