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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Manager dazu überrede, einen kostenlosen Radiowecker mit in die Waagschale zu werfen?«
    Mountjoys Blick tauchte die nähere Umgebung kurzfristig in tiefe Dunkelheit. »Wenn ich Sie wäre, riete ich Ihrem Freund Galeazzo, von kostenlosen Radioweckern lieber die Finger zu lassen und das Thema insbesondere in Gegenwart meines Herrn nicht anzusprechen.«
    Ein absurder Gedanke schoß Blondel durch den Kopf, und er mußte furchtbare Kämpfe mit seiner Motorik durchstehen, um nicht eine alberne Fratze zu ziehen und laut loszulachen. »Wollen Sie etwa damit sagen … ?«
    »Kurz bevor das Datum für den Tag des Jüngsten Gerichts festgelegt wurde«, intonierte Mountjoy in der Art des Psalmengesangs, »hat mein Herr auf Ge-390
    heiß seiner Anwälte eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen.
    Anscheinend hat ihm der Versicherungsmakler bei Abschluß des Vertrags einen kostenlosen Radiowecker angeboten, der hinterher bei einer sehr wichtigen Gelegenheit nicht mehr ausging. Ich bin mir ziemlich sicher, daß er, sobald mein Herr mit Ihnen fertig ist, Master de Nesle, die Angelegenheit mit dem betreffenden Makler ein für allemal klären wird.«
    Blondel, der die ganze Zeit die Augen geschlossen hatte, um seine Erheiterung zu unterdrücken, öffnete sie wieder und nickte. »Schön, dann vergessen wir den Radiowecker. Aber finden Sie nicht, daß ein Handel, bei dem Sie mir zwei relativ unbedeutende Zivilisten im Austausch für zwei ranghohe Kleriker und den Antichristen geben, ein wenig, nun ja, sehr einseitig ist, wenn Sie mir dieses kleine Wortspiel verzeihen?«
    »Das hängt ganz davon ab. Unbedeutend für uns vielleicht und ganz bestimmt unbedeutend für die Geschichte, aber auch unbedeutend für Sie?«
    Blondel runzelte die Stirn und bemerkte etwas aus den Augenwinkeln heraus. »Hallo, ist das nicht mein alter Freund Clarenceaux unter diesem ganzen Ölzeug?
    Wie steht’s, Clarenceaux?«
    Clarenceaux, der halb in Habtachtstellung und halb von der Kälte steif gefroren dastand, starrte mit den Augen geradeaus. »Sir?«
    »Immer noch so einsilbig?«
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    »Sir?«
    »Schon gut, Clarenceaux. Wenn du artig deine unerschütterliche Haltung beibehältst, wird dir schon nichts passieren. Aber ich warne dich, eine falsche Bewegung, und du riskierst eine dicke Lippe.«
    »Das kann ich gar nicht, Sir.«
    »Was kannst du nicht?«
    »Ein dicke Lippe riskieren. Meine Größe ist nämlich ausgegangen, hat der Lagermeister gesagt«, er-klärte Clarenceaux.
    »Das tut mir leid für dich«, sagte Blondel mitfühlend und wandte sich wieder an Mountjoy. »Ich sage Ihnen, was ich tun werde, auch wenn ich mir damit selbst das Wasser abgrabe. Sie bekommen von mir die beiden Päpste und den Antichristen, und Sie geben mir dafür den König und Guy. La Beale Isoud können Sie meinetwegen behalten. Einen faireren Vorschlag kann ich Ihnen nicht machen.«
    Mountjoy war trotz seiner phosphoreszierenden Gleichgültigkeit geschockt. »Sie würden Ihre eigene Schwester opfern?« staunte er.
    Blondel versuchte, möglichst unschuldig dreinzublicken. »Selbstverständlich. Ein Mann ist in erster Linie dem König verpflichtet und gleich danach dessen getreuen Rittern. Schwestern kümmern sich nur um die Wäsche.«
    Mountjoys Gedanken drehten sich wie die Walzen eines einarmigen Banditen. Ihm fiel wieder ein, was der Wärter ihm erzählt hatte; dem armen Kerl mußte von der Frau alles mögliche an den Kopf geworfen 392
    worden sein, nachdem er ihr die tägliche Essensration gebracht hatte, und er hatte mit der Kündigung gedroht. Das el des Larmes Chaudes hatte aber schon genug Probleme damit, die Lücken im Personal zu schließen, und durfte es auf keinen Fall riskieren, einen weiteren Wärter zu verlieren. »Ich denke nicht im Traum daran«, lehnte er schließlich Blondels Vorschlag ab.
    »Schade.« Blondel seufzte. »Na gut, dann unter-breite ich Ihnen jetzt mein wirklich allerletztes Angebot. Sie lassen Richard, Guy und Isoud frei und kriegen dafür Ihren ganzen Haufen zurück und zu-sätzlich mich.«
    »Sie?«
    »Gewiß, warum nicht? Sie können mich in ein Archiv Ihrer freien Wahl verfrachten, und ich verspreche Ihnen hoch und heilig, Sie werden nicht einmal wissen, daß ich dort bin.«
    Mountjoy schüttelte energisch den Kopf und versprühte dabei Second Head-Regen. »Aber auch nur deshalb, weil Sie wirklich nicht dort sein werden.
    Schließlich sind Sie schon mal in den Archiven gewesen und konnten fliehen. Wir könnten nachts nicht mehr schlafen.

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