Wenn du denkst, du hast mich schon
ihr nicht noch etwas warten, um zu sehen, ob ihr miteinander auskommt und wie er sich dir gegenüber verhält? Hat er dir versprochen, mit der Rodeoreiterei aufzuhören?”
„Natürlich nicht. Das würde ich nie von ihm verlangen.”
„Wird er hierbleiben und dir auf der Ranch helfen?”
„Sicher hilft er mit, wenn er hier ist.”
„Das bezweifle ich aber. Da er genug Geld mitbringt, um sich eine Frau - eine Frau samt Ranch - zu kaufen, glaubt er bestimmt, genug getan zu haben.”
„Mary Katherine O’Brien, wie kannst du es wagen, so etwas über mich zu sagen! Ich bin deine Schwester und habe ein bisschen mehr Respekt verdient. Wie kannst du …”
Aufschluchzend warf sich Mollie Megan um den Hals. „Entschuldige, Megan, entschuldige! So hatte ich das nicht gemeint”, stieß sie stockend hervor und schluchzte herzzerreißend.
Megan kamen auch die Tränen, und es dauerte nicht lange, bis Maribeth mit feuchten Augen erst die eine Schwester tröstend umarmte, dann die andere. Schließlich trockneten sich die drei die Augen.
„Was soll denn das? Wenn wir so weitermachen, ist die Dürre rasch beendet! Kommt, genug gejammert und geklagt. Bestimmt hat Butch uns gehört und glaubt, wir halten hier Totenwache”, sagte Megan.
„Freust du dich denn nicht für sie, Mollie?” wollte Maribeth wissen. „Ich dachte, du fändest es schön, dass sie sich in jemanden verliebt hat. Sie ist bislang nicht mal mit jemandem ausgegangen.” Erstaunt musterte sie Megan. „Nicht mal mit Travis! Wie kommt ihr dazu, euch so plötzlich zu verloben?”
„Wir wollten das beide so”, erwiderte Megan zögernd. „Er meinte, er wäre bereit, sesshaft zu werden und mich zu heiraten. Natürlich weiß er, dass ich nicht versuchen werde, ihn zu ändern, genausowenig wie er von mir verlangt, dass ich mich ändern soll. Sicher werden wir gut auskommen.” Sie nahm ihre Schwestern an der Hand. „Bitte stellt euch darauf ein. Es fällt mir selbst nicht ganz leicht, mich mit dem Gedanken anzufreunden. Dafür kam es zu plötzlich. Aber wir haben uns nun mal dafür entschieden. Könnt ihr beide unseren Wunsch nicht akzeptieren?”
„Natürlich!” rief Maribeth sofort und schaute Mollie an. „Können wir doch, oder?” fragte sie zögerlich.
Mollie musterte Megan eine Weile, ehe sie erwiderte: „Bist du wirklich ganz sicher, dass du es so möchtest, Megan?”
„Bin ich.”
Mollie tätschelte ihr die Hand. „Auf Dauer ist das das einzige, was zählt.” Sie rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht und rang sich zu einem Lächeln durch. „Wenn ich nicht nach unten gehe, verbrennen mir die Biskuits. Komm frühstücken. Dabei kannst du uns mehr von eurer Fahrt nach Austin erzählen.” Flüchtig blickte sie auf den Ring. „Das muss ja richtig aufregend gewesen sein.”
Mollie hastete aus dem Zimmer.
Megan wandte sich an ihre kleine Schwester. „Was wolltest du noch mal mit Bobby unternehmen?”
„Ich freue mich richtig für dich”, wiederholte Maribeth, ohne auf ihre Frage einzugehen.
„Travis sieht umwerfend gut aus. Wenn ich nicht schon vorhätte, Bobby zu heiraten, wäre er genau der Mann, den ich mir aussuchen würde.”
Megan straffte die Schultern. „Was hast du da gesagt?” erkundigte sie sich. Maribeths offenherzige Behauptung erschreckte sie. „Du und Bobby, ihr …”
„Noch nicht, keine Sorge”, erwiderte ihre jüngste Schwester von oben herab. „Aber wir haben schon alles durchdacht und geplant. Wir werden zusammen aufs College gehen. Wenn wir unseren Abschluss haben, kommen wir zurück, heiraten und wollen auf der Ranch seines Vaters wohnen. Bobbys Dad hat ihm versprochen, ihm ein Haus bauen zu lassen. Immerhin ist Bobby ein Einzelkind und wird die Ranch sowieso erben. Bis dahin kann er sie mit seinem Vater zusammen bewirtschaften. Wenn wir verheiratet sind und viele, viele Kinder haben …”
„Viele, viele …?” Nun war es Megan, die die Entscheidung ihrer Schwester anzweifelte.
Maribeth lachte laut auf. „Na ja, so genau haben wir uns das nicht überlegt. Wir haben ja noch viel Zeit.”
„Das finde ich aber auch. Mindestens noch sechs Jahre.”
Maribeth reckte sich. „Wir haben es nicht eilig. Schließlich sind wir schon seit Jahren befreundet. Es macht mir nichts aus, wenn du zuerst heiratest. Ich finde es vernünftig, da du die Älteste bist.”
Ungläubig musterte Megan sie. „Nett von dir.”
Maribeth nickte und hörte den leicht ironischen Unterton in der Stimme ihrer
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