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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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zu.
    Wie Mountjoy auffiel, hatte der Schirm eine bei-gebraune Farbe mit unauffälligen schwarzen Mu-stern.
    Auf so etwas standen Frauen also. Vielleicht wäre es ganz interessant, demnächst mal eine genauer kennenzulernen – vielleicht aber auch nicht. Er flackerte kurz in der Kälte auf und räusperte sich. »Also gut, dann lassen Sie uns zum Geschäftlichen kommen, einverstanden?«
    »Mit Vergnügen.« Blondel schlug die Klappe einer schmalen Ledertasche, die er an einem Band um den Hals trug, zurück und holte ein kleines Ton-bandgerät heraus. »Sie haben hoffentlich nichts dagegen, wenn ich das Gespräch aufzeichne. Mein Ge-dächtnis ist nämlich längst nicht mehr das, was es mal war.«
    »Ganz, wie Sie wollen«, antwortete Mountjoy fro-stig.
    »Ich hatte gedacht, wir könnten einander vertrauen, aber wenn Sie meinen, bitte.«
    »Ich weiß, ganz schön hinterhältig, wie? Im Grunde ist es auch nicht meine Idee gewesen, sondern die meines Managers. Eigentlich ist er der geborene Unterhändler. Er hat die letzten Tage damit verbracht, Ihrem Chef eine Lebensversicherung aufzuschwat-zen.«
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    Mountjoy legte den Kopf in den Nacken und blickte Blondel über den Nasenrücken hinweg an.
    »Ohne Erfolg, wie ich vermute.«
    »Nicht ganz«, antwortete Blondel schmunzelnd.
    »Zwar ist es ihm nicht gelungen, Ihrem Boß eine Lebensversicherung anzudrehen, trotzdem hat er es geschafft, mit ihm eine Unfallversicherung abzu-schließen.
    Beim Verlust irgendwelcher Gliedmaßen ist er jetzt voll versichert.«
    Nach Mountjoys Dafürhalten war das genug an oberflächlicher Konversation, und er hielt den Zeitpunkt für gekommen, die Karten aufzudecken. »Es dürfte Sie interessieren« – er hielt kurz inne, um sich mit dem Handrücken Regen aus den Augen zu wischen –, »daß wir zur Zeit einige Gäste in unserem el beherbergen.«
    »Ach so?«
    »Freunde von Ihnen – oder besser: ein Freund und eine Verwandte von Ihnen.« Mountjoy grinste und flackerte dabei stroboskopartig auf (ein toller Trick, wenn man ihn beherrscht; falls man, wie Mountjoy, doppelgesichtig ist, ist das natürlich hilfreich).
    Auch wenn Blondel für einen kurzen Augenblick aus der Fassung geraten sein mochte, so erholte er sich doch rasch von dem Anblick. Jemand, der sich auf Anhieb Seiltanzen beibringen kann, sollte erst recht keine Probleme mit rein geistiger Behendigkeit haben.
    »Ach, Sie meinen diesen Guy Goodlet und meine 388
    Schwester Isoud. Vielleicht sollte ich Sie lieber vor Isoud warnen, wenn sie nämlich nicht gleich nach dem Aufwachen eine Tasse Tee bekommt, ist sie ungefähr so umgänglich wie eine Wildkatze. Oder haben Sie das schon selbst herausgefunden?«
    »La Beale Isoud besitzt durchaus so viel Verstand, um zu begreifen, daß sie sich zur Zeit um dringendere Probleme kümmern muß als um die Frage, wo sie ihre nächste Tasse Tee herbekommt«, antwortete Mountjoy mürrisch.
    »Sind Sie sich auch ganz sicher, daß wir von derselben Person sprechen?« Blondel ließ nicht locker.
    »Etwa diese Größe, aschblondes Haar und süchtig nach kohlehydratreicher Nahrung?«
    »Wie mir berichtet wurde«, fuhr Mountjoy unbeirrt fort, »haben die beiden bereits einen Fluchtver-such unternommen, der natürlich kläglich gescheitert ist. Und ich kann Ihnen garantieren, daß sie es nicht sonderlich eilig haben werden, so etwas noch einmal zu versuchen.«
    Wie Blondels Mutter immer wieder betont hatte, müsse ein Gentleman stets die Fasson bewahren und höflich bleiben, selbst wenn er von boshaften und unkorrekt gekleideten Ungläubigen in eine von Skorpionen wimmelnde Grube gestoßen werde. Also reagierte er entsprechend gefaßt.
    »Sie sind ja ganz schön gerissen, mein Lieber.
    Wenn ich Sie richtig verstehe, haben Sie es auf einen Geiselaustausch abgesehen, oder?«
    »Ja, das war jedenfalls meine Idee dabei.«
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    »Na gut. Lassen Sie König Richard für den Antichristen frei, und Sie bekommen von mir die beiden Juliusse für Guy und Isoud«, schlug Blondel vor.
    »Ganz bestimmt nicht«, widersprach Mountjoy mit unangenehm kichernder Stimme. »Das wäre uns gegenüber völlig unfair, schließlich sind der Papst und der Gegenpapst ein und dieselbe Person.«
    »Aber sie tragen verschiedene Hüte«, gab Blondel rasch zu bedenken. »Und Hüte stellen einen gewaltigen Unterschied dar, da brauchen Sie nur meinen Freund Guy zu fragen.«
    »Nichtsdestotrotz sind die Bedingungen für uns unannehmbar«, beharrte Mountjoy.
    »Wie war’s, wenn ich meinen

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