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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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gegen die grundlegenden Gesetze der Physik verstoßen (weil man im Grunde nie weggewesen ist). Kurz gesagt, hat die Abwesen-heit einer Person auf die Umwelt ungefähr dieselbe Auswirkung wie ein Traum.
    Es war sehr dunkel. Zwar waren überall diese töner-nen Öllampen verteilt, doch spendeten sie ungefähr so viel Licht wie eine dieser Leselampen in einer billigen Pension oder wie ein im Todeskampf liegendes 34
    Glühwürmchen. Jedenfalls prallte Guy erst einmal gegen drei Pfeiler, bevor er einen zweiten Durchgang entdeckte.
    Dort befand sich eine massive kleine Tür, die mit riesigen Eisennägeln übersät war und einen Spalt-breit offen stand, durch den ein heller, fast silberner Lichtkegel hereindrang. Guy drückte sachte gegen die Tür und ging hindurch. Entgegen seinen recht finsteren Erwartungen quietschten die Scharniere nicht.
    Schließlich sah er de Nesle, der an einem sehr breiten und niedrigen Schreibtisch saß – oder, besser, nur dessen Rücken. Neben ihm stand eine helle Lampe – ein modernes elektrisches Exemplar –, und auf dem Schreibtisch waren irgendwelche weiße Kä-
    sten, die an der Stirnseite Glasfenster hatten. Auf diesen Glasfenstern formten sich grüne Lichtpunkte zu winzig kleinen Buchstaben, die sich veränderten, sobald de Nesle auf etwas drückte, das für Guy wie eine Schreibmaschinentastatur aussah. All das war höchst merkwürdig und hatte mit ihm, so hoffte Guy inständig, nichts, aber auch gar nichts zu tun.
    »Nimm sofort die Hände hoch!« forderte er de Nesle auf.
    Eigentlich sollte sich das viel bedrohlicher anhö-
    ren, doch hatte er die Wörter eher gepiepst als wirklich gesprochen. Immerhin war es ihm gelungen, gleichzeitig den Hahn des Revolvers zu spannen, so daß er jetzt die größte Hoffnung eher auf die Feuer-kraft als auf seine persönliche Ausstrahlung setzte.
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    »Dreh dich nicht um!«
    »Und warum nicht?« fragte de Nesle in Richtung dieses merkwürdigen Glasfensters, ohne die Finger von der Tastatur zu nehmen.
    »Ich habe gesagt, du sollst die Hände hochneh-men«, forderte Guy ihn erneut auf, wobei seine Stimme nun immerhin ein wenig, wenn auch nicht viel überzeugender klang.
    »Worum geht’s denn?« wollte de Nesle wissen.
    »Hat dir der Met nicht geschmeckt?« Er hob die Hände und fragte: »Darf ich mich jetzt umdrehen?«
    »Von mir aus«, grummelte Guy. »Aber denk dran: Wenn es sein muß, schieße ich.« Plötzlich fiel ihm etwas ein, und er fügte hinzu: »Ich nehme doch an, daß man dich mit Kugeln verletzen kann, oder?«
    Zwar hatte er sich vergeblich bemüht, möglichst viel Ironie in die Stimme zu legen, doch hatte sich die Frage eher wie eine ernsthafte Bitte um Information angehört.
    John de Nesle, der noch immer am Schreibtisch saß, blickte ihn jetzt an. »Das ist eine gute Frage.
    Verletzen kann man mich damit bestimmt, und deshalb wäre ich dir zutiefst dankbar, wenn du dich etwas vorsähest, wohin du mit dem Ding zielst. Ich will ja nicht unhöflich erscheinen, aber deine Hand zittert ziemlich, und ich habe …«
    »Das laß mal meine Sorge sein«, unterbrach ihn Guy, wobei er so böse wie möglich dreinblickte.
    Rückblickend hatte er zwar schon jetzt das Gefühl, daß er dies viel besser hätte machen können – esprit 36
    d’escalier –, aber er war und blieb nun mal ein Spät-zünder.
    »Ob man mich durch Kugeln wirklich töten kann, das weiß ich allerdings selbst nicht so genau«, fuhr de Nesle fort. »Diesbezüglich gehen die Meinungen weit auseinander. Die eine Richtung behauptet, daß ich, gleich nachdem ich gestorben bin, sofort wieder ins Leben zurückkehre. Eine andere Richtung stimmt mit dieser Auffassung – daß ich wieder ins Leben zurückkehre zwar überein, aber etwa fünf Minuten vor Eintritt des Todes, weil ich dann genügend Zeit hätte, um sicherzustellen, der wie auch immer gearte-ten Lebensgefahr rechtzeitig aus dem Weg zu gehen.
    Die dritte Richtung, der sich auch meine Mutter an-geschlossen hat, geht davon aus, daß ich wahrscheinlich tot bliebe. Gott sei Dank mußte das noch nie wirklich getestet werden, was mir, ehrlich gesagt, auch am liebsten ist. Aber was ist denn nun?«
    »Was soll denn sein?« erkundigte sich Guy.
    »Na, du bedrohst mich doch«, klärte ihn de Nesle auf. »Ich habe immer das Gefühl, daß Leute, die mit Waffen auf einen zeigen, auch etwas von einem wollen, du nicht? Also, was kann ich für dich tun?«
    »Als erstes will ich von dir wissen, wie ich hier rauskomme.«
    »Oje, ich fürchte,

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