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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Ehrlich!
    Blondel hörte Stimmen hinter sich. Obwohl die Soldaten völlig außer Atem waren, schienen sie mit freudiger Erregung darüber zu diskutieren, wer von ihnen welchen Teil von ihm als erster verstümmeln dürfte.
    Wann ist eine Tür keine Tür?
    Wenn sie ein Krug ist.
    Klingt logisch.
    382
    »… zusammen mit einem genau austarierten Wert-papierbestand des ›Beaumont Street Gold- und Anla-gevermögensfonds‹ und einem angemessenem Bar-guthaben bei, sagen wir mal, der ›Beaumont Hypo-thekenbank‹ garantiert das einen maximalen Gewinn, ohne langfristigen Kapitalanlagen unnötigen Schaden zuzufügen.
    Na, das wäre doch bestimmt was für Sie, nicht wahr?«
    »Nein.«
    Giovanni seufzte. Es war kalt hier unten im Keller, und er bekam einen Krampf im Bein. Andererseits liebte er jede Herausforderung. »Na schön. Wie war’s denn, wenn man den Hauptteil der Kapital-summe in konvertierbare karibische Schatzanwei-sungen zu neuneinhalb Prozent steckt und den Rest-betrag über das Anlagekapital des zweiten Kreuzzugs in Wertpapiere zu dreieinhalb Prozent investiert. Sagen Sie selbst, fairer geht’s doch nicht, oder? Das ist sicher wie die Bank von England.« Dann fiel ihm das Investitionspaket ein, das er im Jahre 2343 für den Finanzminister ausgearbeitet hatte, und fügte hinzu:
    »Sicherer sogar.«
    »Nein.«
    »Zufällig weiß ich von diesem Pferd, das im vierten Rennen in Doncaster läuft. Wenn ich sage ›läuft‹, dann meine ich natürlich in Wirklichkeit ›lief‹. Wenn Sie also wollen, dann …«
    »Nein.«
    Es gibt Zeiten, in denen selbst der hartnäckigste 383
    Finanzberater einsehen muß, daß es keinen Sinn mehr hat. »Na gut, letztendlich bleibt Ihnen die Entscheidung ganz allein überlassen. Wenn Sie meinen, Sie brauchten nicht fürs Alter vorzusorgen, dann …«
    »Maul halten!« unterbrach ihn der Antichrist.
    384

10. KAPITEL
    s regnete. Genauer gesagt, es goß wie aus Kü-
    E beln, und noch hatte niemand den Schirm er-funden.
    Mountjoy, der grundsätzlich auf zeitgemäße Kleidung bestand (›Wenn man in der Renaissance ist, sollte man sich auch wie ein Zeitgenosse anziehen‹), blickte unter der durchweichten Kapuze seiner Mönchskutte hervor und pustete sich einen Regentropfen von der Nasenspitze.
    »Er kommt zu spät«, stellte er fest.
    »Bei allem Respekt, Sir, aber …«
    Langsam drehte der Gegenhofgeistliche den Kopf, blickte seinen Obergruppenführer finster an – wohlge-merkt seinen stellvertretenden Obergruppenführer; er hatte White Herald angefordert, aber offenbar waren dem Wartungslager Kniegelenke der Größe 63 B ausgegangen – und zischte: »Hast du eben was gesagt?«
    »Ja, Sir«, antwortete Clarenceaux. »Bei allem Respekt, Sir, aber da wir uns in einer zeitlichen Anomalie befinden, wie kann er da, ich meine … ähm …
    bei allem Respekt, Sir, aber wie kann er da zu spät kommen? Also, ich meine, also das geht doch …«
    385
    Mountjoy ließ Clarenceaux ausreden, ohne ihn zu unterbrechen, da er ein solches Vorgehen für demü-
    tigender hielt. »Bist du endlich fertig?«
    »Ja, Sir.«
    »Dann halt’s Maul!«
    Clarenceaux formte das Wort ›Sir‹ mit den Lippen und behielt die Habtachtstellung bei. Ich mag zwar die niederste Lebensform sein, die es gibt, sagte er sich, und völlig blöd und nur wenig besser als ein Roboter sein, aber wenigstens besitze ich den Verstand, Ölzeug zu tragen.
    Mountjoy hegte gerade den Verdacht, daß man ihn verladen hatte, als auf der anderen Seite der Brücke eine schmächtige Gestalt auftauchte. Der Mann trug einen Schirm. Typisch!
    »Entschuldigung, wenn ich Sie habe warten lassen!« rief Blondel mit singender Stimme, während er sich den beiden näherte, wobei er mit den grünen Gummistiefeln genüßlich in die Pfützen trat. »Ich bin unterwegs aufgehalten worden.« Er nickte zu der Burg auf der anderen Seite des Flusses hinüber. »Der Burgvogt hat sich als ein Fan von mir herausgestellt und darauf bestanden, daß ich auf ein Glas Met blieb.
    Und man will ja nicht unhöflich sein, nicht wahr?«
    Mountjoy funkelte mürrisch, wodurch ein guter Liter Regenwasser aus seiner Kutte verdunstete.
    »Egal«, knurrte er. »Hauptsache, Sie sind jetzt da.«
    »Ja, das bin ich wohl. Aber hören Sie, wäre es möglich, daß wir uns irgendwo ins Trockene zurückziehen?
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    Dieser Schirm gehört nämlich meiner Schwester und ist etwas zu klein für mich.«
    Ein Baum in der Nähe schien einigermaßen Schutz zu bieten, und Blondel klappte den Schirm

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