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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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›Solltest du nicht langsam in den dritten Gang schalten, Blondel?‹ oder ›Ich bin mir sicher, wir hätten eben links abbiegen müssen‹.
    Sie müssen mir irgendwann einmal verraten, wie Sie es geschafft haben, daß sie Ihnen keine Blase ans Ohr gelabert hat. Aber egal, sind Sie bereit, Mountjoy?«
    »Ja.«
    Mountjoy winkte mit der rechten Hand. Pursuivant und Mordaunt sprangen vom Wagen und zogen zwei anthropomorphische Bündel von der Ladefläche, die mit einem dumpfen Knall auf den Boden schlugen.
    »Sehr schön«, drückte Blondel seine Zustimmung aus. »Giovanni, Marco, Iachimo, könnten Sie jetzt bitte unsere Fracht abladen?«
    Die Galeazzo-Brüder entluden die Geiseln und setzten sie auf der nassen Straße ab, dann stellten sie 400
    jeweils einen kostenlosen Aktenkoffer aus Lederimi-tat und einen Solarrechner daneben. Die beiden Pferdewagen fuhren ein paar Schritte vor, und die neue Fracht wurde aufgeladen.
    »So, das war’s dann wohl«, stellte Blondel erleichtert fest. »Es war mir eine Freude, mit Ihnen …«
    » Ergreift sie!«
    Blondel blickte Mountjoy kurz voller Verachtung an, dann ließ er laut die Zügel krachen. Gleich darauf war der Pferdewagen von dunklen Schatten umge-ben; finstere, bedrohlich näher rückende Gestalten, die um so beunruhigender wirkten, als sie mit herun-tergeklappten Visieren …
    »Sieh mal, Guy!« schrie er nach hinten. »Hüte! Eiserne Hüte! Unmengen davon!«
    Ein lauter Knall ertönte, und gleich darauf war das Geräusch einer an einem Helm abprallenden Kugel zu vernehmen. Eine finstere Gestalt fluchte laut und rannte um ihr Leben; oder zumindest um ihre fünf-hundertjährige Garantie auf sämtliche Bauteile und Funktionen.
    Der Einspänner tat einen Satz nach vorn und rollte hoppelnd davon.
    »Verfolgt sie!« brüllte Mountjoy, doch bis auf eine Gestalt, die kopflos umherirrte und gegen alles rannte, was ihr im Weg stand, rührte sich niemand vom Fleck. Später rechtfertigten sie ihr Verhalten damit, daß man unter diesen Dreckshelmen kein Wort verstehe.
    Auf der Ladefläche von Mountjoys Pferdewagen 401
    erhob eine autoritäre Stimme lautstark Protest, so daß man sie auch ohne Probleme durch eine zwölf Zentimeter dicke Stahlplatte hindurch hätte hören können.
    »Und jetzt steh da nicht untätig herum, sondern schnapp sie dir gefälligst!« fügte sie laut kreischend hinzu.
    Während der Pferdewagen über die Straße rumpelte, dachte Blondel laut nach: »Weißt du, ganz allmählich hängt’s mir zum Hals raus, andauernd irgendwo herumirren zu müssen oder von Leuten verfolgt zu werden. Dir nicht?«
    Guy nickte. Sollte der Wagen weiterhin so schau-keln, dann dürfte ihm gleich etwas ganz anderes zum Hals heraushängen. Da er allerdings seit einer Ewigkeit nichts mehr im Magen gehabt hatte, handelte es sich dabei wahrscheinlich um ein rein theoretisches Problem. Dann entdeckte er etwas wie einen Halte-griff und klammerte sich daran fest.
    »Aua!« beschwerte sich Marco.
    »Tut mit leid«, entschuldige sich Guy und ließ Marcos Ohr wieder los. »Was tuen Sie überhaupt da unten?«
    »Ich suche meinen Hut«, antwortete Marco. »Er ist eben runtergefallen, als …«
    »Vergessen Sie das Ding.«
    »Aber der ist fast neu«, protestierte Marco. »Mit einer Feder dran und …«
    »Ich habe gesagt, vergessen Sie das Ding!« wiederholte Guy. »Und zwar ein für allemal!«
    402
    Als der Pferdewagen viel zu schnell über ein Schlagloch rollte, wurden durch die gewaltige Wucht des Aufpralls sämtliche Insassen in die Luft geschleudert, und gleich nach ihrer Landung krachte es laut, der Wagen geriet heftig ins Schlingern, bis er schließlich jählings zum Stehen kam.
    »Die Achse ist gebrochen«, stellte Giovanni mit sachverständigem Blick fest. »Ich wette, jetzt sind Sie bestimmt froh, daß Sie eine Vollkaskoversiche-rung abgeschlossen haben, Blondel, stimmt’s?«
    »Ach, jetzt halten Sie den Mund, Giovanni«, zischte Blondel wütend. »Und du auch, Isoud!«
    »Ich habe doch gar nichts …«
    »Dann halt dich auch daran!« Blondel sprang wü-
    tend vom Kutschbock hinunter. Die Laternen von Mountjoys Wagen waren nicht mehr weit entfernt.
    »Kommt schon!« brüllte er. »Hier entlang!«
    »Und warum da entlang?« fragte Isoud.
    »Hör mal …«
    »Meiner Meinung nach sollten wir uns rechts halten.«
    » Hör mal …«
    »Auf der Karte steht …«
    » Hier entlang!«
    Schließlich rannten sie los und gingen gerade noch rechtzeitig hinter einem niedrigen Gebüsch in Deckung,

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