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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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bevor Mountjoys mit finsteren Gestalten vollbeladener Wagen herangeprescht kam. Offenbar konnte Blondels Widersacher das Hindernis auf der Straße nicht mehr rechtzeitig erkennen, um an-403
    zuhalten, denn es ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen.
    »Da hat wohl gerade jemand einem anderen böse ein Bein gestellt«, flüsterte Blondel mit schadenfro-hem Grinsen.
    Finstere Gestalten fielen vom Wagen, Laternen wurden geschwenkt, Mordaunt rutschte im Schlamm aus, stürzte, spießte sich an einer gebrochenen Lanze selbst auf, starb und wurde von Mountjoy bezichtigt, sich nur vor der Arbeit drücken zu wollen.
    Dann näherten sich die Laternen allmählich dem Gebüsch.
    »So ein Mist«, fluchte Blondel. »Kommt schon …
    außer dir natürlich, Isoud. Ich nehme an, du willst in die andere Richtung gehen. Der Rest folgt mir.«
    »Verdammter Mist, wohin gehen wir eigentlich?«
    wollte Guy wissen.
    »Natürlich zurück zur Straße«, antwortete Blondel.
    »Streng doch mal deinen Grips an.«
    »Aber …«
    »Und sobald wir dort sind«, fuhr Blondel fort,
    »werden wir in die entgegengesetzte, also in die ver-botene Richtung gehen. Das ist übrigens von Osten nach Westen, falls es Sie interessiert, Marco. Erinnern Sie sich noch? Das ist nämlich eine Einbahnstraße.«
    »Welche Zeit haben wir?« fragte Guy.
    »Ist doch egal, wenigstens regnet es nicht«, stellte Blondel lakonisch fest. »Kommt schon, ich spendiere euch ein Eis.«
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    Sie marschierten hurtig auf die Geräuschquelle zu, bis sie ihre Schrittfrequenz nach und nach den äußeren Begebenheiten anpassen mußten und nur noch im Bummeltempo vorankamen; auf einer Kirmes bleibt einem nichts anderes übrig, als herumzubummeln, erst recht dann, wenn es nicht regnet.
    »Was ist eigentlich passiert?« wollte Guy wissen.
    »Ich meine, in der einen Minute rennen wir noch direkt auf diese Straße zu … und dann … peng! Oder besser«, fügte er mit neu aufkeimender Verwirrung hinzu, »nicht mal peng.«
    »Seht mal, dahinten ist sogar eine Kapelle«, sagte Blondel, ohne auf ihn einzugehen. »Wahrscheinlich ist die von der Heilsarmee. Ich mag Blasmusik, du auch, Guy?«
    »Vermutlich lag das daran, daß das eine Einbahnstraße war«, fuhr Guy fort. »Demgemäß gab es da konsequenterweise dieses Durchfahrtsverbot, was dasselbe wie ›Kein Zutritt‹ bedeutet, und das heißt, daß Einbahnstraßen irgendwie mit dem Zeittunnel-netz verbunden sind. Passiert das immer, wenn man auf einer Einbahnstraße in die falsche Richtung geht oder fährt?«
    »Kann sein«, antwortete Blondel. »Ich habe das vorher auch noch nie ausprobiert. Du schon mal?«
    »Nein«, räumte Guy ein. »Was meinst du, in welcher Zeit wir hier jetzt sind?«
    »Eindeutig im zwanzigsten Jahrhundert«, stellte Blondel mit fachmännischem Blick fest, »und zwar in der zweiten Hälfte. Im zwanzigsten Jahrhundert 405
    fällt es einem natürlich etwas schwerer, sich zu orientieren, weil man sich nicht nach der Kleidung richten kann. Die leiden hier andauernd unter einer Krankheit namens Nostalgie. So kann es dir beim Spazierengehen passieren, daß du dir gerade aufgrund der Rocklänge oder der Schulterpolster gesagt hast, jetzt weiß ich endlich, welches Jahr wir haben, und dann entdeckst du an irgendeinem Kino ein nagelneues Elvis-Plakat, und der nächste Hinweis ist ein Toyota, von dem du fast umgefahren worden wärst. Obwohl Autos ein todsicherer Tip sind.
    Anhand von Autos kannst du die Zeit gewöhnlich bis auf sechs Monate genau bestimmen.« Blondel blieb stehen, musterte einige Autos und nickte.
    »Neunzehnhundertsechsundachtzig«, legte er sich fest. »Komische Zeit, in der wir da gelandet sind.«
    »So?«
    »Ja, da ist nichts Besonderes passiert«, erläuterte Blondel. »Vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen, aber wenn man einen Zeittunnel aufs Geratewohl verläßt, kommt man fast immer an einem Ort heraus, wo gerade ein entscheidender Wendepunkt der Geschichte stattfindet.«
    »Du meinst wie neulich, als Cäsar den Fluß überquert hat und dabei …«
    »Ja, aber red nicht so laut«, unterbrach ihn Blondel in strengem Ton. »Es wäre mir unangenehm, wenn jemand mitbekommt, daß wir schuld daran waren.
    Trotzdem würde es mich interessieren, warum man andauernd in einem solch entscheidenden Augen-406
    blick auftaucht. Vielleicht besitzen solche Momente ein stärkeres Zeitfeld als irgendein durchschnittlicher Donnerstag in Düsseldorf.
    Soweit ich es beurteilen kann, passiert hier jedenfalls nichts

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